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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Heringsangeln an der Ostsee - die silberne Flut
An der Ostsee ist es meist Mitte März soweit: Die Heringssaison beginnt. Millionenfach wandern die Silberlinge in die Küstengewässer, um dort zu laichen. Der Fischreichtum ist dann mancherorts enorm. Wir sprechen über die Lebensweise des Herings, geben Tipps zu Ausrüstung und Montage. Außerdem verraten wir, wo die reichsten Fänge winken und wie Sie Heringe zubereiten.
Frühling ist Laichzeit für die Heringe
Ja, es ist Frühling, aber allzu viel ist davon gerade nicht zu merken. Der Westwind treibt dicke graue Wolken vor sich her, während auf dem Strelasund die Wellen weiße Schaumkronen tragen. Die Bedingungen könnten besser sein. Aber manchmal muss man ans Wasser gehen, sobald man Zeit hat, und nicht erst, wenn das Wetter schön ist. Man könnte sonst etwas verpassen.
Riesige Schwärme sammeln sich vor allem in Meeresarmen wie der Schlei, der Kieler Förde und dem bereits erwähnten Strelasund. Die Heringe dringen auch in Hafenbecken und Brackwasser vor. Dort, wo der Salzgehalt gering genug ist, wird die silberne Flut von großen Hechten erwartet, die wegen ihrer eigenen Laichzeit einen gewaltigen Appetit haben. Für viele Vögel gibt es ebenfalls ein Festmahl. Ein faszinierendes Naturereignis.
Wissenswertes zur Lebensweise des Herings
Der Hering, Clupea harengus, gilt gemeinhin als Planktonfresser. Seine Nahrung besteht allerdings nicht nur aus winzigen Kleinkrebsen und anderen Mikro-Meeresbewohnern, auch Schwebegarnelen sowie Fischbrut stehen auf dem Speiseplan. Vor allem in Küstennähe scheint den Fischen der Sinn nach etwas größeren Happen zu stehen. Das mag eine Frage des Angebots sein. Auf jeden Fall fressen die Tiere auch während der Laichperiode - sehr zur Freude der Angler. Ein einziges Heringsweibchen indes produziert je nach Größe bis zu 50.000 Eier. Sie werden frei schwebend im Wasser befruchtet. Anschließend sinken die Eier zur Boden, um dort an Steinen, Muschelschalen oder Seegras festzukleben. Bis zum Schlüpfen der Larven. Die Fruchtbarkeit der Schwärme ist enorm. Experten schätzen, dass allein an der norwegischen Küste jährlich über eine Million Tonnen Heringslaich abgesetzt werden.
Heringsangeln: Tipps zu Ausrüstung und Montage
Der Heringsfang ist keine komplizierte Angelegenheit. Eine kräftige, etwas längere Spinnrute oder eine Grundrute mit einem Wurfgewicht von mindestens 30 Gramm und eine nicht allzu schwere Rolle sind bestens geeignet. Als Schnur wählt man eine Geflochtene mit 0,15 Millimetern Durchmesser, oder eine doppelt so starke Monofile. Am Ende wird ein passender Wirbel geknotet, und daran wiederum ein so genannter Heringspaternoster befestigt. Letzterer verfügt über drei bis fünf daumennagelgroße Haken, an denen glänzende Streifen aus Kunststofffolie, weiße Federchen oder gar getrocknete Fischhaut-Fetzen befestigt sind. Diese Gebilde ähneln den Streamern der Fliegenfischer und sollen ein kleines Beutetier imitieren. Für Menschen mag das nicht sehr überzeugend aussehen, aber die Heringe sind da nicht wählerisch. Oft langen sie regelrecht gierig zu.
Ein spezielles, weiß-rot gefärbtes Heringsblei rundet die Montage ab. Theoretisch tut es auch ein normales Birnenblei, doch die abgeflachten, hellen Sondergeschosse haben einen erheblichen Vorteil: Sie sinken langsamer ab und machen dabei tänzelnde Bewegungen. Die weiße Farbe leuchtet immer wieder auf, was die Heringe neugierig macht. Die Fische schwimmen herbei, entdecken so die Beuteattrappen, und beißen an. Hoffentlich. Heringsbleie und -paternoster findet man in Norddeutschland in praktisch jedem Angelladen.
Heringsangeln: Wo und wie?
Als nächstes steht die Wahl des Angelplatzes an. Gute Stellen für den Heringsfang sind während der Saison leicht zu finden, denn dort stehen die Petrijünger nicht selten Schulter an Schulter. Wer keine Lust auf Gedränge hat, sucht sich besser eine abgelegene Uferpartie, ohne Parkplatz oder Straße in der direkten Umgebung. Das Wasser sollte allerdings in Wurfdistanz relativ tief sein. Mindestens drei Meter kann als Faustregel gelten. Bei Stralsund, in der Nähe des meist überlaufenen Rügendamms, finden Heringsfans zum Beispiel auf der Halbinsel Drigge ruhige Plätzchen. Man muss dort nur etwas weiter auswerfen, um die Schwärme zu erreichen.
Die Angeltechnik ist ebenso einfach wie die Montage. Blei und Paternoster sollen ein paar Meter absinken, die Schnur bleibt dabei leicht gespannt. Bei Bodenberührung holt man sofort ein Stückchen ein, um die Montage wieder ins Freiwasser zu bekommen. Wer von einer Brücke, einem hohen Steg oder vom Boot aus angelt, kann durch Heben und Senken direkt unter der Rutenspitze die Schuppenträger suchen. Ansonsten ist es meist ratsam, möglichst weit auszuwerfen und gemächlich größere Gewässerbereiche abzufischen, bis man entdeckt, wo die Heringe stehen. Der Anbiss ist durch ein Zappeln am anderen Ende der Schnur erkennbar. Nicht selten fängt man zwei oder drei Silberlinge auf einmal. Es sind eben Schwarmfische.
Hering aufbewahren und zubereiten
Die Beißlaunen von Clupea harengus sind unberechenbar. Manchmal hakt man bei miesem Wetter Fisch auf Fisch, und manchmal läuft es bei strahlendem Sonnenschein am besten. Da hilft nur Probieren. Der Fangerfolg kann sich gleichwohl oft sehen lassen. Mitunter ist schon nach zwei Stunden die Kühlbox voll. Zu viel sollte man jedoch nicht entnehmen. Heringe haben fettreiches Fleisch, welches unbehandelt schnell an Qualität verliert. Auch im Gefrierfach büßen sie nach wenigen Monaten deutlich an Geschmack ein. Einige Angler legen die Fische gerne als Bratheringe sauer ein.
Eine interessante, wenig bekannte Zubereitungsmethode ist das Anbraten in etwas Sonnenblumenöl, zusammen mit reichlich Zwiebeln in einer tiefen Pfanne. Sobald die Fische eine schöne braune Farbe bekommen haben, gibt man fein gehackte Knoblauchzehen hinzu, lässt diese kurz mit andünsten, und löscht mit einem leicht säuerlichen Weißwein, wie zum Beispiel einen portugiesischen Vinho verde, ab. Die Heringe sollten nicht vom Wein bedeckt sein. Anschließend mit Salz, frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer, ein wenig scharfem Paprikapulver und einem kräftigen Schuss Olivenöl würzen, die Fische im köchelnden Sud garen, und zum Schluss grob geschnittene Petersilienblätter untermischen. Abkühlen und danach die Heringe einen Tag lang in der Marinade im Kühlschrank ziehen lassen. Ein wunderbares Frühlingsessen.