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FKK-Camping in Frankreich / Cèze-Tal


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Ausgezogen: FKK-Camping in Südfrankreich

Ein Wochenende im Selbst- versuch: Warum sich auf dem Campingplatz Domaine de la Sablière in Südfrankreich jährlich 10.000 Urlauber ausziehen, um ein Leben in Freiheit und Gemeinsamkeit mit anderen zu genießen, können wohl nur diejenigen verstehen, die es selbst einmal ausprobiert haben. Von April bis September treffen sich in dem Naturistendorf im Cèze-Tal Anhänger der freien Körperkultur (FKK), um ihren Campingurlaub gemeinsam nackt zu verbringen. Ob im Supermarkt oder auf dem Volleyball-Feld – man ist um Normalität bemüht. Wie das funktionieren kann, sehen Sie hier in der Foto-Show über den FKK-Campingplatz.

Aktualisiert am 31.01.2012|Lesedauer: 5 Min.
srt, Christian Leetz
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FKK: Land, Leute und sich selbst nackt genießen

Die Sonne schickt gerade die letzten Strahlen durch das dichte Blätterdach der alten Bäume. Die Geräuschkulisse teilen sich drei Hauptdarsteller: Die Cèze, die im Hintergrund vor sich hin plätschert, die Kinder, deren Geschrei vom Waschhaus herüberdringt und das Konzert der Grillen, die so laut singen als gebe es kein Morgen. Christoph und Bernadette Greiner sitzen vor ihrem Wohnwagen und trinken ein Glas Rotwein - nackt. Auch die von Kopf bis Fuß braun gebrannten Nachbarn mit den beiden kleinen Mädchen haben die Hüllen fallen lassen und winken freundlich herüber.

Nackt zum Einkaufen?

In der Domaine de la Sablière in der Ebene von Barjac im Departement Gard sind alle nackt. Gut 10.000 Besucher, die meisten davon Familien, verbringen in dem Naturistendorf im Landesinneren jedes Jahr ihre Ferien. Als sei es das Normalste auf der Welt, gehen hier Paare wie die Greiners in den Supermarkt zum Einkaufen, rennt der Nachwuchs durch die ganze Anlage und sonnen sich Rentner am Ufer der Cèze am Naturstrand wie Gott sie schuf.

Erste Schritte auf dem FKK-Campingplatz

Selbst einmal ein Wochenende oder länger keine Kleidung zu tragen, ist leichter als man glauben mag. Viel leichter sogar. Nach fünf Minuten wage ich mich aus meinem Bungalow hinaus in die Öffentlichkeit. Gespannt warte ich die ersten Meter, wie die anderen Gäste wohl auf mich reagieren. Eine, wie mir kurz darauf klar wird, völlig abwegige Annahme. Denn, was soll schon passieren? Worauf sollten die anderen denn reagieren?

FKK: Nacktsein als Lebensgefühl

„Das Schöne am Nacktsein ist, dass alle gleich sind“, sagt Gabrielle Cespedes, die Besitzerin des 62 Hektar großen Campingplatzes. Ob teurer Anzug und Designerkleidung oder Blaumann und Jeans von Aldi – in der Domaine de la Sablière bleiben Status und gesellschaftliches Ansehen, das sich aus materiellen Äußerlichkeiten schöpft, draußen. Und so sitzt Madame nackt in ihrem Büro und erzählt mir von dem Lebensgefühl, das hier vermittelt werde: Als erstes müsse ich verstehen, so die 65-Jährige, dass es eine Lebenseinstellung ist, Naturist zu sein. Es gehe darum, Toleranz zu fördern, sich selbst zu akzeptieren und seine Umwelt intensiv zu erfahren.

Die FKK-Gemeinde ist groß

Die Definition des internationalen FKK-Verbandes, Internationale Naturisten Föderation, lautet wie folgt: „Der Naturismus ist eine Lebensart in Harmonie mit der Natur. Sie kommt zum Ausdruck in der gemeinschaftlichen Nacktheit, verbunden mit hoher Selbstachtung sowie im Respekt vor Andersdenkenden und der Umwelt." Sich auszuziehen, erfreut sich größerer Beliebtheit als viele wissen. Allein in den 83 französischen FKK-Zentren buchen sich jährlich 1,5 Millionen Urlauber ein und bringen es auf fünf Millionen Übernachtungen und 250 Millionen Euro Umsatz. Rund 60 Prozent der Gäste reisen extra aus dem Ausland an. Besonders viele kommen aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland. 78 000 Mitglieder zählt der französische FKK-Verband – Tendenz steigend.

Nackt zum Stretching, Basketball und Qi Gong

Zugegeben: Es sieht am ersten Tag etwas merkwürdig aus, wie sich die nackten Herren im Fitnessraum quälen. Auch die jungen Damen, die sich in der Töpferwerkstatt in Kreativität üben, wollen nicht recht in mein so tief verinnerlichtes Weltbild passen. Doch schon am zweiten Tag bin ich herrlich mittendrin: 15.00 Uhr Meditation am Flussufer, 17.00 Uhr Basketball, abends um sieben dann Einführung in verschiedene Massagetechniken am Pool. Wunderbar. Neben dem großen Animations-Angebot, das von Buchbinden und Malen über Volleyball und Stretching bis Qi Gong und Karaoke reicht, steht vor allem die Cèze im Mittelpunkt. Grün und klar schlängelt sich der rund zehn Meter breite Fluss so wild und unberührt durch das dicht bewaldete Tal, das selbst die nahe Ardèche neidisch ist.

Völlig natürlich entspannen

Gegenüber vom Strand, der teils steinig, teils feinsandig zum Bad einlädt, ragen Kalksteinfelsen in die Höhe und geben für junge Wilde prima Möglichkeiten zum Klippenspringen ab. Kinder treiben auf bunten Luftmatratzen an den Eltern vorbei. Die haben es sich auf kleineren Felsen mitten im Fluss gemütlich gemacht. Kaum einen Meter schwimme ich durch die Cèze, ohne einem Karpfen oder Schwärmen von Weißfischen zu begegnen. Das Wasser umströmt den ganzen Körper. Beim anschließenden Spaziergang durch den schattigen Wald ist es für einen Moment das Normalste von der Welt, was ich hier gerade mache.

Stetig wächst der FKK-Campingplatz

„Das ist ein Paradies“, sagen die Greiners. Das Ehepaar aus dem Berner Oberland in der Schweiz kam das erste Mal vor 23 Jahren in die Domaine de la Sablière. Damals waren es gerade einmal 100 Stellplätze. Doch auch heute mit 500 Plätzen sei noch mehr als reichlich Platz. Wie alle echten Naturisten haben sie im Espace Mesange Quartier bezogen, dem ältesten Teil der Anlage. Hier, so die Greiners, sei „die Grundidee der Naturisten noch am lebendigsten“. In den anderen beiden Campingbereichen, Espace Fauvette und vor allem im Espace Pinson oben am Hang, liefen immer mehr Teenager in Badehose herum. Das sei laut Regelwerk zwar eigentlich untersagt, zitiert Christoph Greiner. Doch wolle man ja auch keinem etwas aufzwingen.

Und wenn eins klar sei, so der drahtige Schweizer: „Am Ende kommen viele mit ihren eigenen Familien wieder.“ Nackt. Selbstverständlich.

Weitere Informationen

Anreise: Mit dem Auto beispielsweise ab Frankfurt über die A 5 bis Grenzübergang Mulhouse. Dann immer weiter gen Süden über die A 36, A 31 und A 6 bis Lyon. Ab hier die A 7 bis Ausfahrt Bollène und weiter in Richtung Pont Saint Esprit. Über die Bundesstraße N 901 geht es anschließend weiter bis Barjac. Ab dort der Beschilderung auf der CD 266 nach „Domaine de la Sablière“ folgen. Entfernung ab der Grenze: 597 Kilometer. Die Kosten für Benzin und Maut liegen pro Strecke bei rund 100 Euro.

Wohnen: Die Domaine de la Sablière, Tel. ++33/(0)4/66 24 51 16, Internet: www.villagesabliere.com, ist ein Drei-Sterne-Campingplatz mit drei Wohnbereichen. Es gibt Stellplätze für Wohnmobile und Zelte. Die Saison dauert von Mai bis September. Die Anlage verfügt über zwei Restaurants, drei Schwimmbecken inklusive Babypool und bietet täglich ein vielseitiges Animationsprogramm, das Gäste kostenlos nutzen.

Auskünfte: Informationen rund um das Thema Freikörperkultur und Naturismus bietet die Website http://de.france4naturisme.com sowie das Französische Fremdenverkehrsamt www.franceguide.com

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