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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Pheromone: Parfüm mit Sexappeal
Allgemein gilt Männerschweiß als ultimativer Lockstoff für Frauen. Doch zwischen testosterongetränktem Schweißgeruch und sexueller Attraktivität liegen Welten. Ein Experte erklärt, wie Pheromone tatsächlich wirken.
In Patrick Süskinds "Das Parfum" kreiert ein irres Genie den unwiderstehlichsten Duft überhaupt. Diese Idee scheint überzeugend, wenn man bedenkt, wie betörend mancher Frauenduft sein kann. Doch leider ist sie etwas weit hergeholt, wie Professor Hatt von der Universität Bochum weiß. Der Zellphysiologe hat zusammen mit Forschern der Universität Dresden einen Duftstoff entdeckt, der einen Pheromon-Rezeptor aktiviert: Hedion. Das Duftmolekül steckt übrigens auch in Narzissen und Magnolien. Es kann einen Pheromonrezeptor im menschlichen Gehirn aktivieren und wirkt bei Frauen sogar zehnmal stärker als bei Männern.
Parfüms mit Hedion
Der synthetische Duftstoff steckt auch in Parfums. Die Herrendüfte Eau Sauvage von Dior aus dem Jahre 1966 und Rive Gauche von Yves Saint Laurent verwenden bereits den Bestandteil.
Doch was genau löst Hedion aus? Macht es einen so unwiderstehlich wie Süskinds Parfum und die Frauen liegen einem zu Füßen? Nein. So genau kann man das nicht sagen - noch nicht. Fakt ist, dass der Rezeptor für Hedion im gleichen Bereich liegt, der auch auf Oxytocin reagiert. Jenes Hormon, das für die Mutter-Kind-Bindung beim Stillen zuständig ist und Männer so scharf auf Brüste macht. Nachweislich verstärkt es die Zuwendung zueinander. Das ist doch auch schon mal etwas. Doch wie in der Tierwelt wirken Pheromone oft nur bei weiblichen Artgenossen, wenn sie gerade einen Eisprung haben.
Wie wirken Pheromone?
Sie sind flüchtige Signalstoffe, mit denen "Tiere innerhalb einer bestimmten Art kommunizieren können", so Hatt. Sie werden aus dem Körper heraus transportiert und lösen im Organismus des Empfängers ganz bestimmte Reaktionen aus - unbewusst. Man kann sich das quasi als "chemische Sprache in Form von Duftstoffen" vorstellen. Bei Frauen produziert die Vagina ein solches Duftsekret (Kopulinen), das den Testosteronspiegel des Mannes verändert.
Bei den Herren sind es die Achseln und deren Drüsen. Der frisch produzierte Schweiß sei völlig geruchlos und werde erst durch Mikroorganismen zu Geruchsstoffen transformiert, schreiben Michaela Atzmüller und Professor Karl Grammer in der Mediziner-Zeitschrift "Speculum".
Gemeinhin werden männliche Pheromone in einen Topf geworfen. Doch hier liegen kleine, feine Unterscheide mit eminenter Wirkung: Schnell wird Androstenol mit dem verwandten Androstenon vermischt. Ersteres wird von frischem Männerschweiß produziert und tatsächlich oft von Frauen (besonders um den Eisprung herum) als attraktiv empfunden. Letzteres entsteht, wenn Schweiß mit Sauerstoff reagiert und - Sie ahnen es schon – unangenehm riecht. Das turnt selbst hormonüberflutete Frauen ab.
Mehr als nur Sex
Doch viel zu oft werden Pheromone nur auf Sexualität reduziert. "Das ist jedoch absoluter Unsinn", sagt Hatt. "Pheromone sind eine breite chemische Sprache. Mit einer Reduzierung auf den Sex würde man ihnen Unrecht tun." Gerade Tiere geben hier sehr viele Informationen weiter: Angst, Hunger und Paarungsbereitschaft wird kommuniziert. Um mittels Duftstoffen zu kommunizieren, braucht man Sensoren. "Eine Maus hat etwa 300 davon. Der Mensch dagegen nur wenige, man schätzt fünf", erklärt der Duftforscher. "Er hat die gesprochene Sprache entwickelt und braucht die chemische nicht mehr."
Anbieter mit mehr oder weniger seriös klingenden Namen bieten Pheromone an und versprechen Ekstase pur. Wenn Sie ein solches Produkt in Erwägung ziehen, in der Hoffnung auf die ganze Welt sexy und unwiderstehlich zu werden – vergessen Sie es! Zwar kann Ihnen das dann auch passieren - das nennt man dann allerdings Placebo-Effekt. Alle Infos rund um die Wirkung der Pheromone finden Sie auch in unserer Fotoshow.