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Schuhe: Mut zum Herrenstiefel


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Mehr Mut zum Herrenstiefel

Kaum ein Schuh hat so eine lange Geschichte, trotzdem genießen nicht gerade den besten Ruf. Dabei bietet das traditionelle Schuhmodell inzwischen ein vielseitiges Repertoire und ist bei weitem nicht nur Möchtegern-Cowboys und Reitsportlern vorbehalten. Gemeinsam mit dem Gentleman-Blog stellen wir die verschiedenen Modelle vor und erzählen ihre Ursprungsgeschichte.

27.12.2013|Lesedauer: 4 Min.
Claudia Wegner
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Oftmals vernachlässigt, spricht doch vieles für den Herrenstiefel. Neben einem hohen Tragekomfort, wohlig warmen Füßen und einem besseren Halt auf rutschigem Untergrund, reicht der vielseitige Boot-Look für Herren von klassisch-elegant über smart bis hin zu juvenil-rebellisch. Auch bei der Verschlussart sind dem Herrenstiefel keine Grenzen gesetzt. Es gibt sie mit offener Schnürung, mit einem geschlossenen Vorderblatt und mit Schnallen. Auch eine Kombination aus Haken und Ösen sind beim Stiefel keine Seltenheit.

Geprägt von den Beatles

Schon die "Beatles" wussten die Vorzüge von Herrenstiefeln zu schätzen und betraten nicht ohne ihre charakteristischen Chelsea Boots die Bühne. Dagegen zierten die George Boots zuerst die Füße der britischen Garde und avancierten mit den frühen und späten Mods zum Must-have aller Bohemiens. >>

Herrenstiefel sorgen für hohen Tragekomfort, warme Füße und besseren Halt.Vergrößern des Bildes
Herrenstiefel sorgen für hohen Tragekomfort, warme Füße und besseren Halt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Selbstverständlich wollen wir in dieser Reihe auch das traditionelle Schuhwerk der nordamerikanischen Viehtreiber nicht vernachlässigen. Ursprünglich als reiner Arbeitsschuh gedacht, verleiht der Cowboy-Stiefel seinen Trägern auch heute noch einen individuellen Modestil. Doch schon lange vor dem 19. Jahrhundert waren Stiefel ein fester Bestandteil der gängigen Herrenmode.

Wechselhafte Geschichte

Bereits um 1620 erfreuten sich Reitstiefel in der europäischen Mode großer Beliebtheit, deren kniehoher Schaft sich auf Wunsch bis zum Knöchel herunter streifen ließ. Ihr erhöhter Absatz erleichterte dem Reiter sowohl den Aufstieg und garantierte zugleich einen sicheren Halt hoch zu Ross.

Nur bei starken Regenschauern war sein Träger gut beraten, sich schnellstmöglich zu einem trockenen Unterstand zu begeben. >>

Denn zum Leidwesen seiner Besitzer füllte sich der obere, trichterförmige Schaftteil rasch mit Regenwasser und ergoss sich nach einiger Zeit in den unteren Stiefelteil.

Herrenstiefel zeitweise nur zur Jagd

Unter Ludwig XII. war eine leichtere und zugleich niedrige Stiefel-Variante en vogue, die sogenannten Lazzarines oder Landrines. Doch verbannte sie sein Nachfolger kurzerhand aus der höfischen Mode: Ludwig XIV. duldete die Herrenstiefel lediglich zur Jagd oder zu militärischen Zwecken. Erst um 1770 kehrten die Boots für Männer als englischer Mode-Import wieder auf das europäische Festland zurück und hielten sich von dort an in der blaublütigen und auch bürgerlichen Garderobe. Unter Louis Philippe (1773 bis 1850) gehörten ein Paar leichte Halbschuhe und ein Paar hohe Stiefel zum festen Inventar der Männermode – allerdings klassisch aus schwarzem, sehr hartem Leder gefertigt. Zu jener Zeit ziemte es sich, allein die halbhohen Stiefel in Braun, Mauve oder auch Beige zu tragen. In hochherrschaftlichen Kreisen vertrauten viele auf die Arbeit von Nicolas Lestage. Der französische Schuhmacher aus Bordeaux hatte dem König einst ein Paar nahtloser Stiefel geschenkt. Der Schaft jener Lederstiefel schmiegte sich derart komfortabel an die königliche Wade, dass Lestage als Anerkennung ein Wappen erhielt, auf dem ein goldener Stiefel sein meisterliches Schuhhandwerk rühmte.

Unsere heutigen Chukka Boots, Chelsea Boots, George Boots und Herrenstiefel im Allgemeinen wären allerdings nicht denkbar ohne den eigenwilligen George „Beau“ Brummel (1778 bis 1840). Der Brite gilt als Dandy per excellence und verließ das Haus angeblich niemals ohne seine geliebten Bottine, eine geschnürte Herrenstiefelette.

Im Rahmen der Mechanisierung und Industrialisierung avancierten später eng anliegende Herrenstiefel zum festen Repertoire des aufstrebenden Bürgertums. Die heute gängigen Herrenstiefel und ihr Design gehen auf jene Urstiefel zurück. Zu den bekanntesten gehören der George Boot, Jodhpur und der Chelsea Boot. Um Missverständnissen vorzubeugen: Unter dem Terminus Herrenstiefel verstehen Schuhliebhaber heute Schuhe, deren Schaft mindestens über den Knöchel reicht, dabei aber nicht länger als 20 Zentimeter ist. Die Schafthöhe und Schnürung kann zwar variieren, doch besitzen hochwertige Boots für Männer in der Regel eine doppelte Laufsohle. Nun die drei wichtigsten Vertreter im Überblick.

Der Chelsea Boot, benannt nach dem gleichnamigen Londoner Stadtteil, zeichnet sich durch seinen unverzierten Schaft und die beiden seitlichen Gummibandeinsätze aus. >>

Einst vom Londoner Schuhmacher J. Sparks Hall um 1837 entwickelt, polarisierte dieses spezielle Herrenschuhmodell lange Zeit die Meinungen der Schuhliebhaber. Noch 1920 wurden die Chelsea Boots in einem Gentleman-Brevier als „äußerst unschön“ abgekanzelt, sodass sich ihr Einsatz vorerst auf den Reitsport beschränkte. Doch mit dem Erfolg der "Beatles" avancierten auch die Chelsea Boots zu einem gefragten Schuhwerk. Seitdem besser bekannt als Beatle Boot, erfreuen sich die Herrenstiefel heute auf einer schmaleren Leistenform großer Beliebtheit. Der Chelsea Boot lässt sich sowohl mit einem legeren Outfit und Jeans kombinieren als auch zum Anzug.

Der George Boot ist ein relativ junges Schuhmodell. King George VI. gab diesen Herrenschuh zusammen mit seinem Generalmajor George Le Fèvre-Payne in Auftrag, um das Erscheinungsbild seiner Soldaten zu mehr Modernität zu verhelfen. Der über den Knöchel reichende Herrenstiefel erinnert vom Schaftgrundschnitt an den klassischen Derby. Charakteristisch sind sein glattes, einteiliges Vorderblatt, die weit zurückreichenden Seitenquartiere und die offene 3-Loch-Schnürung. In der Glattledervariante harmoniert diese elegante Herrenstiefelette wunderbar zum Businessanzug. Der George Boot aus Rauleder ist dagegen besser für weniger formelle Anlässe geeignet.

Die Wurzeln des Jodhpur liegen wiederum in Indien. Während der Kolonialherrschaft verzichteten die britischen Soldaten auch fernab der Heimat nicht auf ihren geliebten Polosport. Doch erwiesen sich die gewohnten Reitstiefel bei den tropischen Temperaturen als unangenehm warm. Zugunsten einer luftigeren Variante schnitten die Soldaten ihre Stiefel kurzerhand ab und der Jodhpur war geboren. Typisch für diesen Herrenstiefel ist sein um den Fuß herumlaufender Riemen, der dem Fuß einen besseren Halt gestattet. Der Jodhpur gilt auch heute noch als beliebter Reitstiefel, doch erfüllt er längst die Anforderungen an einen modernen Businessschuh. Am besten kommt dieses Herrenschuhmodell allerdings mit einer schmal zulaufenden Hose zur Geltung.

Fazit: Nüchtern betrachtet, bieten Herrenstiefel lediglich einen besseren Schutz vor Wind und Wetter als ihr halbhohes Pendant. Gleichzeitig sind Boots optisch deutlich auffälliger und wirken – im Gegensatz zum traditionellen Captoe Oxford oder Full-Brogue Derby – eine Spur juveniler. Kurzum: Hochwertige Stiefel sind in jeder Herren-Garderobe ein absolutes Muss.

Mit freundlicher Unterstützung des Gentleman-Blog.de.

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