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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die vier häufigsten Gründe Wenn aus Liebe plötzlich Freundschaft wird
Die Jahre sind wie im Flug vergangen, man hat viel zusammen erlebt und eine Familie gegründet. Und plötzlich muss man sich als Paar eingestehen: Die Liebe ist weg. Doch was tun, wenn nur noch Freundschaft übrig ist? Wie hat die Liebe eine zweite Chance? Wir haben mit einem Sexualtherapeuten gesprochen.
Nicht nur die Leidenschaft und die Lust aufeinander können im Laufe einer Beziehung nachlassen. Auch das Gefühl der Liebe kann sich heimlich davonschleichen. Was zurückbleibt, ist ein Gefühl der tiefen Freundschaft. Man schätzt sich, teilt sein Leben miteinander, aber irgendwie ist das Herz nicht mehr recht bei der Sache.
Ist es wirklich Liebe?
Die Gründe für das Nachlassen der Gefühle für den Partner sind unterschiedlich. Vier Auslöser kommen besonders häufig vor. "Ein Grund kann sein, dass das Paar, als es zusammen kam, Sympathie und Attraktivität mit Liebe verwechselt hat", erklärt Sexualtherapeut Dr. Kurt Seikowski von der Gesellschaft für Sexualwissenschaften ein mögliches Szenario. "Lassen die anfängliche Anziehung und Leidenschaft im Laufe der Zeit nach, ist auch die vermeintliche Liebe nicht mehr da."
Zu viele Verpflichtungen schaden der Beziehung
Ein weiteres Risiko für die Liebe sind Verpflichtungen. Zu Beginn einer Beziehung erlebt man schöne und unbeschwerte Stunden zu zweit. Irgendwann zieht man zusammen und muss den gemeinsamen Alltag meistern. Vielleicht kommen noch Kinder hinzu. Und dann sind da noch die beruflichen Herausforderungen. Schnell bleibt die Zeit zu zweit auf der Strecke. "Zu viele Verpflichtungen in einer Partnerschaft führen dazu, dass sich das Gefühl der Liebe mit der Zeit abschleift. Pflichten strengen sehr an und man vergisst sich leicht als Paar", erklärt Seikowski. "Diese Entwicklung geht oft schleichend, von dem Paar unbemerkt, vonstatten."
Lässt die Neugier auf den anderen nach, wird es kritisch für die Liebe
Ebenfalls eine Gefahr für die Liebe ist nachlassende Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber. Liebe sei nie selbstverständlich. Sobald der Partner zur Gewohnheit werde, sei das kritisch. Man müsse immer an der Liebe arbeiten und sich bemühen, so der Sexualtherapeut. Schlabberklamotten, fehlende Komplimente, nachlassende Neugier dem Partner gegenüber – all das erhöhe das Risiko, dass man sich "entliebt" und nach einem Menschen Ausschau hält, der besser passen könnte und der einem gibt, was man in der eigenen Beziehung vermisst.
Fehlende Gespräche gefährden die Liebe
Und dann ist da noch die fehlende Kommunikation. "Wenn sich das Paar nicht zusammensetzt und über Wünsche, Bedürfnisse und gemeinsame Ziele spricht, kommt die Liebe schnell an einen Punkt, an dem sie abflaut", sagt Seikowski. "Regelmäßiger Austausch und Offenheit sind eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Beziehung." Der Experte rät Paaren, sich alle drei Monate in einer entspannten Atmosphäre auszutauschen und zu schauen, was gerade gut läuft, was belastet und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.
Liebe geht auch ohne Sex
Fehlender Sex hingegen ist Seikowski zufolge eher selten ein echter Beziehungskiller. Liebe gehe nicht, nur weil das Paar selten Sex habe, ist der Experte überzeugt. "Viele Paare lieben sich von ganzem Herzen, obwohl im Bett nicht mehr viel läuft. Das kann aufgrund von Erkrankungen sein oder weil die Leidenschaft nachgelassen hat. Das Ende für die Liebe muss das aber nicht bedeuten", erklärt er. Allerdings sei regelmäßiger Sex auch nicht ganz unwichtig. "Vor allem in jungen Jahren ist Sex für die Liebe bedeutsam. Mit zunehmendem Alter stehen dann meist Zärtlichkeit und Sinnlichkeit im Vordergrund."
Routine unterbrechen frischt die Liebe auf
Doch was können Paare tun, wenn sie zu der Freundschaft die Liebe wieder zurückholen möchten? Hat die Liebe noch eine Chance? "Ja, die hat sie", sagt Seikowski und rät Paaren sich an die Tage zu besinnen, als die Liebe noch da war: Was hat uns Spaß gemacht? Was hat uns zusammengeschweißt? Wann waren wir glücklich? "Schönes aus alten Zeiten wieder aufleben zu lassen kann wie ein Jungbrunnen für die Liebe sein", so der Sexualtherapeut. "Das gilt auch für das Schlafzimmer – doch dort sollte zu Altbewährtem immer wieder auch Neues hinzukommen."
Je mehr Zeit das Paar zusammen verbringt, Routinen durchbricht und etwas unternimmt, was beiden Spaß macht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Liebe erhalten bleibt beziehungsweise aufgefrischt wird.
An Komplimenten nicht sparen
Und noch einen Tipp hat Seikowski: "Sagen Sie sich auch immer wieder, was Sie an dem anderen schätzen und was Ihnen an Ihrem Partner gefällt. Jede Beziehung braucht eine gute Portion Bewunderung, damit sie funktioniert." Zudem dürfe der Mann ruhig öfter Gentleman sein und seiner Partnerin die Tür öffnen oder in den Mantel helfen. "Frauen gefällt diese Art der Aufmerksamkeit, nur leider sehe ich das immer seltener", sagt er.