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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Promiskuität Promiskuität: Wenn die Liebe zu einer Person nicht reicht
Eine große Anzahl an Sexpartnern vorweisen zu können, ist gesellschaftlich immer noch ein heißes Eisen. Wie lässt sich Promiskuität eigentlich definieren – und was steckt hinter dem häufigen Partnerwechsel?
Bei Bettgeschichten wird viel geschummelt
Wie sexuell freizügig, wie promisk, leben und lieben die Deutschen? Der Durchschnittsbürger hat in seinem gesamten Leben 6,3 Sexualpartner. Doch sind Männer und Frauen tatsächlich ehrlich mit der Auskunft zu ihrem Liebesleben? Noch immer bekennen sich Männer eher zur Anzahl ihrer sexuellen Kontakte und schummeln im Kreise ihrer Freunde gerne noch die eine oder andere Bettgeschichte dazu, während Frauen dazu neigen, tiefzustapeln. Hinter diesem Verhalten steckt ein gesellschaftlich tradierter Konsens, der sexuell aktiven Frauen eher einen zweifelhaften Ruf zuschreibt und Männern den eines „tolles Hechtes“. So kommen auch unsere britischen Nachbarn mit der Frage „What’s your number?“ auf folgendes Ergebnis: Im Durchschnitt haben britische Frauen offiziell nur 4,7 Liebhaber, die Männer kommen mit 9,3 Partnerinnen auf die doppelte Anzahl, was die Frage aufwirft, mit wem die Herren dann eigentlich das Bett teilen.
Sittenwächter Religion
Doch was ist das eigentlich, Promiskuität? Die offizielle Definition dieses Begriffes lautet "Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern“. Die Überraschung: Selbst in traditionell polygamen Gesellschaften gilt eine sexuell ausschweifende Lebensweise als unerwünscht, ebenso wie in Kulturen, die Monogamie als Leitbild vermitteln. Die ausgeprägte Form sexueller Selbstbestimmung, die häufig mit einer hedonistisch geprägten Lebensweise und hohem Individualismus einhergeht, ist eher ein Phänomen der anonymen Großstadt: Die Hamburger wechseln mit durchschnittlich 10,4 Sexualpartnern am häufigsten. Dass Promiskuität in der nördlichen Metropole eher an der Tagesordnung ist als in ländlicheren oder südlicheren Regionen Deutschlands, verweist auf die Bedeutung einer religiös geprägten Lebenseinstellung in Bezug auf das Ausleben freier Sexualität: In vielen Religionen wird Sex vor der Ehe abgelehnt, wie zum Beispiel vom Islam und vom Christentum (besonders verbreitet in den USA). In Deutschland befürworten etwa die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche Enthaltsamkeit bis zur Eheschließung.
Kontrovers diskutiert: serielle Monogamie
Doch wann hört der akzeptierte Erfahrungsschatz erwachsener Menschen mit einem gewissen Vorleben auf und wann fängt Promiskuität an? Im ElitePartner-Forum eine sehr kontrovers diskutierte Frage: "Mehr als ein Sexualpartner pro Zyklus, mehr als sechs Partner pro Jahr, mit 20 Jahren mehr als 5 Partner, mit 30 Jahren mehr als 10, mit 40 Jahren mehr als 20 Partner“, so legt ein Nutzer die Messlatte für Promiskuität an. „Ich finde einen Sexpartner pro Jahr alles andere als promisk! Viele merken nach 3 Monaten, dass es nicht passt. Wer keine langjährigen Beziehungen hat – und das muss nicht beziehungsunfähig heißen – [...] der sucht natürlich weiter“, stellt ein anderer fest. „Auch mit vielen Partnern in meinem Leben würde ich mich nicht als promisk bezeichnen, eher als seriell monogam“, bestätigt eine 50-Jährige. Manche Forenteilnehmer empfinden diese Lebensführung dennoch als abschreckend: „Ich möchte zumindest keinen Partner, dessen 21ster Versuch einer ernstgemeinten Partnerschaft ich bin“, beschreibt eine Nutzerin ihre Einstellung. Wieso verläuft die Kontroverse zum Thema Promiskuität derart emotionsgeladen? „Ich glaube, es geht hier um Unsicherheit in der modernen Gesellschaft, Ängste, Geborgenheitsbedürfnisse, Sicherheit. Das versuchen manche durch Abwertung, Missionierung etc. zu steuern/ihre Umwelt zu beeinflussen“, deutet ein Nutzer.
Biologischer Faktor: die Fortpflanzung
Das Phänomen ist entgegen dieser Annahme jedoch nicht das Ergebnis der modernen Gesellschaft, sondern Ausdruck eines archaischen genetischen Programms. Denn Sex mit vielen unterschiedlichen Partnern ist nicht nur der schnelllebigen Spaßgesellschaft zuzuschreiben, sondern erfüllt auch einen biologischen Sinn: Promiskes Verhalten erhöht die Wahrscheinlichkeit, Nachkommen zu zeugen und die eigenen Gene weiterzugeben. Und das gilt nicht nur für Männer: Studien behaupten, dass Frauen von Natur aus promisk seien. Studien beweisen, dass weibliche Untreue genauso verbreitet ist wie männliche: Paartherapeut Ragnar Beer hat in einer Umfrage herausgefunden, dass 45 Prozent der Befragten in ihrer aktuellen Partnerschaft untreu waren. Ein Artikel in der Zeitschrift „Focus“ weist darauf hin, dass aus dem Seitensprung ein biologischer Nutzen für die Frau entsteht: Der feste Partner steht für Sicherheit im Familienverbund, der sexuelle Seitensprung kann aber für genetische Vorteile in der Fortpflanzung sorgen.
Fazit: Promiskuität wird noch immer häufig gesellschaftlich verurteilt. Dabei sind viele wechselnde Partner nicht unbedingt als Zeichen von Charakterschwäche zu werten – jede Liebesbiografie verläuft individuell, abhängig von Erziehung, Wertesystem und sogar Lebensmittelpunkt.
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