Auseinandergehen So klappt Trennung ohne Terror
Trennt sich ein Paar, bedeutet das oft Streit. Immer wieder eskaliert der Streit und wird zur reinsten Schlammschlacht. Lügen, Drohungen, Stalking und Gewaltausbrüche sind dann leider nicht selten.
Die besonders schmutzigen Fälle schaffen es in die Öffentlichkeit: etwa die Trennungs-Schlammschlacht von Johnny Depp und Amber Heard, in der sie ihm Gewaltausbrüche und Eifersuchtsszenen vorgeworfen hat. Oder der Mann, der im September 2016 eine schwangere Frau und ihr ungeborenes Baby in Bayern erstochen hat. Beide waren zuvor ein Paar.
Wie kann es sein, dass sich ehemals Liebende nur noch bekriegen? Wie gelingt eine Trennung, die ohne Drama abläuft? Hier erfahren Sie, welche Fehler zu vermeiden sind und was Sie tun können, falls Ihr Trennungsstreit bereits eskaliert.
Was erschwert eine Trennung?
Trennungen werden oft dann kompliziert, wenn der eine Partner über den anderen Partner herzieht. Verbale Übergriffe sind keine Seltenheit. "Der andere wird verdammt und als Satan gesehen", erklärt Heidi Kastner. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, außerdem Gerichtspsychiaterin und hat ein Buch über konfliktreiche Trennungen geschrieben.
Meist sind es nur Nuancen, die eine schwierige von einer dramatischen Trennung unterscheiden. Ein Tipp der Expertin: "Wenn sich die Trennung schon ewig hinzieht, sollte man sich nicht zu einer letzten Aussprache treffen", ihrer Erfahrung nach eskaliere die Situation häufig bei diesem letzten, vermeintlich klärenden Gespräch.
In welchen Fällen macht eine Paarberatung noch Sinn?
Ob eine Paarberatung noch sinnvoll ist, hängt natürlich ganz von den beiden Partnern ab, die Meinungen der Experten gehen hier auseinander.
Heidi Kastner ist nicht sehr optimistisch: "Es macht nur dann Sinn, wenn ich bereit bin, dem anderen zuzuhören." Viele Paare seien über diesen Punkt schon längst hinaus.
Für ganz so aussichtslos hält Peter Rottländer eine Beratung nicht. Er ist psychoanalytischer Paar- und Familientherapeut in Frankfurt am Main. "Eine Paarberatung kann ein Anstoß sein, die Situation aus den Augen des anderen zu betrachten." Der entscheidende Schritt sei, die Opferrolle zu verlassen und sich eigene Unzulänglichkeiten einzugestehen. Einigen Paaren gelingt es, bereits frühzeitig einen Therapeuten aufzusuchen, präventiv, bevor sich die Fronten komplett verhärtet haben.
Was kann ich tun, wenn die Trennung gefährlich wird?
Wer von seinem Partner im Trennungsprozess bedroht oder körperlich angegriffen wird, hat nicht viele Möglichkeiten. "Im Notfall muss ich das gewohnte Umfeld verlassen und jeden Kontakt beenden", sagt Kastner. Oft schaffen viele den Absprung nicht, selbst wenn die Familie oder Freunde sie dazu drängen.
Ein weiteres Phänomen bei konflikthaften Trennungen ist das Stalking. Mit Verfolgungstouren oder permanenten Anrufen wird versucht, den ehemaligen Partner wieder für sich zu gewinnen, die Trennung wird nicht akzeptiert. Bei mehr als jedem dritten Fall (36 Prozent) ist der ehemalige Partner der Stalker, erklärt Andreas Mayer von der Polizeilichen Kriminalprävention in Stuttgart. In 42 Prozent der gemeldeten Stalkingfälle sind Opfer und Täter noch zusammen. Das Problem: Je näher sich Opfer und Täter stehen, umso größer ist die Hemmschwelle, das Stalking anzuzeigen.
Das sollte Betroffene jedoch nicht abhalten, sich Hilfe zu suchen. Auf keinen Fall sollten sie versuchen, das Problem einfach auszusitzen. Stattdessen sollten sich Stalking-Opfer fachliche Unterstützung und Begleitung bei Beratungsstellen suchen. Kontaktadressen zu speziellen Stalking- beziehungsweise Familienberatungsstellen gibt es auch über die Polizei oder das Jugendamt.
Wie gelingt eine friedliche Trennung?
"Eine saubere Trennung gelingt dann, wenn ich mich in dem Wissen trennen kann, dass der andere kein Unmensch ist", erklärt Kastner. Mein Ex-Partner hat mir weh getan, mich enttäuscht und hat trotzdem auch gute Seiten. Diese Ambivalenz zu ertragen, gelingt nicht allen.
Wichtig ist bei einer Trennung, mit dem Partner immer ehrlich und sachlich umzugehen. Auch in schwierigen Situationen die Nerven zu behalten und auf die innere Stimme zu hören. Außerdem sollte der Rat von Freunden und Familie ernst genommen werden. Die Außenperspektive ist häufig sehr wertvoll, um eine glimpfliche Trennung hinter sich zu bringen.
Falls dies jedoch nicht hilft, gibt es auch Anlaufstellen, die darauf spezialisiert sind, bei schwierigen Trennungen zu helfen.