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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer Dating-Trend Benching: Liebe in der Warteschleife
Als der Journalist Jason Chen im "New York Magazine" vor kurzem einen neuen Dating-Trend beschrieb, traf er mit seiner Wortschöpfung "Benching" den Nerv der Zeit. Der Begriff beschreibt ein Phänomen, das immer häufiger zu beobachten ist: Man hält sich den anderen warm und schiebt die Beziehung auf die lange Bank (engl. "bench").
Die Vorteile der Taktik liegen auf der Hand: Die Beziehung bleibt unverbindlich und der Partner bleibt nur eine Option - neben vielen anderen. Für denjenigen, der auf der Wartebank sitzt, kann das jedoch eine traumatische Erfahrung sein, die in einer großen Enttäuschung endet.
Er will doch nur "benchen" - eine durchschaubare Taktik
Doch wie erkennt man jemanden, der solch ein Spielchen treibt? "Dafür gibt es ein paar ganz klare Hinweise", sagt Paarberater Eric Hegmann aus Hamburg. "Hellhörig sollte man werden, wenn es einfach nicht vorangeht."
Wer sich immer wieder zurückziehe, habe vermutlich noch weitere Kandidaten. "Typisch ist, Verabredungen kurzfristig abzusagen, dann die Spannung halten, eine neue vereinbaren – und wieder kommt etwas dazwischen." Dann gibt es aber auch wieder Momente, in denen das Benching-Opfer bei Laune gehalten wird. Das ist perfide: Denn in solchen Situationen wird Vertrauen aufgebaut und neue Hoffnungen werden geschürt.
Vom Leid, in der Warteschleife zu hängen
Wenn man jedoch bis über beide Ohren verliebt ist, ist es gar nicht so leicht, die Taktik zu durchschauen. Denn Menschen, die Benching betreiben, sind oft Charmeure und es fällt schwer, ihnen böse zu sein. "Oft merkt man erst spät, dass man manipuliert wurde", sagt Hegmann.
Lange Zeit im Ungewissen bleiben zu müssen, tut jedoch keinem gut. "Das nagt am Selbstbewusstsein und sorgt für Frust", sagt der Paarberater. Wer besonders sensibel ist, könne sogar seine Neugier und Offenheit, auf andere Menschen zuzugehen, verlieren.
Schützen könne man sich nur, indem man früh für klare Verhältnisse sorg, sagt Hegmann. "Und jeder weiß es doch am besten. Ein Vielleicht ist eigentlich ein Nein. Denn nur ein Ja ist auch ein Ja."
Es könnte ja noch was Besseres kommen...
Allerdings ist nicht jeder, der Benching betreibt, automatisch berechnend oder ein Egoist. Oft läuft das Verhalten unbewusst ab. Dahinter können Unsicherheit und Bindungsängste stecken.
Hegmann weist darauf hin, dass viele Menschen auch ein völlig unrealistisches Bild vom "idealen" Partner haben und daher Angst haben, die falsche Entscheidung zu treffen - es könnte ja schließlich noch etwas Besseres kommen. "Liebe ist das große romantische Ideal, da kann eine falsche Entscheidung das ganze Leben ruinieren – zumindest empfinden das immer mehr Personen so."
Benching zeigt die "Disneyfizierung der Liebe"
Hegmann bezeichnet diesen Trend als "Disneyfizierung der Liebe". Darunter versteht er eine Überromantisierung der Beziehung, die im realen Leben keinen Bestand hat. Denn den perfekten Partner gebe es nicht. Eine überhöhte Erwartung setze Menschen nur unter Druck und führe zur Beziehungungsunfähigkeit. Das Benching sei das beste Beispiel hierfür.