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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umfrage des Lehrerverbandes Sechs Prozent der Lehrer sind Opfer von Schülergewalt
Sie werden von Schülern beschimpft, getreten oder mit Worten und Waffen bedroht – erstmals zeigt eine Umfrage
Gewalt gegen Lehrer sei kein Einzelfall, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Sechs von 100 Lehrern sind der Umfrage zufolge schon einmal von Schülern körperlich angegriffen worden. Dies umfasst etwa Tritte, An-den-Haaren-Ziehen oder das Bewerfen mit Gegenständen. Hochgerechnet seien mehr als 45.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen bereits Opfer von tätlicher Gewalt geworden, teilt der VBE mit. Grundlage ist eine repräsentative Forsa-Umfrage unter fast 2000 Lehrerinnen und Lehrern bundesweit.
Noch häufiger ist psychische Gewalt. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten ist bedroht, beleidigt, beschimpft oder gemobbt worden. Zwei Prozent der Lehrer gaben an, an ihrer Schule schon einmal Ziel von Cybermobbing im Internet gewesen zu sein.
Gewalt gegen Lehrer - Umfrageergebnisse im Überblick
- Sechs Prozent der Lehrer gaben an, an ihrer Schule schon einmal körperlich angegriffen worden zu sein.
- In 97 Prozent der Fälle waren Schüler die Angreifer, selten waren es Eltern.
- In neun Prozent der Fälle erstatteten die Lehrer Anzeige.
- 21 Prozent der Lehrer berichteten, dass es in den vergangenen fünf Jahren Fälle körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte an ihrer Schule gab.
- 59 Prozent der Lehrer - am häufigsten an Förder- und Sonderschulen - gehen davon aus, dass Gewalt an Schulen zugenommen hat.
- 23 Prozent waren schon einmal Ziel von psychischer Gewalt wie Beschimpfungen, Diffamierungen, Mobbing, Drohungen.
- 77 Prozent der Lehrer gehen davon aus, dass Mobbing im Internet gegen Lehrer zugenommen hat.
- Zwei Prozent der Lehrer waren selbst schon Opfer von Cybermobbing.
Mehr Fälle von Gewalt in NRW
Auffällig ist, dass jeder fünfte Lehrer (21 Prozent) von Fällen physischer Gewalt gegen Kollegen an seiner jeweiligen Schule berichtete, während der Anteil der tatsächlichen Opfer mit sechs Prozent weit darunter liegt.
Bei der Häufigkeit körperlicher Angriffe gegen Lehrer kamen zudem regionale Unterschiede heraus. So wusste ein Viertel der Lehrer in NRW (25 Prozent) von derartigen Vorfällen an ihren Schulen in den vergangenen fünf Jahren. In Bayern und Baden-Württemberg waren es nur 14 und 13 Prozent. Auch berichteten Lehrer an Grundschulen, vor allem aber an Förder- und Sonderschulen deutlich häufiger von körperlichen Angriffen.
Lehrer brauchen Hilfe gegen Schülergewalt
Mehr als die Hälfte der befragten Lehrer (57 Prozent) meint, dass Gewalt gegen Lehrer kleingeredet werde. "Das dürfen wir nicht hinnehmen", erklärte der VBE-Vorsitzende. Das Thema müsse öffentlich werden, damit auch Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten. "Lehrkräfte müssen vor Angriffen geschützt werden und für Notfälle gut ausgerüstet sein", sagte Beckmann. Dazu gehörten neben verlässlichen Partnern auch Aus- und Fortbildungen.
14-Jähriger würgt Lehrer mit Schnürsenkel
Aufsehen hatte etwa ein Fall in Niedersachsen erregt, bei dem ein 14-jähriger Gymnasiast einen Lehrer bei einer Klassenfahrt mit einem Schnürsenkel gewürgt haben soll. Der Lehrer hatte ihm das Handy abgenommen. Der Fall landete im Frühjahr vor Gericht. In einem anderen Fall berichtete die "Rheinische Post" vergangenes Jahr von dem Prozess gegen einen 15-jährigen Schüler. Er soll auf insgesamt vier Lehrerinnen losgegangen sein, sie mit Fausthieben und Ohrfeigen traktiert und eine Lehrerin mit einem Farbbecher überschüttet haben.
Lehrer-Appell gegen Verrohung der Umgangsformen
Der VBE vertritt als Bildungsgewerkschaft die Interessen von etwa 140.000 Pädagogen. Für die Umfrage hat der Verband größere Stichproben für Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg gemacht.
Erst vor wenigen Tagen hatte der VBE-Landesverband Nordrhein-Westfalen vor einer Verrohung der Umgangsformen und der Sprache in der Gesellschaft allgemein gewarnt und sich einem Appell bayerischer Lehrer angeschlossen. "Wir erleben eine Aggressivität, eine Sprache des Hasses, der Geringschätzung und Diskriminierung, persönliche Beleidigungen, bewusste Kränkungen und Ausgrenzung in Wort und Handeln", hieß es darin.
Aggressive Sprache gilt als Vorstufe zur Gewalt
Diese Verrohung wirke sich auch auf die Kinder und Jugendlichen aus. Damit werde "der Boden bereitet auch für physische Gewalt". Nach Erkenntnissen von Neurologen besteht zwischen aggressiver Sprache und aggressivem Verhalten ein enger Zusammenhang.