Contra Noten Zahlen sagen wenig über wirkliche Fähigkeiten aus
Wozu brauchen wir Schule? Klar, um unseren Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Aber besonders wichtig ist Schule, um Kinder auf das Leben als berufstätige Erwachsene vorzubereiten, die in unserer hektischen, sich ständig wandelnden Welt klar kommen.
Helfen Noten dabei? Teilweise. In unserem Schulsystem dienen sie dazu, den Lernstand zu kontrollieren. Jede Woche werden die Schüler mit zahlreichen Arbeiten, Tests und Abfragen traktiert, sie hecheln von Klausur zu Klausur. Was dabei zählt, ist möglichst effektives Auswendiglernen auf den Termin der Arbeit hin. Noten zeigen sehr deutlich, ob ein Schüler in diesem Büffelmarathon mithalten kann.
Allerdings sagen sie nichts darüber, ob dieser Schüler später zurecht kommen wird in einer Welt, in der man häufige Job- und Standortwechsel verkraften muss, in der die Renten schon lange nicht mehr sicher sind und in der große Anpassungsfähigkeit und Kreativität gefragt sind, genauso wie eine dicke Portion Eigenverantwortlichkeit. Noten sagen nichts über tatsächliche Intelligenz oder gar über das Sozialverhalten.
Unser Schulsystem ist veraltet
Um mit dieser "neuen" Arbeitswelt klar zu kommen, wäre eine andere Art von Schule nützlicher. Eine, die den Kindern hilft, ihre Fähigkeiten zu entdecken, diese zu fördern. Eine, die ihr Selbstvertrauen und eine Stehaufmännchen-Mentalität stärkt. Dabei hilft es wenig, einem Schüler zu vermitteln "du bist eine Deutsch-Niete und sportlich hapert es bei dir auch gewaltig".
Schlechte Noten erzeugen Stress und bremsen schon bei kleinen Kindern den Willen, Neues zu lernen, sich in ein unbekanntes Thema hineinzuknien und aus eigener Kraft eine Lösung herauszuknobeln. Auf einem Lösungsweg, den Schulbücher und Lehrer womöglich gar nicht vorhergesehen haben. Schlechte Noten entmutigen nur.
Beurteilungen sind auch ehrlich, aber sie motivieren besser
Individuelle Beurteilungen sind viel besser geeignet, die Motivation aufrecht zu erhalten. Kinder haben einen angeborenen Willen, Neues zu lernen, den Erwachsenen nachzueifern, sich ständig auszuprobieren und zu verbessern. Wenn man sieht, wie unermüdlich Kleinkinder beim Laufen- und Sprechenlernen sind, trotz zahlloser Rückschläge, dann versteht man, wie stark der Wille und die angeborene Motivation zum Lernen in jedem Menschen ist.
Diesen Willen muss Schule sich zunutze machen. Mit Noten töten wir dieses Neugier-Potential und machen Schüler zu willenlosen Auswendiglernmaschinen. "Arbeite noch mehr an den Rechenschritten im Tausender-Zahlenraum, du hast dich im letzten Halbjahr schon deutlich verbessert" klingt motivierend, "Mathematik: 4" tut das nicht.
Faktenpauken ist nutzlos
Wer eine Regelschule durchlaufen hat, muss zugeben, dass er oft schon wenige Jahre nach dem Schulabschluss den größten Teil des gepaukten Stoffs vergessen hat und ihn auch nicht für den Alltag nutzt. Man hat nur für die jeweilige Klassenarbeit gelernt.
Ausformulierte Beurteilungen sind präziser
Schüler einer Schulform, die auf individuelle Beurteilungen setzt und auf Text-Zeugnisse, kennen ihre Stärken und Schwächen genau, sind im ständigen Dialog mit den Lehrern. Anstatt blind Klausuren auszufüllen und alles sofort wieder zu vergessen, stecken sie sich ihre Ziele in Absprache mit den Lehrern, erhalten Motivation anstatt einer seelenlosen Beurteilungs-Ziffer.
Fazit: Schulnoten sind in unserem maroden Schulsystem eine Notwendigkeit, um den Lernstand zu dokumentieren. Sie taugen aber nicht dazu, um aus unseren Kindern selbstverantworliche und zukunftsfitte Leistungserbringer in einer unsteten Berufswelt zu machen.
Pro Noten: Wir brauchen Noten - aber andere