Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sommerferien Wie in den Sommerferien nicht die große Langeweile ausbricht
Über die großen Ferien freuen Eltern sich in der Regel zweimal: Wenn sie endlich da sind und wenn sie wieder vorbei sind. Gerade für die Berufstätigen, die oft gewaltig jonglieren müssen, um ihre Kinder gut betreut zu wissen, sind sechs Wochen Ferien lang. Hier finden Sie zahlreiche Tipps, um die Zeit für die ganze Familie schön, aber auch sinnvoll zu gestalten.
Die Seele mal baumeln lassen ist gar nicht so einfach
Eigentlich freut man sich, dass man endlich alles langsamer angehen kann und nicht vom Termin- und Stundenplan dominiert wird, dass die Kinder Zeit haben zum Ausschlafen, zum Spielen und zum Seele baumeln lassen. Doch auf der anderen Seite sind die wenigsten Eltern Lehrer von Beruf und von daher ist ihre eigene Ferienzeit deutlich begrenzter als die ihrer Kinder. Regnet es dann auch noch, hat der Sportverein Sommerpause, sind die Freunde alle verreist oder ist das Konto schon überzogen, dann wird aus Ferienzeit schnell Zusatzstress.
Ferienprogramme nutzen
Am schlimmsten ist es für Eltern, wenn beide berufstätig sind, keine Oma in der Nähe wohnt, die Kinder aber noch zu klein sind, um ein paar Stunden allein zu bleiben. "Hätten wir einen Hortplatz, wäre es einfacher. Dann wäre wenigstens die Hälfte der Ferien abgedeckt. Aber die Mittagsbetreuung hat komplett geschlossen", erzählt Britta. "Jetzt müssen wir leider getrennt Urlaub nehmen und beim Rest sind wir auf Unterstützung von Freunden und Bekannten angewiesen." Und auf das Ferienprogramm ihrer Stadt. "Das ist super, hier werden zumindest tageweise tolle Aktionen angeboten."
Kirchen und Kommunen bieten Ferienprogramme für Daheimgebliebene. Die Preise sind in der Regel fair. "Leben wie im Steinzeitalter, Jugendfarm, Bogenschießen… Klar, alles aus dem Angebot können wir uns nicht leisten, aber wenn man sich früh genug darum kümmert, findet man auch Abwechslungsreiches für den kleineren Geldbeutel."
Geld spielt eine große Rolle
Denn gerade dieser "kleinere Geldbeutel" ist es, der Eltern während der Ferienzeit oft zu schaffen macht. Denn nicht in den Urlaub zu fahren, ist eine Sache. Sich nicht einmal das Schwimmbad, Kino oder den Eintritt in einen Vergnügungspark leisten zu können, eine andere. "Ich muss einfach jetzt schon daran denken, dass bald Schuljahresbeginn ist und im Herbst neben den Schulsachen eine Menge weiterer Kosten auf uns zukommen. Jeden Tag ein Ausflug, das ist da nicht drin", bedauert Dreifachmama Barbara.
Für die Kinder ist das nicht leicht zu verstehen, vor allem, wenn sie wie Mia wohlhabende Freunde haben. "Die beste Freundin meiner Tochter hat reiche Eltern, die ihren Kindern die tollsten Reisen finanzieren. Ein Trip nach New York - kein Thema. Drei Wochen Luxushotel in Thailand - normal. Jedes Mal, wenn diese Freundin heimkommt, wird’s mir schon ganz bange. Denn Mia hat weder viel zu erzählen noch tolle Mitbringsel", sorgt sich Jutta, die ihre beiden Kinder allein aufzieht und auch vom Vater wenig zusätzliche Unterstützung zu erwarten hat. "Ich versuche immer, den Kids in der Region etwas zu bieten. Aber mit London und Paris kann es auch ein schöner Badesee nicht aufnehmen, da mach ich mir nichts vor."
Kinder wollen gar nicht dauernd "bespaßt" werden
Jürgen sieht das anders. Er könnte, was das Finanzielle angeht, durchaus in ein Fünf-Sterne-Hotel fahren. Aber er zieht es vor, mit den Kindern in der Nähe zu zelten. "Ich finde, Paris und London können sie auch noch machen, wenn sie erwachsen sind. Das läuft ihnen nicht davon." Er und seine Frau nutzen die Zeit lieber, um mit den Kindern etwas "zu erleben" und sie nicht nur "bespaßen" zu lassen. "Wir paddeln durch Naturschutzgebiete, wir zelten in der Pampa, wir machen unser eigenes Feuer, picknicken und fürchten uns gemeinsam ein wenig bei Gewitter. Wir haben sogar schon Schlangen entdeckt!" Jürgen ist fest davon überzeugt, dass man so Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit schafft, die lebenslang Halt geben können. "Wenn das Feuer endlich brennt, wenn die Angst vor dem Gewitter gemeinsam besiegt wurde - das bringt so eine unglaubliche Ruhe, fördert die Persönlichkeit und vor allem auch den Zusammenhalt innerhalb der Familie."
Bei der Ernte helfen heute die wenigsten Kinder
Lange Sommerferien, und unsere sind dabei im europaweiten Vergleich gar nicht mal so lang, haben beziehungsweise hatten einen triftigen Grund. Die Kinder waren für die Mithilfe bei der Ernte eingeplant. Was es heute noch in unseren Gärten selbst zu ernten gibt, füllt höchstens mal ein Körbchen und bei großem Grundstück vielleicht ein, zwei Nachmittage. Unsere Kinder wollen also anderweitig beschäftigt werden.
Wenn das Geld fehlt, ist Kreativität gefragt
Natürlich, Langeweile ist etwas sehr Wertvolles. Schöpfen Kinder doch gerade aus ihr neue Ideen, vertragen sich Geschwister plötzlich in Ermangelung weiterer Spielgefährten ganz prima - doch bis es soweit ist, liegen die Nerven bei den Eltern blank. Es gilt also das richtige Mittelmaß zu finden zwischen totaler Öde und terminstresslichem Aktionismus.
Schöne Anregungen findet man unter anderem in den Büchern der Schauspielerin und Autorin Sabine Bohlmann. "Ein Löffelchen voll Zucker…" und "Ideenreich" sind voll mit Vorschlägen, wie man nicht nur Besonderes in den Alltag integriert, sondern auch Alltägliches besonders macht. Manchmal ist es einfach nur eine Frage der Motivation: Zimmer aufräumen und ausmisten ist fad. Im Gegensatz zu Zimmer neu gestalten. Wenn aus einem Kinder- ein echtes Jugendzimmer wird, wenn man dem Nachwuchs bei der Farbgestaltung ein bisschen freie Hand lässt, dann lässt sich auch mit wenigen Mitteln Langeweile vertreiben.
Ferien wollen gut organisiert sein
Letztendlich gilt es, die Ferienzeit nicht sinnlos in der Alltagsroutine verschwinden zu lassen. Dazu gibt es einen Ferienplan, in den alle zusammen Ideen einbringen. Hier sollte man von vornherein ein, zwei Tage pro Woche festlegen, an denen man etwas Gemeinsames unternimmt. In den Tageszeitungen, im Internet, aber auch bei der örtlichen Tourismuszentrale findet man eine Menge spannender Vorschläge für Unternehmungen in der Region. Die meisten davon sind gut mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Picknickkorb packen und los geht’s. Das entschleunigt den Alltag und vermittelt Ferienstimmung.
Die Work-Live-Balance muss auch bei Schülern stimmen
In den Ferienplan integrieren kann man auch Lernzeiten. Die Meinungen, ob Kinder in den Ferien lernen sollten oder nicht, sind geteilt. Doch bei vielen Schülern ist es ratsam, den Stoff des letzten Jahres in einigen Fächern zu wiederholen oder zu vertiefen. In Stress ausarten sollte das aber nicht. Der Buchhandel bietet für die Hauptfächer überschaubare Wiederholungshefte inklusive Lösungen an. Aber auch Eltern können die Zeit nutzen und sich schon mal für das kommende Schuljahr ein wenig schlau machen. Bücher wie "Mathe für Eltern - Was Sie wissen müssen, um Ihr Kind zu unterstützen" sind auf die Bedürfnisse der Eltern zugeschnitten und können so möglicherweise einen teuren Nachhilfelehrer sparen.
Ferien sinnvoll nutzen
Auch viele Jugendliche nutzen die lange Sommerzeit sinnvoll. Brittas Tochter zum Beispiel macht ihr Babysitterdiplom, ihr Freund Jona jobbt bei der Firma, die ihn auch langfristig interessieren würde. "Wer weiß, vielleicht bekomme ich so jetzt schon einen Fuß in die Tür?", hofft er. "Und Geld für den Führerschein kann ich auch gleich weglegen." Auch sein kleiner Bruder "jobbt". Der Elfjährige verdient sich bei seinen Eltern und in der Nachbarschaft ein paar Euro dazu, indem er den Rasen mäht oder den Dackel einer alten Dame an die frische Luft führt. Das Geld investiert er dann in sein Fahrrad und bringt dieses endlich mal wieder in aller Ferienruhe auf Vordermann.