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So lassen sich gestresste Mütter von Drogen verführen


Mütter unter Stress
Verführerische Drogen sollen beim Funktionieren helfen

"Mother’s little helper" - so besangen die Rolling Stones in den 1960ern die Substanzen, die Mütter über den Alltag retten sollten. Ein verführerischer Strohhalm, der kurzfristige Rettung verspricht, aber langfristig einen Teufelskreis in Gang setzt - und alles andere als harmlos ist.

Aktualisiert am 10.01.2017|Lesedauer: 3 Min.
t-online, Simone Blaß
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Damals ging es um Valium. In den Jahren davor war es die mit Amphetaminen angereicherte sogenannte "Hausfrauenschokolade" und danach war es das damals frei verkäufliche Ephedrin. Dass manche Mütter zu Hilfsmitteln greifen, um ihren Alltag zu bewältigen, ist nicht neu, wird aber immer gefährlicher.

Ein Tabu unserer Gesellschaft: Drogen gegen Dauerstress.Vergrößern des Bildes
Ein Tabu unserer Gesellschaft: Drogen um im Dauerstress zu funktionieren. (Quelle: imago/science photo library)

Nicht um high zu sein, sondern um zu funktionieren

Es gibt zum einen drogensüchtige Mütter, Frauen, die bereits vor und in der Schwangerschaft Drogen genommen haben, die opiatabhängig sind, deren Babys teilweise bereits süchtig auf die Welt kommen. Sie brauchen dringend Hilfe, um ihrem Teufelskreis zu entkommen.

Es gibt aber auch die absolut unauffällige Drogenklientel unter Eltern beziehungsweise Müttern. Frauen, die immer hübsch gepflegt aussehen und alles mit Bravour meistern. Die Job, Kind, Haushalt und Elternbeirat scheinbar spielend unter einen Hut bekommen, voller Energie sind und andere in den Schatten stellen.

"Jede Gesellschaft hat die Drogen, die sie verdient", fasst es Uwe Schmidt von der Drogenhilfe Schwaben zusammen. "Eine Mutter, die ausgelaugt auf dem Sofa liegt, ist nicht gefragt. Wir sollen nonstop funktionieren, immer leistungsfähig sein. Das Gemeine daran ist, dass die Drogen auch das halten, was sie versprechen - für den Moment. Das dies keine Dauerlösung ist, ahnt der Konsument nicht."

Alte Muster und neue Medikamentenabhängigkeit

Die Tatsache, dass wohl die wenigsten Frauen mit Kinderwagen von einem Dealer angesprochen werden und somit leichten Zugang zu illegalen Drogen hätten, führt dazu, dass viele zu anderen Mitteln greifen.

"Medikamentenabhängigkeit hat hier Vorrang. Gerade erschöpften Müttern mit Schlafstörungen wird relativ schnell etwas verschrieben. Das kann für den Moment ein Hilfsmittel sein, kann aber auch zu Missbrauch führen. Gerade in Zusammenhang mit Alkohol." Um an richtige Drogen heranzukommen, muss entweder der Zufall im Spiel sein oder es müssen von früher noch Kontakte bestehen, die aufgefrischt werden.

"Ein Kind ist eine große Herausforderung mit einer Menge Verantwortung, der Stresspegel ist hoch, man soll kontinuierlich da sein, leidet unter Schlafmangel, da werden schnell mangelnde Kompetenzen aufgedeckt," weiß Schmidt.

Anzeichen für verschleierten Drogenkonsum

  • Gefühlskälte
  • Überheblichkeit
  • Aggression, Impulskontrollverlust
  • extrem lange Wachphasen ohne Schlaf
  • extrem lange komaähnliche Tiefschlafphasen

Der Sozialpädagoge geht davon aus, dass gerade die Eltern, die bereits Erfahrung mit Drogen haben, in Gefahr geraten, alte Muster wieder auszugraben und zu den ihnen bekannten Mitteln greifen. Schmidt geht von einer hohen Dunkelziffer beim Konsum von Haschisch aus.

Ebenso bei Amphetaminen - beides ist finanziell erschwinglich, macht nicht körperlich abhängig und fällt auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht auf. Schon allein, weil man es in einem solchen Umfeld nicht vermutet. Die einzigen Anzeichen, wie zum Beispiel eine gewisse Gefühlskälte oder Überheblichkeit, können kaum richtig interpretiert werden.

Gefährliche Mixturen im Umlauf

Wer nicht auffällt, kann auch keine Hilfe bekommen. Schmidt und seine Kollegen stellen allerdings fest, dass sich immer häufiger Angehörige an sie wenden. "Zum Beispiel die Partner, die das nicht mehr mitmachen wollen, die um Hilfe bitten." Auch und vor allem aus Sorge um ihre Kinder.

"Wenn Kinder im Spiel sind, ist es immer besonders schwierig. Mal angenommen, eine Mutter ist drei Tage am Stück wach, irgendwann will der Körper seinen Schlaf zurück. Also fällt sie entweder in einen komatösen Tiefschlaf und kann ihren Erziehungsauftrag nicht mehr wahrnehmen. Oder sie kann sich nicht ausruhen, steht dann wahnsinnig unter Strom, es kommt zu Aggression und auch zu Impulskontrollverlusten. Eventuell sogar zu Gewalt."

Eine weitere Gefahr, die sehr häufig unterschätzt wird, ist die Tatsache, dass die Drogen, die heute im Umlauf sind, mit denen von vor zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr vergleichbar sind. Immer häufiger werden wahllos chemische Substanzen einfach zusammengekippt. Solche Mittel können zu Psychosen führen. Sie können aber auch tödlich enden.

"Betrachten wir also die Eltern, die auf alte Erfahrungen zurückgreifen, so sieht man das Problem schnell: Diese Erfahrungen können nicht übertragen werden." Doch bis man das merkt, kann es schon längst zu spät sein.

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