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Eltern-Dilemma: Soll man die Kinder auf Partys mitschleppen?


Eltern-Dilemma
Soll man die Kinder auf Partys mitschleppen?

Einladungen zu Partys stellen Eltern vor ein Dilemma: Babysitter beziehungsweise Großeltern einspannen oder die Kinder mitnehmen? Hier liegen die Auffassungen weit auseinander. Manche wünschen sich eine kinderfreie Zeit, andere wollen ihren Nachwuchs überall

Aktualisiert am 20.05.2016|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli
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Die meisten Väter und Mütter ziehen es vor, beim Ausgehen "kinderfrei" zu haben. "Das ist entspannend, weil man sich so viel intensiver und ohne Ablenkung mit anderen unterhalten kann. Keine aufgedrehte Zweijährige, so wie es bei unserer Tochter oft der Fall ist, die ständig versucht, die elterliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen", kommentiert Sara in einem Elternforum. Eine andere Mutter meint: "Mit Kindern eine Party zu besuchen, auf der vor allem Erwachsene sind, bedeutet für mich Stress. Man muss dauernd aufpassen, dass die eigene Brut sich nicht daneben benimmt und auch sonst nichts Schlimmes passiert."

Nett oder nervig? Es gibt geteilte Meinungen darüber, ob Eltern ihre Kinder auf Partys mitnehmen sollten.Vergrößern des Bildes
Nett oder nervig? Es gibt geteilte Meinungen darüber, ob Eltern ihre Kinder auf Partys mitnehmen sollten. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Laut einer Umfrage der Zeitschrift "Für Sie" finden 37 Prozent der Befragten, dass Kinder nicht überall dabei sein müssen. Aus Rücksicht auf andere sollten Eltern beispielsweise gehobene Restaurants, Wellness-Bereiche oder Veranstaltungen wie Kunst-Vernissagen lieber allein besuchen. Interessant ist, dass 44 Prozent derer, die selbst mit Kindern im Haushalt leben, diese Meinung vertritt. Dagegen finden das nur 31 Prozent der befragten ab 60 Jahren.

Abendprogramm bringt den Rhythmus durcheinander

Bei der Entscheidung, mit oder ohne Kinder auszugehen, geht es nicht nur um die elterlichen Bedürfnisse. Gerade bei Eltern von Kleinkindern sind die Bedenken groß: "Ich finde es wichtig, dass Kinder ihren normalen Rhythmus beibehalten können", erklärt Mathias, Vater eines vierjährigen Jungen. "Sie sollten am besten immer in ihrem Bettchen mit den bekannten Gute-Nacht-Ritualen einschlafen können. So sind sie am nächsten Tag ausgeruhter und ausgeglichener. Wir versuchen immer, einen Babysitter oder die Großeltern zum Aufpassen zu organisieren, wenn wir ausgehen."

Ein klares Gegenargument sind die wenig kinderfreundlichen Bedingungen bei Partys. "Das ist definitiv nichts für Kinder, wenn den ganzen Abend ohrenbetäubende Musik läuft, die Leute möglicherweise alkoholisiert sind und alle Räume zugequalmt werden. Das kann nur ungesund sein", stellt Sina klar, deren Söhne fünf und sieben Jahre alt sind.

Alleinerziehende will nicht nur zu Hause sitzen

Eine andere Perspektive vertritt die dreißigjährige Viktoria. Weil sie alleinerziehend ist, ihre Eltern weit weg wohnen und ihr ein Babysitter für etliche Party-Stunden zu teuer ist, hat sie ihre heute sechsjährige Tochter Lilli schon als Säugling häufig auf Einladungen mitgenommen. Sie bekennt, dass sie nicht jedes Wochenende allein zu Hause zu sitzen und aufs Feiern verzichten wollte, nachdem sie Mutter geworden war. "Das war eigentlich nie ein Problem. Am Anfang schlafen die Babys ohnehin fast rund um die Uhr und später war Lilli so gut an Geselligkeit und die Party-Geräuschkulissen gewöhnt, dass sie problemlos mit ihrer Lieblingsdecke und ihrem Kuscheltier im Kinderwagen, auf dem Sofa oder im Gästezimmer eingeschlafen ist. Das geht vielleicht nicht mit jedem Kind. Meine Tochter war jedenfalls pflegeleicht und hat nie unter der Situation gelitten. Ich habe mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen. Über ihre Anwesenheit hat sich übrigens nie jemand beschwert."

Bei Familienfeiern gehören Kinder dazu

Auch Jens und Rita nehmen ihren Sohn und ihre Tochter, die fünf und acht Jahre alt sind, gerne zu Festen mit. Ein ausgiebiger Mittagsschlaf hilft den Kleinen, abends länger durchzuhalten. "Sie fanden das bisher toll, auch weil sie fast immer Spielkameraden gefunden haben und sich nie langweilten. Die meisten Freunde sind mittlerweile ebenfalls Eltern und haben eine ähnliche Einstellung wie wir." Rita ergänzt. "Ab und zu ist aber auf Partys auch Zweisamkeit ganz schön. Aber gerade bei Anlässen wie Silvester oder dem runden Geburtstag eines Verwandten möchten wir mit unseren Kindern zusammensein. Sie gehören doch dazu. Dass sie zu später Stunde manchmal nörgelig und anstrengend werden, finde ich nicht tragisch."

Teenager-Eltern ziehen sogar einen pädagogischen Nutzen aus dem gemeinsamen Feiern. "Unser vierzehnjähriger Sohn Daniel fand es zwar ziemlich peinlich, als er Papa und Mama gemeinsam tanzen sah", erzählt die 45-jährige Susanne. "Aber er durfte an jenem Abend mit anderen jugendlichen Gästen Alkohol probieren. Diese Erfahrung in einem geschützten und kontrollierten Umfeld machen zu können, wo wir in der Nähe waren, empfand ich als beruhigend."

Wenn Kinder auf dem Fest unerwünscht sind

Soweit das Pro und Kontra von Eltern als Party-Gänger. Was meinen Gastgeber und andere Gäste? Die 26-jährigen Gabriela, die selbst noch keinen Nachwuchs hat, findet es unmöglich, Kinder zu Festen mitzubringen, die für Erwachsene ausgerichtet werden. "Das kann einem ziemlich die Stimmung vermiesen, weil die Eltern sich oft nur auf ihre Kinder konzentrieren und außerdem sehr früh gehen."

Manu berichtet in einem Forum, dass sie in einer Einladung ausdrücklich darum bat, Kinder zu Hause zu lassen. "Das haben mir damals viele übel genommen und meine Einstellung als kinderfeindlich verurteilt. Ich finde aber, jeder sollte das Recht haben, den Rahmen für sein Fest abzustecken - ähnlich, wie beim Dresscode. Man darf sich deswegen kein schlechtes Gewissen einreden lassen."

Entertainment für kleine Partygäste

Damit Konflikte erst gar nicht aufkommen, gibt es in Eltern-Foren jede Menge Kompromissvorschläge, wie eine Party mit Kinderbegleitung harmonisch und für alle Beteiligten lustig über die Bühne gehen kann. Kinder offiziell auszuladen, kommt schlecht an. Eine elegante Option wäre, in der Einladung darauf hinzuweisen, dass wenig für Kinder geboten werde und sie sich vermutlich langweilen würden. Die Entscheidung, die Kinder mitzubringen oder nicht, sollte aber den Eltern vorbehalten bleiben. Gastgeber mit vielen Eltern im Freundeskreis empfehlen, im Vorfeld ein Unterhaltungsprogramm oder Betreuung für Gästekinder zu organisieren. Die einfachste Möglichkeit der Kinderbespaßung ist eine Mal- und Bastelecke oder ein Raum mit kindgerechter Videounterhaltung. Erfahrungsgemäß ergreifen die Kinder aber häufig die Initiative, wenn andere junge Spielkameraden vor Ort sind.

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