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Erziehung: Falsches loben kann Kindern schaden


"Wir leben in einer Zeit der Lob-Inflation"
Falsches Lob schadet Kindern, zu viel setzt sie unter Druck

Lob kann Kinder noch Jahre später motivieren. Entscheidend ist aber die Art des Lobes, wie Forscher in den USA herausfanden. "Falsch" gelobt würden vor allem Mädchen, berichten sie im Fachjournal "Child Development". Zudem kommt es auf die richtige Dosis an.

Aktualisiert am 04.01.2017|Lesedauer: 3 Min.
Von t-online
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Lob wirke auf Kinder wie eine dauernde Bewertung. "Das kann sie unter Perfektionsdruck setzen", warnt Grit Herrnberger, Dozentin am Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis Berlin.

Von falschem Lob sind vor allem Mädchen betroffen.Vergrößern des Bildes
Von falschem Lob sind vor allem Mädchen betroffen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Eltern loben ihre Kinder auf sehr unterschiedliche Weise: "Du hast hart gearbeitet", "Du bist ein cleveres Mädchen", "Prima" oder "Du hast es geschafft" - all das klingt positiv. In früheren Studien mit Schulkindern hat sich jedoch gezeigt, dass die Art des Lobens unterschiedliche Folgen hat: Handlungsbezogenes Lob wirkt positiv nach, während personenbezogene Komplimente sogar schaden können. Formulierungen, mit denen die Eltern Bemühungen der Kinder loben, lassen diese hartnäckiger und erfolgreicher an Aufgaben herangehen. Formulierungen, die das Kind als Person loben, haben jedoch oft den gegenteiligen Effekt.

Leistung steigern durch richtiges Loben

Wissenschaftler erklären diese Beobachtung damit, dass Prozess-Lob die Botschaft übermittelt, Anstrengung und Handlung seien die Ursachen des Erfolgs. Somit glauben entsprechend motivierte Kinder, dass sie durch Anstrengungen ihre Leistung steigern können. Personen-Lob hingegen vermittelt, dass die Fähigkeiten des Kindes feststehende Eigenschaften seien.

Langzeitversuch: Loben bei Kleinkindern

Psychologen um Elizabeth Gunderson von der Temple University in Philadelphia haben untersucht, ob sich schon die jeweilige Art, Kleinkinder zu loben, bis ins Grundschulalter auswirkt. Die Forscher filmten die Familien von rund 50 Kindern jeweils dreimal. Das erste Mal, als die Kinder ein Jahr alt waren, das zweite Mal, als die Kinder zwei Jahre alt waren und zum dritten Mal, als die Kinder drei Jahre alt waren. Die ausgewählten Familien waren von unterschiedlicher ethnischer Herkunft und stammten aus verschiedenen Einkommensklassen.

Die Videos untersuchten die Forscher dahingehend, ob die Kinder von ihren Eltern eher handlungsorientiert oder als Person gelobt wurden. Fünf Jahre nach der letzten Videoaufzeichnung analysierte das Team um Gunderson, wie die Kinder an Herausforderungen herangingen.

Für Tätigkeiten gelobte Kinder gehen Probleme positiver an

Hatten die Eltern die Kinder Jahre zuvor für ihre Aktivitäten gelobt, zeigten die Kindern nun im Grundschulalter eine positivere Haltung gegenüber den gestellten Problemen. Sie konnten sich auch mehr Strategien überlegen, um Rückschläge zu überwinden. Außerdem waren diese Kinder überzeugt, ihre Fähigkeiten mit entsprechender Anstrengung verbessern zu können. Kinder, deren Eltern personenbezogen oder mit allgemeinen Floskeln gelobt hatten, zeigten keine positive Beeinflussung.

Mädchen werden anders gelobt als Jungen

Nicht erkennbar wirkte sich die Häufigkeit aus, mit der Eltern ihre Kleinkinder gelobt hatten. Auffällig hingegen war, dass Jungen und Mädchen zwar gleich viel gelobt wurden. Jungen erhielten aber deutlich mehr Prozess-Lob als Mädchen. Das zeigte noch fünf Jahre später Folgen. Jungen gingen an schulische Herausforderungen mit einer positiveren Einstellung heran als Mädchen. Sie glaubten der Studie zufolge auch, dass Intelligenz verbessert werden kann.

Falsches Loben hat Folgen

"Diese Ergebnisse sind Grund zur Sorge", betont Wissenschaftlerin Gunderson. Denn sie legten eines nahe: Eltern rufen bei Mädchen unbeabsichtigt die Geisteshaltung hervor, dass Eigenschaften feststehen. Das führe zu "verringerter Motivation und Hartnäckigkeit im Angesicht von Herausforderungen und Rückschlägen", warnt die Psychologin.

Zu viel Lob setzt Kinder unter Druck

"Wir leben in einer Zeit der Lob-Inflation", sagt die Diplompädagogin Grit Herrnberger im Apothekenmagazin "Baby und Familie". Lob wirke auf Kinder auch wie eine dauernde Bewertung. "Das kann sie unter Perfektionsdruck setzen", erklärt Herrnberger. Es ist wie bei einer Arznei: Die Dosis ist entscheidend. Oft wollten Kinder auch nur Aufmerksamkeit, keine Note. Dann reiche schon ein neugieriger Blick oder ein aufmunterndes Lächeln, rät die Expertin.

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