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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tradition des Pfingstochsen Das gilt, wenn Sie heute besonders lang geschlafen haben
Haben Sie schon einmal vom Pfingstochsen gehört? Wenn Sie am Pfingstsonntag der Langschläfer Ihrer Familie oder Ihres Dorfes waren, sollten Sie sich schnell mit dem Begriff vertraut machen.
Rein biblisch haben der Ochse und das Pfingstfest eigentlich keinerlei Verbindung. Trotzdem gibt es einige Traditionen, die den Ochsen mit Pfingsten verbinden.
In vielen ländlichen Regionen war es früher Brauch, zu Pfingsten einen Ochsen feierlich zu schmücken. Dieser Pfingstochse führte dann einen Festumzug an. Dass Pfingstochsen jedoch durchaus auch menschlich sein können, beweisen weitere althergebrachte Traditionen.
Der Pfingstochse: Brauch und Tradition
In der Landwirtschaft war es viele Jahrhunderte lang üblich, dass das Vieh zu Pfingsten erstmals auf die Weide getrieben wurde. Die Bauern suchten dann den kräftigsten Ochsen aus und schmückten ihn festlich mit Bändern, Stroh und Blumen.
So herausgeputzt führte der Pfingstochse entweder den Zug der Tiere auf die Weide an oder nahm an einer feierlichen Prozession durch den gesamten Ort teil. In vielen Regionen Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz hat sich der Brauch erhalten, einen Pfingstochsen zu schmücken.
Von dem Brauch, an Pfingsten einen Ochsen besonders zu schmücken, leitet sich auch die Bemerkung ab, jemand sei "geschmückt wie ein Pfingstochse" – also übertrieben fein angezogen und herausgeputzt. Das gilt dann allerdings nicht als Kompliment.
Der Ochse als Festessen zu Pfingsten
Lange Zeit war es dabei auch üblich, dass der Pfingstochse anschließend geschlachtet und am Spieß gebraten wurde. Dies geht möglicherweise auf traditionelle Opferhandlungen zurück, die vor allem im Mittelmeerraum verbreitet waren.
Allerdings gibt es vor allem im norddeutschen Raum zu Pfingsten auch heute noch verschiedene Feste, bei denen das Grillen eines Ochsen im Mittelpunkt steht. Für die Lippe und das Mindener Land hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ebenfalls einen entsprechenden, mittlerweile allerdings verschwundenen, Pfingstochsenbrauch recherchiert.
Langschläfer als "Pfingstochsen"
In Teilen Bayerns und Österreichs hat die Bezeichnung "Pfingstochse" auch noch eine ganz andere Bedeutung, die sich nicht auf das Vieh, sondern den Menschen bezieht: Als Pfingstochse gilt derjenige, der am Pfingstsonntag am längsten schläft. Zum Spaß wird der Langschläfer in manchen Regionen in eine Schubkarre gesetzt und durch den ganzen Ort gefahren. Vor allem unter jungen Männern, die in der Landwirtschaft tätig waren, war diese Tradition lange verbreitet.
- Eigene Recherche
- domradio.de: "Von Rindviechern und schmucken Zweibeinern"