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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Licht des Vollmonds Der Werwolf: Das innere Tier im Menschen
Der Vollmond ist sein natürlicher Feind, denn dann bricht das Tier aus dem armen Betroffenen hervor: Er wird zum Werwolf. Welche Mythologie hinter dem Ungeheuer steckt, erfahren Sie hier.
Ursprünge des Wolfmanns in der Mythologie
Schon in alten Höhlenzeichnungen ist die Vorstellung von einem Mischwesen zwischen Wolf und Mensch, also die Lykanthropie (aus dem Griechischen: "lykos": Wolf, "anthropos": Mensch) belegt. Früheste literarische Zeugnisse wie das Gilgamesch-Epos thematisieren schließlich die Verwandlung eines Menschen in einen Wolf. In der Erzählung verwandelt die mesopotamische Göttin Ištar einen Schäfer in einen Wolf.
Auch in der griechischen Mythologie stellt die Verwandlung in einen Wolf eine Strafe der Götter dar: Da er Zeus Menschenfleisch zu essen gab, wurde der griechische Herrscher Lykaon vom höchsten der griechischen Götter in einen Wolf verwandelt. In der nordischen Mythologie hingegen ist der Menschenwolf Fenris der Hüter des Gleichgewichts. Er tötet den Gott Odin, da er überheblich und vertragsbrüchig geworden war.
Im Aberglauben festigte sich später die Überzeugung, dass ein Mensch durch einen Pakt mit dem Teufel zum Werwolf wird.
Werwolf-Legenden: Die Werwolfprozesse
Der wohl bekannteste deutsche "Werwolf" hieß Peter Stubbe. Im 16. Jahrhundert wurde er in Bedburg bei Köln hingerichtet. Laut Überlieferungen soll Peter Stubbe in einem Zeitraum von 25 Jahren mehrere Kinder ermordet, Frauen vergewaltigt und daraufhin umgebracht haben. Männer sollen zerfleischt im Wald aufgefunden worden sein und auch seinen eigenen Sohn soll er in der Erscheinung eines Wolfes umgebracht haben.
Aus Furcht vor der Folter soll Peter Stubbe vor Gericht alle Gräueltaten gestanden und berichtet haben, dass er vom Teufel einen Gürtel bekommen habe, der ihn umgelegt zum Wolf machte. Der besagte Gürtel wurde jedoch nie gefunden.
Ob Peter Stubbe die Morde tatsächlich begangen hat, kann bis heute nicht bewiesen werden. Heute geht man davon aus, dass die Mordtaten Söldnern und Räubern zuzuschreiben sind. Eine andere Theorie besagt, dass der hohe Adel die protestantische Bevölkerung einschüchtern wollte: Nach dem Werwolfprozess 1589 gab es in der Tat keine Hinweise mehr auf Protestantismus in der Bevölkerung von Bedburg.
Der Werwolf als Symbol der Triebe und Instinkte
Im heutigen Verständnis wird die Verwandlung in einen Werwolf immer noch als Fluch gesehen, der sich monatlich zum Vollmond erneuert. Dann wird das unbezähmbare Tier im Mann geweckt. Triebe und Instinkte können ein Mal im Monat bedenkenlos ausgelebt werden. Der Verstand setzt aus.
Im Rudel oder alleine sorgt der Werwolf je nach Adaption für Gerechtigkeit oder Rache. Verwandelt wird der Mensch jetzt schon durch einen Biss oder einen Prankenschlag.
In Literatur und Film hat sich der Werwolf zum Kultwesen entwickelt und symbolisiert auch oft das Erwachsenwerden: der Teenager zerrissen zwischen Kind und Mann.