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Der böse Gegenspieler vom Nikolaus: Wer war Knecht Ruprecht?


"Von drauß' vom Walde komm ich her"
Wer war eigentlich Knecht Ruprecht?

Die Figur des Knechts Ruprecht, der unartige Kinder bestraft, ist heutzutage fest mit dem heiligen Nikolaus verknüpft. Doch woher stammt er eigentlich?

Aktualisiert am 06.12.2024|Lesedauer: 4 Min.
t-online, ks
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In der Tradition ist Knecht Ruprecht bekannt als Begleiter des barmherzigen Nikolaus, der jedes Jahr am 6. Dezember mit Geschenken zu den Kindern kommt. Knecht Ruprecht soll den bösen Gegenspieler des Geschenkgebers verkörpern.

Knecht Ruprecht: Er ist der Gehilfe vom Nikolaus.Vergrößern des Bildes
Knecht Ruprecht (r.): Er ist der Gehilfe des Nikolaus. (Quelle: Sascha Ditscher/imago-images-bilder)

Im Gegensatz zum Nikolaus hat er die Aufgabe, unartige Kinder zu bestrafen und die Sprösslinge zu Frömmigkeit und Fleiß zu ermahnen. Dabei hat er den Legenden zufolge eine Rute mit im Gepäck, die bei Fehlverhalten der Kinder zum Einsatz kommt.

Herkunft und Bedeutung des Knechts Ruprecht

Ursprünglich war die Figur des Knechts Ruprecht nur den Menschen in Thüringen und dem Alpenvorland geläufig, erst im Mittelalter wurde sie auch in anderen Regionen bekannt. Die Herkunft und die Bedeutung des Rutenträgers sind allerdings nicht eindeutig geklärt.

So wird angenommen, dass sich der Name Knecht Ruprecht aus der Bezeichnung "Knecht der Frau Perchta" ableitet. Sie war der Mythologie germanischer und slawischer Volksstämme zufolge eine Richterin über faule und fleißige Menschen sowie über jene, die sich nicht an Vorschriften und religiöse Regeln hielten.

Nach dieser Theorie war Knecht Ruprecht einer ihrer Diener, den Frau Perchta nach damaliger Vorstellung in den Wintermonaten um die Wintersonnenwende am 21. Dezember und um den 6. Januar herum losschickte, um die faulen und unartigen Menschen zu bestrafen.

Andere Theorien gehen davon aus, dass der Ruten tragende Knecht Ruprecht von dem vorchristlichen "Ruamprecht", dem "ruhmstrahlenden" Wotan, hergeleitet wird. Ebenfalls ist möglich, dass der "raue Precht" als Vorbild für einen bösen Geist diente, der als Kinderschreck umherging.

Unterschiedliche Formen des bestrafenden Knechts

Seine Rolle als bestrafender Knecht hat Ruprecht über die Jahrhunderte behalten. Er wurde derweil in unterschiedlichsten Formen dargestellt, unter anderem als dämonisches Wesen.

Je nach Tradition und Religion variieren außerdem die Begleiter des heiligen Nikolaus: Neben dem klassischen Knecht Ruprecht gibt es zum Beispiel auch den Beelzebub, den rheinländischen Hans Muff oder den Krampus, der besonders in Österreich eine große Bekanntheit genießt. Alle Begleiter entstammen wohl aber demselben Bild des vorchristlichen Bestrafers.

Transformation des Knechts Ruprecht

Im Laufe der Jahre veränderte sich der Charakter des bösen und strafenden Knechts mancherorts zu einem milden Gabenbringer. In vielen vogtländischen Dörfern hatte er mit dem – dem Christkind ähnelnden – "Bornkinnel" sogar seine eigene Begleitung, die in der Adventszeit ebenfalls kleine Geschenke an Kinder verteilte.

Früher nutzten viele Eltern den Besuch des Nikolaus und des Knechts Ruprecht als eine Art Erziehungsmaßnahme, damit die Kinder während des Jahres artiger waren. Doch die gute Nachricht für Kinder ist: Auch wenn einige Eltern heute noch mit dem Knecht Ruprecht und der Rute drohen – in den meisten Familien hat die Rute längst ausgedient.

Theodor Storms Gedicht "Knecht Ruprecht"

Zu einer großen Bekanntheit gelangte Knecht Ruprecht außerdem durch Theodor Storms Weihnachtsgedicht "Knecht Ruprecht" aus dem Jahr 1862, das noch heute zur Weihnachtszeit vorgelesen und vorgetragen wird:

Knecht Ruprecht
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:

"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
Such mir die guten Kinder aus,
Damit ich ihrer mag gedenken,
Mit schönen Sachen sie mag beschenken."

Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat."
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"

Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

Vater: Die Kinder sind wohl alle gut,
Haben nur mitunter was trotzigen Mut.

Ruprecht: Ei, ei, für trotzgen Kindermut
Ist meine lange Rute gut!
Heißt es bei euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?

Vater: Wie einer sündigt, so wird er gestraft;
Die Kinder sind schon alle brav.

Ruprecht: Stecken sie die Nas auch tüchtig ins Buch,
Lesen und schreiben und rechnen genug?

Vater: Sie lernen mit ihrer kleinen Kraft,
Wir hoffen zu Gott, daß es endlich schafft.

Ruprecht: Beten sie denn nach altem Brauch
Im Bett ihr Abendsprüchlein auch?

Vater: Neulich hört ich im Kämmerlein
Eine kleine Stimme sprechen allein;
Und als ich an die Tür getreten,
Für alle Lieben hört ich sie beten.

Ruprecht: So nehmet denn Christkindleins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuß;
Probiert einmal von seinen Gaben,
Morgen sollt ihr was Besseres haben.
Dann kommt mit seinem Kerzenschein
Christkindlein selber zu euch herein.
Heut hält es noch am Himmel Wacht;
Nun schlafet sanft, habt gute Nacht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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