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OECD-Studie: Erwerbstätige Mütter in Deutschland benachteiligt


Alte Rollenmuster und Teilzeitfalle
Erwerbstätige Mütter sind in Deutschland benachteiligt

Der Vater verdient das Geld, die Mutter kümmert sich ums Kind. Was sich anhört wie ein längst überholtes Rollenmuster, ist für viele Familien in Deutschland noch Realität. Mütter sind seltener berufstätig als in anderen Ländern und viele sind in der Teilzeitfalle gefangen. Das ist das Ergebnis der OECD-Studie "Dare to Share".

Aktualisiert am 22.02.2017|Lesedauer: 3 Min.
Von dpa
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"Das Modell des männlichen Allein- beziehungsweise Hauptverdieners ist in Deutschland weiterhin vorherrschend." Das ist eine Kernaussage der Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am 20. Februar veröffentlicht wurde. Allerdings: Es gibt auch große Fortschritte bei der partnerschaftlichen Aufteilung der Familienarbeit.

Familie und Beruf: Die Frau kümmert sich um die Kinder, der Mann kümmert sich ums Familieneinkommen. Diese Rollenverteilung ist in Deutschland noch stark ausgeprägt.Vergrößern des Bildes
Die Frau kümmert sich um die Kinder, der Mann ums Familieneinkommen. Diese Rollenverteilung ist in Deutschland noch stark ausgeprägt. (Quelle: dpa-bilder)

Zahlen zur Berufstätigkeit von Müttern in Deutschland

  • 70 Prozent der Mütter sind erwerbstätig
  • 30 Prozent der Mütter arbeiten Vollzeit, fast 40 Prozent in Teilzeit
  • die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt 20 Stunden
  • bei Paaren mit Kindern steuert die Frau im Schnitt 22,6 Prozent zum Familieneinkommen bei

Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2014. Der Anteil von 70 Prozent erwerbstätigen Müttern entspricht etwa dem OECD-Durchschnitt, fällt aber deutlich hinter Länder wie Dänemark oder Schweden zurück. Dort sind es rund 82 Prozent.

In Deutschland arbeiten überdurchschnittlich viele Mütter in Teilzeit. Zudem ist ihre Wochenarbeitszeit ist mit 20 Stunden relativ kurz. Nur in den Niederlanden und in Österreich ist die Teilzeitquote bei Müttern noch höher.

Frauen stemmen Kinderbetreuung und Haushalt

Die Folge ist, dass Mütter im Durchschnitt nur 22,6 Prozent zum Familieneinkommen beitragen. Damit hat Deutschland den niedrigsten Wert von 15 ausgewählten Ländern. In Dänemark sind es beispielsweise 42 Prozent. Gleichzeitig übernehmen Frauen in Deutschland fast zwei Drittel der Hausarbeit sowie der Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen.

Darum läuft es in anderen Ländern besser

Entscheidend sind Betreuungsangebote für Kinder. Mütter fühlen sich vor allem durch starre Öffnungszeiten von Schulen, Kindergärten und Kitas gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Im Gegenzug müssen sie den größten Teil der unbezahlten Hausarbeit erledigen. In der OECD-Studie heißt es: "In Ländern, in denen Frauen in größerem Umfang arbeiten und es eine gut ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung wie etwa in Finnland oder Norwegen gibt, teilen Eltern unbezahlte Arbeit ausgewogener auf."

Mütter sitzen in der "Teilzeitfalle" fest

Es ist eine weit verbreitete Erfahrung, dass Frauen zunächst zeitweise ihre Arbeitszeit reduzieren wollen, um sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern. Später gelingt ihnen aber nicht mehr der Sprung zurück in einen Vollzeitjob. Ein Rückkehrrecht gibt es nicht. Allerdings hat Arbeitsministerin Andrea Nahles zum Jahresbeginn Gesetzentwurf zu einer befristeten Teilzeit vorgelegt. Dieser sieht vor, dass Arbeitgeber ein Recht auf Rückkehr zur ursprünglichen Arbeitszeit haben. Es ist aber eine Reihe von Einschränkungen geplant, und die Union befürchtet zu viel Bürokratie.

Unterschiedliches Frauenbild in Ost und West

Das unterschiedliche Frauenbild in Ost und West spiegelt sich immer noch in den Umfragen, aber die Differenzen schwinden. In Westdeutschland waren 2012 etwa 20 Prozent der Auffassung, Mütter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind sollten überhaupt nicht arbeiten. 2002 waren es noch 50 Prozent. In den neuen Bundesländern ist diese Zahl von 17 Prozent 2002 auf unter zehn Prozent 2012 gesunken.

So groß ist die Lohnungleichheit Männern und Frauen

Nach offiziellen Angaben beträgt die Lohnlücke in Deutschland 21 Prozent. Der größte Teil davon ist darauf zurückzuführen, dass Frauen entweder in Teilzeit oder in schlechter bezahlten Branchen, etwa in Pflegeberufen arbeiten. Rechnet man das heraus, beträgt der Unterschied noch sieben Prozent.

Wie soll das Lohngefälle geändert werden?

Familienministerin Manuela Schwesig will zunächst mehr Transparenz schaffen. Frauen sollen Anspruch auf Auskunft darüber haben, wie viel andere Gruppen von Beschäftigten in ihrem Unternehmen verdienen. Das soll aber nur in Betrieben ab 200 Beschäftigten gelten. Um den Konflikt zwischen Familie und Beruf weiter zu entschärfen, verfolgt Schwesig das Konzept der "Familienarbeitszeit". Wenn Eltern, also Väter und Mütter, ihre Arbeitszeit auf 28 bis 36 Stunden reduzieren, können sie bis zu 300 Euro aus der Staatskasse bekommen.

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