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"Großelternzeit": Großeltern sollen für Betreuung von Enkeln freinehmen können


Familie & Beruf
Großeltern sollen für Enkel-Betreuung Auszeit vom Job bekommen

Der Vorschlag der Bundesregierung, die "Großelternzeit" für die Kinderbetreuung auszudehnen, hat prompt Abwehrreflexe der Unternehmen ausgelöst. Ältere Berufstätige sollen künftig besser ihre Arbeitszeit reduzieren können, um sich der Betreuung ihrer Enkelkinder zu widmen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) lehnt dies ab und fordert stattdessen mehr Einrichtungen zur Kinderbetreuung.

Aktualisiert am 15.03.2012|Lesedauer: 3 Min.
Von afp, dapd
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Anspruch bisher nur bei Härtefällen

Die Großelternzeit soll laut Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) ebenso wie die dreijährige Elternzeit ausgestaltet werden. Wie die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet, sollen die Betroffenen eine Arbeitsplatzgarantie erhalten, wenn sie wegen der Betreuung der Enkel befristet aus dem Job aussteigen.

Die Großelternzeit gibt es bereits jetzt, allerdings ist sie auf bestimmte Härtefälle beschränkt, etwa wenn eine junge Mutter unter 21 Jahren sich noch in der Ausbildung befindet. Nach Darstellung der Ministerin helfen bereits jetzt in 51 Prozent der Familien die Großeltern bei der Kinderbetreuung. "Die Großeltern sind fest in das Betreuungsmanagement eingebunden", sagte Schröder. "Das ist schon jetzt Lebenswirklichkeit."

Kommt auch das Großelterngeld?

Wie "Spiegel Online" berichtet, wird auch über die Einführung von "Großelterngeld" nachgedacht. Für den Fall, dass die Eltern auf ihr Elterngeld verzichten, könne die Zahlung an die Großeltern übertragen werden, so Ministerin Kristina Schröder.

Elternzeit soll flexibilisiert werden

Darüber hinaus plant die Regierung eine Flexibilisierung bei der Elternzeit. Von der insgesamt dreijährigen Auszeit sollen künftig 24 Monate bis zum vollendeten 14. Lebensjahr des Kindes genommen werden. Dabei sollte aber der Arbeitgeber ein Einspruchsrecht haben, wenn betriebliche Gründe dagegen stünden. Bislang konnten nur zwölf Monate bis zum vollendeten achten Lebensjahr gestreckt werden. Zudem soll der Teilzeitanspruch während der Elternzeit besser geregelt werden. Insbesondere Familien mit kleineren und mittleren Einkommen sollen außerdem haushaltsnahe Dienstleitungen leichter in Anspruch nehmen können.

Lieber mehr Zeit als mehr Geld

Schröder kündigte zudem eine "Zeitpolitik" an, die den Familien mehr Freiräume bei der Ausgestaltung ihres Alltaglebens schaffen solle. Dazu gehört, die Öffnungszeiten von Schulen, Kitas und Behörden besser aufeinander abzustimmen. "Zeit für die Familie zu haben, gehört zu den zentralen Voraussetzungen, damit Familienleben gelingen kann", sagte Schröder. Bei den Eltern rangiere der Wunsch nach mehr Zeit noch vor dem Wunsch nach mehr Geld, sagte die Ministerin.

"Unternehmen müssen familienfreundlicher werden"

Die SPD stellte der Familienpolitik der Regierung hingegen ein schlechtes Zeugnis aus. Schröder stecke kein Geld in den Ausbau von Betreuungsangeboten, sondern wolle eher den Familien Geld geben, damit sie zu Hause bleiben und nicht arbeiten gehen können, sagte Parteivize Manuela Schwesig dem ARD-"Morgenmagazin". Nachdem Familien in den letzten Jahren immer "flexibler und arbeitsfreundlicher" geworden seien, müssten nun die Unternehmen familienfreundlicher werden. Benötigt werde ein Plan zur flächendeckenden Einführung von Ganztags-Kitas und Ganztagsschulen.

Die Grünen-Familienexpertin Katja Dörner warf der Regierung vor, in ihrer Stellungnahme zu dem im vergangenen Jahr von Experten vorgelegten Familienbericht keine Lösung für die Probleme der Familien vorzulegen. "Unternehmen werden nicht in die Pflicht genommen, Kosten dürfen keine verursacht werden." Dem Bericht fehle die systematische Gesamtkonzeption für eine Zeitpolitik, erklärte auch der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler. Die Antworten der Regierung seien hier nur "fragmentarisch".

Industrie findet "Großelternzeit" unnötig

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat Schröders Pläne für eine Ausweitung der "Großelternzeit" zur Betreuung der Enkel abgelehnt. Schon jetzt bestünden für Familien viele Möglichkeiten, sich gegenseitig zu unterstützen, sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er verwies auf das Teilzeit- und Befristungsgesetz, das Elterngeld oder die Auszeit, die berufstätige Großeltern in speziellen Fällen bereits heute nehmen könnten.

"Die Ausweitung dieser Großelternzeit würde für die Unternehmen die Unsicherheit erhöhen und die Planbarkeit bei der Stellenbesetzung verringern", warnte Driftmann. Aus diesem Grund sollte die Priorität weiter auf den Ausbau der Kinderbetreuung gelegt werden, damit die geschaffenen Plätze auch den tatsächlichen Bedarf der Eltern abdeckten, betonte er.

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