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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Familientherapeut Jesper Juul bekennt "Ich war einer der furchtbarsten Väter"
Er gilt seit Jahrzehnten als Guru der fairen Erziehung und seine Ratgeber für Eltern sind Bestseller. Dabei sei er selbst ein schlechter Vater gewesen und habe anfangs viele Fehler gemacht, bekennt der dänische Familientherapeut Jesper Juul in einem Interview mit "Nido".
"In den ersten Lebensjahren meines Sohnes war ich einer der furchtbarsten Väter, die man sich vorstellen kann", sagte der 68-Jährige Juul dem Magazin in einem Doppelinterview mit seinem Sohn Nicolai (43).
Juul hat auch mal härter zugepackt
Zum Beispiel habe er sein Kind hart am Arm gepackt, wenn es nicht gehorchte. "Ich habe ihm wahrscheinlich auch ein paar Mal einen Klaps auf den Hintern gegeben." Mit den Jahren habe er dann eher Angst gehabt, seinem Sohn schaden zu können, sagte der Däne.
Nicolai Juul beschrieb sein Verhältnis zu seinem Vater heute als "etwas seltsam": "Wir reden nicht viel. Wir genießen einfach die Gesellschaft des anderen."
"Gewalt erzeugt Angst"
Jesper Juul hat offensichtlich aus seinen Fehlern gelernt und sich vom schlechten Vater zu einem der gefragtesten Erziehungsberater gewandelt. Er ist bekannt für Aussagen wie: "Gewalt als Mittel der Erziehung erzeugt keinen Respekt, sondern Angst." (Jesper Juul, "Grenzen. Nähe Respekt", 2000) Dieses und andere Juul-Zitate werden immer wieder in sozialen Netzwerken geteilt.
Der Familientherapeut hat den Begriff der "Gleichwürdigkeit" geprägt, der sich durch viele seiner Bücher zieht. Damit ist gemeint, dass Kinder genauso wie Erwachsene ernst genommen und ihre Grenzen und Integrität respektiert werden müssen. Umgekehrt betont er, dass auch Eltern gegenüber dem Kind ihre Grenzen klar definieren müssen, statt sich von ihm auf der Nase herumtanzen zu lassen.
Juuls Prinzipien sind Dialog statt Strafe, Einbeziehung statt Machtausübung sowie Interesse am Kind statt Kontrolle.