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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kindergarten Spielzeugfreier Kindergarten: Welcher Sinn steht dahinter?
Welchen Sinn ein spielzeugfreier Kindergarten verfolgt, erschließt sich den meisten Eltern nicht auf den ersten Blick. Auch für die Kinder ist ein Verzicht auf Autos, Puppen oder Malbücher erst einmal ungewohnt. Dahinter steht jedoch kein schlichtes Verbot, sondern bestimmte pädagogische Überlegungen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Überfluss verhindern und Fantasie anregen
Viele Kinder besitzen Spielzeug im Überfluss. Damit geht oft eine frühe Konsumorientierung einher: Als Belohnung kaufen zum Beispiel viele Eltern oder Großeltern dem Kind ein Spielzeug, auch wenn eigentlich schon genügend davon im Kinderzimmer steht. Bei den meisten industriell hergestellten Spielzeugen ist zudem genau vorgegeben, wie damit zu spielen ist – damit schwindet jeglicher Raum, eigene Ideen zu entwickeln.
Ein spielzeugfreier Kindergarten will verhindern, dass sich Kinder nur auf Spielzeuge fixieren und es verlernen, sich selbst zu beschäftigen. Spiele wie Fangen oder Verstecken kommen zum Beispiel ganz ohne Spielzeug aus. Die Kinder sollen gern auch eigene Spiele erfinden und in der Gruppe ausprobieren.
Spielzeugfreier Kindergarten soll Interaktion fördern
Ein spielzeugfreier Kindergarten nimmt Kindern die Möglichkeit, sich allein mit einem Spielzeug in eine stille Ecke zurückzuziehen, und fördert so das soziale Miteinander. "Es gibt Kinder, die verstecken sich regelrecht hinter ihrem Spielzeug", zitiert die Westdeutsche Allgemeine Zeitung dazu Verena Stamm, Mitarbeiterin der Suchtberatungsstelle der Caritas in Olpe.
Die Beratungsstelle begleitet verschiedene Kitas beim Versuch, für eine gewisse Zeit spielzeugfreier Kindergarten zu sein. Die Kinder sollen mehr miteinander reden und sich besser kennenlernen. Das kann auch Kindern mit Migrationshintergrund nützen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen.
Spielzeugverzicht sinnvoll gestalten
Um auch die Kinder in das Konzept "Spielzeugfreier Kindergarten" sinnvoll mit einzubeziehen, gilt in den Kindergärten idealerweise zu Anfang eine Übergangsphase, in der sich die Kinder nach und nach von immer mehr Spielsachen verabschieden. Es müssen auch nicht unbedingt sämtliche Spielzeuge verschwinden. Dies kann jede Kindertagesstätte für sich festlegen.
Natürlich sind die Erzieher anschließend umso mehr gefordert: Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen, die Kinder zum eigenständigen Spielen anregen, sich Geschichten ausdenken und die Kreativität fördern. Mit der Zeit entwickeln Kinder dann meist immer mehr eigene Ideen. Eltern sollten den Sinn und das Konzept des spielzeugfreien Kindergartens akzeptieren und ihrem Kind nicht etwa heimlich ein Spielzeug einpacken, wenn es danach verlangt. Dadurch wäre Streit in der Kita vorprogrammiert.