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Krankes Kind: Wann Eltern zum Kinderarzt gehen sollten


Krankes Kind
Bei jedem Wehwehchen zum Kinderarzt?

Hat das Kind Ohrenschmerzen, so versucht man es zunächst mit einem Zwiebelwickel, bei Erkältung reibt man die Brust ein, Magen-Darm-Grippe kuriert man mit Tee und Zwieback. Sehr viel weiter allerdings sollte man bei der Selbstbehandlung nicht gehen. Und vor allem nicht den Fehler begehen, sich an der Hausapotheke zu bedienen: Denn auch frei verkäufliche Medikamente können für Kinder sehr gefährlich werden. Aber was kann man überhaupt alleine probieren und wann sollte man unbedingt zum Kinderarzt? Eine Frage, die viele Eltern verunsichert.

11.03.2014|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Simone Blaß
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Einen Schnupfen oder Übelkeit kann man durchaus mal mithilfe von bekannten Hausmitteln, vielleicht auch in Kombination mit Globuli, behandeln. "Aber bereits bei Bauchschmerzen wird es schwierig, können hier doch vielfältige Ursachen dahinter stecken", warnt der Düsseldorfer Kinder- und Jugendarzt Hermann Josef Kahl. Auch Fieber, das in der Regel eine gesunde Reaktion des Körpers ist und bei der Heilung unterstützt, muss genau beobachtet werden. Je jünger ein Kind ist, umso mehr.

Selbst behandeln oder doch zum Kinderarzt? Eine Frage, die viele Eltern verunsichert.Vergrößern des Bildes
Selbst behandeln oder doch zum Kinderarzt? Eine Frage, die viele Eltern verunsichert. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Fieber und Ausschläge nie auf die leichte Schulter nehmen

Ein Baby, das fiebert, sollten Eltern immer dem Kinderarzt vorstellen. Nur er kann beurteilen, ob Gefahr im Verzug ist. Denn die erhöhte Temperatur kann ein Hinweis auf teilweise lebensgefährliche Krankheiten sein. Vor allem, wenn das Fieber sich nicht senken lässt. "Wenn ein größeres Kind aber neben dem Fieber keinen schlechten Eindruck macht, dann kann man es schon mal mit Wadenwickeln und viel Flüssigkeit probieren. Zu lange allerdings sollte man auch dann nicht warten. Das Gleiche gilt übrigens bei Flecken. Denn auch ein Ausschlag, vor allem in Kombination mit Fieber, sollte schnell abgeklärt werden."

Mehr Diagnose-Möglichkeiten in der Praxis

Das Argument vieler Eltern, dass sie ein fieberndes Kind nicht durch die Gegend schleppen wollen, kann Kahl nachvollziehen. Genau wie die Tatsache, dass die meisten seiner Kollegen keine Hausbesuche mehr machen. Aber: Man kann die Kinder in der Praxis viel besser untersuchen als zu Hause. Abstriche, Urinproben, Ultraschall - das gibt auch bei der Diagnose eine viel größere Sicherheit. Hinzu kommt: "In der Regel sind die Eltern schneller in der Praxis als wir bei ihnen, da wir ja erst nach dem normalen Praxisbetrieb kommen können. Da kann wichtige Zeit vergehen."

Den Eltern Sicherheit geben

Für die meisten frischgebackenen Eltern sind ihre Kinder heutzutage komplettes Neuland. Viele von ihnen sind in Einkindfamilien aufgewachsen, hatten keinen oder kaum Kontakt zu Babys und kleinen Kindern und müssen ihre Erfahrungen erst machen. Da ist der Kinderarzt auch schon mal als "Psychologe" gefragt. Und das ist gut so: "Es ist schließlich eine unserer Aufgaben als Kinder- und Jugendärzte, Erfahrungen weiterzugeben, die Eltern zu unterstützen und sie mit ihren Sorgen ernst zu nehmen."

Für die Mutter eines Schreibabys zum Beispiel kann es schon eine große Hilfe bedeuten, wenn jemand ihre Erschöpfung erkennt und anspricht, zuhört und Tipps gibt. "Ein Kinderarzt sollte den Eltern das Gefühl vermitteln, dass sie jederzeit wiederkommen können, wenn sie unsicher sind. Er sollte ihnen die Angst nehmen, dem Kind könnte aus medizinischer Sicht etwas fehlen."

Das Bauchgefühl stärken

Aber auch bei Verhaltensauffälligkeiten steht der Kinderarzt mit seinem Wissen zur Seite. "Oft ist es so, dass Eltern denken, es handele sich um eine Verhaltensauffälligkeit und in Wirklichkeit ist es eine Verhaltensweise, die im Rahmen der kindlichen Entwicklung völlig normal ist." Auch hier ist es wichtig, die Eltern in ihrer Besorgnis ernst zu nehmen, genau hinzusehen und falls doch etwas sein sollte, entsprechend weiter zu vermitteln. "Wir können viel abfangen und beruhigen. Und wir können die Eltern dabei unterstützen, auf ihre eigene Einschätzung zu vertrauen. Denn oft sind sie verwirrt durch Informationen von außen, haben Bedenken, ihrem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen."

Zu viel Information kann verwirren

Gutgemeinte Ratschläge aus der Großelterngeneration, andere Mütter, die jemanden kennen, bei dem es so oder so war, Babyratgeber und nicht zuletzt das Internet - zu viel Information kann es schwer machen, den für sich und sein Kind richtigen Weg zu finden. Immer wieder hört man die Klage der Ärzte, dass das Recherchieren im Internet zu sehr viel Unsicherheit bei den Patienten führt. "Gut informierte und kritische Eltern sind mir aber trotzdem lieber als solche, die alles schleifen lassen. Sie wollen ihre Kinder ja nur beschützen und das will ich schließlich auch. Nur beim Impfen, da ärgert es mich, dass so viel Unsicherheit verbreitet wird."

Das Kind ganzheitlich betrachten

Bei der Wahl des Kinderarztes können heute Schwerpunkte gesetzt werden. Homöopathische Zusatzausbildung zum Beispiel. Schließlich wird es vielen Eltern immer wichtiger, dass ihr Kind ganzheitlich betrachtet wird. "Für die Diagnose und Therapie einer Krankheit sind die seelischen und persönlichen Voraussetzungen des Patienten ebenso bedeutend wie die körperlichen", bestätigen auch der Kinderarzt Jan Vagedes von der Universität Tübingen und sein anthroposophischer Kollege Georg Soldner in ihrem "Kinder-Gesundheitsbuch". Denn erst zusammen bilden Körper, Seele und Geist eine Einheit.

Der richtige Kinderarzt ist nicht immer leicht zu finden

Niemand kennt sein Kind so gut wie seine Eltern. Nicht zuletzt deswegen ist die Zusammenarbeit zwischen Kinderarzt und Elternhaus so wichtig. Die Eltern können entscheidende Puzzleteile zur Diagnose beitragen. Es schadet also auch nicht, sich Auffälligkeiten des kranken Kindes zu notieren und die Notizen mit in die Praxis zu bringen. So vergisst man nichts. Auch Fragen kann man sich im Vorfeld notieren. Wenn der Kinderarzt den Eindruck macht, einen nicht ernst zu nehmen oder sich für eine Extra-Frage keine Zeit nehmen zu wollen, dann darf man auch wechseln. Denn Vertrauen ist bei der Suche nach dem richtigen Kinderarzt ein wichtiges Kriterium. Schließlich behandelt er das Kostbarste, was Eltern haben: ihre Kinder.

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