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Urvertrauen: So entwickelt Ihr Baby emotionale Sicherheit


Urvertrauen
So machen Sie Ihr Baby stark fürs Leben

Wie schenken Eltern ihrem Baby Urvertrauen? Und ab wann sollten sie beginnen, Grenzen zu setzen und bewusst zu erziehen?

Aktualisiert am 13.10.2021|Lesedauer: 5 Min.
t-online, Jenni Zwick
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"Ihr verwöhnt das Kind!" oder "Lass’ ihn nur schreien, das ist gut für die Lunge". Solche Sätze müssen sich junge Eltern häufig anhören – oftmals lassen sie sich davon stark verunsichern.

Urvertrauen: Eltern, die für ihr Baby da sind, stärken dessen Urvertrauen.Vergrößern des Bildes
Urvertrauen: Eltern, die für ihr Baby da sind, stärken dessen Urvertrauen. (Quelle: tatyana_tomsickova)

Doch Psychologen, Hebammen und Bindungsforscher sind sich einig: Ein kleines Baby kann man nicht verwöhnen. In den ersten Monaten des Leben wird das "Ur-Geborgenheitsgefühl", das sogenannte Urvertrauen, geschaffen. Dieses kann nicht groß genug sein, um ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen.

Das Baby lernt "Mama und Papa sind da, wenn ich sie brauche – ich bin nicht allein" und bekommt so einen wertvollen Schatz für die weitere Entwicklung mit. Durch die Geborgenheit und die Sicherheit entwickelt es sich zu einer stabilen Persönlichkeit, die mit Krisen in der Regel gut umgehen kann und eine positive Lebenseinstellung hat.

Wie sich Urvertrauen aufbauen lässt

Damit Vertrauen und Bindung entstehen können, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  • Das Baby braucht vor allem feste Bezugspersonen. Ein Säugling kann auch zu mehreren Personen eine Bindung eingehen, wichtig ist, dass die Personen viel Zeit mit dem Baby verbringen.
  • Auf die Bedürfnisse des Babys sollte unverzüglich und einfühlsam eingegangen werden. Dabei ist es nicht wichtig, dass Mama, Papa oder Oma sofort wissen, weshalb das Baby gerade schreit und dementsprechend reagieren. Die Zuwendung und der Versuch, das jeweilige Bedürfnis zu stillen, schafft schon Vertrauen. Die Betreuungsperson zeigt dem Baby durch eine schnelle Reaktion auf das Schreien, dass sie sich bemüht herauszufinden, was es gerade braucht. Dadurch fühlt sich das Baby ernst genommen. Muss das Baby mit langem Schreien um die Hilfe und die Aufmerksamkeit kämpfen, erfährt es, dass seine Bedürfnisse nicht wichtig sind. Es wird keine Selbstachtung lernen und sich nicht in "seiner Haut" wohl fühlen.
  • Oftmals reicht die vertraute Stimme, um das Baby zu beruhigen und das – in diesem Moment – verlorene Vertrauen zurückzuerlangen.
  • Je ruhiger die Person versucht, die Wünsche des Babys zu erfüllen, umso mehr Sicherheit gibt sie auch dem Kind.
  • Babys lieben Wiederholungen und immer wiederkehrende Abläufe. Feste Zeiten für Schlafen, Essen und Spielen geben den Kindern Sicherheit – sie können sich auf den Tagesablauf "verlassen" und erlangen dadurch Vertrauen. Natürlich brauchen Rituale Zeit, um sich einzuspielen. Schließlich werden Säuglinge anfangs alle zwei Stunden gestillt oder gefüttert. Doch durch wiederkehrende Handlungen, wie beispielsweise abends die Vorhänge zuziehen, sich mittags gemeinsam aufs Bett zu legen, erleben auch sehr junge Kinder einen "geregelten" Tagesablauf. Nach drei bis vier Monaten haben die meisten Babys, die sich auf solche regelmäßigen Abläufe verlassen können, einen stabilen, inneren Rhythmus gefunden.
  • Vertrauen beginnt schon im Mutterleib. Die Bewegungen, die Wärme, die Stimme und der Geruch der Mutter während der Schwangerschaft gehören zu den frühesten (unbewussten) Erinnerungen. Das Ungeborene hört die Stimme der Mutter und des Vaters, das Neugeborene spürt sofort ihre Nähe durch das sogenannte "Bonding", das mittlerweile in den Kreißsälen praktiziert wird. Dabei wird das Neugeborene auf den Bauch der Mutter gelegt, so dass Mutter und Kind nicht direkt nach der Geburt getrennt werden, sondern Ruhe und Zeit haben sich aneinander und an die neue Situation zu gewöhnen. Das Baby riecht den vertrauten Geruch der Mutter und spürt ihre Wärme. Der "Schock" der Geburt wird dadurch verringert.
  • Liebe, Liebe, Liebe: Damit das Baby Vertrauen in die Welt lernt, braucht es kein teures Spielzeug oder Frühförderprogramme. Entscheidend ist vor allem die Liebe der Eltern. Auch wenn diese im Alltag manchmal gestresst sind und nicht alles "perfekt" machen – wenn sie das Baby liebevoll in ihr Leben integrieren und sich täglich darüber freuen, spürt das Kind die Liebe der Eltern und erfährt so Respekt, Geborgenheit, Selbstwirksamkeit und Wertschätzung.

Wann beginnt die Zeit der Grenzen?

Im ersten halben Jahr stehen die Bedürfnisse des Säuglings im Vordergrund. Eltern, Großeltern und Freunde richten sich meist automatisch nach dem Rhythmus und den Anforderungen des Babys.

Erst im zweiten Lebenshalbjahr sollte damit begonnen werden, behutsam Grenzen zu setzen. Das Kind begreift allmählich, dass es mit bestimmten Verhaltensweisen Reaktionen auslösen kann: Wenn es schreit, kommen Mama oder Papa; wenn es lacht, lachen die anderen mit; wenn es einen Gegenstand runterfallen lässt, wird er aufgehoben.

In dieser Zeit können die Eltern ihrem Kind beibringen, dass auch sie Bedürfnisse haben. Das Kind kurz warten zu lassen, wenn es den Ball möchte, weil man selbst gerade abwäscht, hat nun nichts mehr mit "schreien lassen" zu tun. Es fördert eher die Selbstständigkeit des Kindes. Möglicherweise kann das Baby in der Wartezeit den Ball selbst greifen und hat dadurch ein Erfolgserlebnis.

Das Kind wird langsam eigenständig

Die Eltern stehen in dieser Zeit vor der schwierigen Aufgabe zu erkennen, ob das Kind wirklich Hilfe braucht (dann muss natürlich schnell gehandelt werden) oder ob es sich nur ausprobiert und die Reaktionen seiner Mitmenschen testet.

Es ist eine Gratwanderung, ob man dem Kind Dinge abnimmt, die es eigentlich selbst schon könnte und es dadurch "verwöhnt" oder ob man zu lange wartet und das Kind negative Gefühle durch Hilflosigkeit und Verzweiflung erfährt.

Doch mit jedem Tag lernen auch die Eltern dazu und wissen, wie sie sich verhalten können, um dem Kind das richtige Maß an Zuwendung zukommen zu lassen. Und als Faustregel gilt: Je älter das Kind ist, umso eher können die Eltern auch abwarten, ob es nicht auch allein zurechtkommt oder sich eigenständig beruhigt.

Was tun bei Bindungsstörungen?

Eigentlich ist es leicht, sein Kind zu lieben und ihm somit das nötige Vertrauen mitzugeben. Doch unter gewissen Voraussetzungen kann die Bindung zwischen Eltern und Kind gestört sein. Dann spricht man von einer Bindungsstörung.

Dazu kann es beispielsweise kommen, wenn die Eltern Trennung, Trauer oder starken Stress durchleben. Auch leiden manche Mütter nach der Geburt unter einer postnatalen Depression. In dieser Zeit fällt es ihnen schwer, sich angemessen und liebevoll um das Baby zu kümmern.

Schlechte Erfahrungen aus dem eigenen Elternhaus können ebenso dazu führen, dass die Eltern des Neugeborenen keine Verbindung zu dem Kind aufnehmen und sich nicht auf das Kind einlassen können. In diesen Fällen sollten sich die Eltern professionelle Hilfe holen. Schon Gespräche mit der Hebamme, dem Kinderarzt, Familie oder Freunden können helfen, sich aus dieser Situation zu befreien. Auch wenn das Umfeld dieser Familien beobachtet, dass die Eltern nicht "in Beziehung" mit dem Säugling stehen, sollte eingegriffen werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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