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Diese Reiseländer sind die Gewinner und Verlierer der Pandemie


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Überraschende Auswertung
Reiseländer: Die Gewinner und Verlierer der Pandemie

Hans-Werner Rodrian, SRT

Aktualisiert am 05.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Rückgänge und Zuwächse: Reiseziele im In- und Ausland sind von der Corona-Pandemie verschieden beeinflusst worden.Vergrößern des Bildes
Rückgänge und Zuwächse: Reiseziele im In- und Ausland sind von der Corona-Pandemie verschieden beeinflusst worden. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Die Reiseziele im In- und Ausland sind ganz unterschiedlich durch die Corona-Krise gekommen. Einige Länder erlebten einen Zuwachs, während andere Minus machten.

Die Corona-Pandemie hat der erfolgsverwöhnten Reisebranche zuvor unvorstellbare Rückgänge beschert: Die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) stellte bereits im vergangenen Jahr 30 Prozent weniger Urlaubsreisen, 40 Prozent weniger Urlaubsausgaben und 60 Prozent weniger Kurztrips fest als vor Corona.

Die Entwicklung verlief dabei allerdings sehr unterschiedlich: Die größten Rückgänge um fast 60 Prozent gab es bei Flugurlaubsreisen. Umgekehrt konnten sich einige Ziele, vor allem in der Nähe, sogar über Zuwächse freuen.

Gewinner 1: Deutschland

Was für ein Aufschwung: Vor der Pandemie machten nur 26 Prozent der Deutschen im Inland Urlaub, 2020 waren es plötzlich 45 Prozent. 2021 waren es dann zwar relativ wieder etwas weniger, aber immer noch rund acht Prozent mehr als vor Corona. Hauptgewinner bei den Reisezielen war übrigens gar nicht mal die Küste, sondern Bayern (plus 18 Prozent) und vor allem Baden-Württemberg (plus 36 Prozent).

Die Forscher nennen dafür einen einfachen Grund: Im Bayerischen Wald und auf der Schwäbischen Alb war einfach noch mehr Platz. Was die Küste angeht, kann sich am ehesten Schleswig-Holstein als Gewinner sehen. Ganz vorn lag 2021 die Schlei. Der "Ostseefjord" hat laut seinem Tourismus-Chef Max Triphaus "die erfolgreichste Saison aller Zeiten" verbucht. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 kamen 15 Prozent mehr Gäste. Triphaus: "Von Mitte April bis Ende September hatten wir durchgehend Hochsaison."

Dazu beigetragen hat sicher auch, dass das vor allem bei Seglern beliebte Gebiet bereits im April 2021, als noch in ganz Deutschland ein Beherbergungsverbot herrschte, kurz entschlossen bei einem der ersten "Restart"-Modellprojekte mitmachte und so vor allen anderen wieder bereist werden konnte.

Gewinner 2: Kroatien

Wer hätte das gedacht? Das einzige Auslandsurlaubsziel, das 2021 bei den Urlaubern aus Deutschland zulegen konnte, war Kroatien. Und zwar nicht zu knapp: Auf 26 Prozent prognostiziert Prof. Martin Lohmann den Zuwachs auf Basis der FUR-Reiseanalyse. Kroatiens Deutschlandchef Romeo Draghicchio freut sich für sein Land über fast 14 Millionen Urlauber und unglaubliche 77 Prozent mehr Gäste als im (allerdings sehr enttäuschenden) Jahr 2020. Aus Deutschland konnten 2,9 Millionen Urlauber begrüßt werden.

Lieblingsziel der Urlauber war Istrien, wo mehr als ein Viertel der Gäste seinen Urlaub verbrachte. Und die Lieblingsreiseform war das Camping. Freiluftferien liegen eben im Trend – auch nach den ersten Erkenntnissen der FUR-Reiseanalyse.

Der Urlaub im rollenden Daheim findet demnach unter den Corona-Bedingungen neue Freunde. "Noch nie waren so viele Deutsche an Ferien mit einem Wohnmobil (15 Prozent) oder im Caravan (12 Prozent) interessiert," erklärt Tourismusforscher Lohmann.

Gewinner 3: Malediven

Okay: Richtige Zuwächse aus Deutschland gegenüber der Vor-Corona-Zeit hatte 2021 kein Fernreiseziel. Doch drei Länder haben sich offenbar besser geschlagen als alle anderen: zum einen die Dominikanische Republik, dann Mexiko, wo man teilweise auch ohne Test einreisen konnte, und vor allem die Malediven.

Rund 65.000 Deutsche folgten 2021 dem Lockruf in das Strand- und Schnorchel-Paradies. Als eines der ersten öffnete es sich 2020 wieder für Urlauber. Die Hürde, dorthin zu reisen, war bis Juli viel niedriger, als beispielsweise nach Spanien zu fliegen.

Dem Inselstaat im Indischen Ozean kam zugute, dass sein Angebot pandemiefreundlich aus mehr als hundert winzigen Inseln besteht, auf die jeweils nicht viel mehr passt als ein Hotel. Das Motto dort heißt seit jeher Entspannung und passte perfekt für viele Urlauber, die endlich mal raus wollten – darunter viele Ärzte. Und weil das so war, flog zum Beispiel Tui durchgehend in das Inselparadies – sogar zu Zeiten, als bei der Rückreise noch Quarantäne für alle angesagt war.

Verlierer 1: Südtirol

Südtirol ist es ja eigentlich gewohnt, inneritalienische Vergleiche für sich zu entscheiden. In der Corona-Pandemie aber ist die Alpenprovinz bislang Schlusslicht. Die autonome Provinz hatte 2021 die höchste Corona-Inzidenz, dazu kamen die meisten Impfverweigerer. Deshalb galten über lange Perioden strengere Maßnahmen als anderswo – etwa eine Maskenpflicht auch im Freien und eine FFP2-Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Und es musste früher "2G" in Restaurants, Bars, Kinos, Theater oder Fitnessstudios ausgerufen werden. Dazu kam ein struktureller Unterschied: Südtirol macht einen erheblichen Anteil seines Urlaubsgeschäfts im Winter – und der fiel 2021 komplett aus.

Verlierer 2: Türkei

Die sonst so beliebte türkische Riviera hatte 2021 besonders zu kämpfen. Zum einen, weil die Wirtschaft im Land gerade generell im Keller ist, die türkische Lira auf einer beispiellosen Talfahrt. Urlauber haben aber wenig von dem daraus resultierenden Preisvorteil, weil fast ausschließlich "all-inclusive" gebucht wird.

Das türkische Urlaubsprodukt, das so lange so gut lief – all-inclusive, volle Buffets, große Hotels – war in Zeiten von Masken und Ansteckungsangst nicht besonders gefragt. Vor allem aber hadern die türkischen Hoteliers damit, dass ihr Land im Gegensatz zu den wichtigsten anderen Mittelmeerländern kein EU-Land ist und praktisch durchgehend von Deutschland als Risikogebiet eingestuft wurde. Die Folge: Familien mit Kindern – die Hauptzielgruppe – kamen kaum noch, weil die Kinder lange Zeit nicht geimpft werden konnten, aber als Ungeimpfte nach dem Urlaub 14 Tage in Quarantäne mussten.

Zudem zog der Hauptvorteil der Türkei, die günstigen Preise, 2021 nicht so wie sonst, weil diejenigen, die 2021 Urlaub machen wollten, nach einem urlaubslosen Jahr 2020 gar nicht so aufs Geld geschaut haben.

Verlierer 3: China

Fernreisen zählten 2021 eigentlich durchgehend zu den Verlierern. Insbesondere fielen solche Länder zurück, die man auf einer Gruppenreise besucht und wo man stundenlang im Bus sitzt. Manchen, wie den USA, ging es trotzdem nicht schlecht, weil sie selbst einen riesigen Inlandsmarkt besitzen und die US-Amerikaner alle auch nicht rauskonnten oder wollten.

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Andere, wie Australien, würgten sogar die Inlandsreisen ab, indem sie die Grenzen zwischen den einzelnen Bundesstaaten verriegelten. Den härtesten Reiserückgang von allen erlebte jedoch China. Im Land herrscht bis heute eine extrem harte Null-Covid-Strategie, die ständig ganze Großräume in den Lockdown schickt. Und nach außen hin schottet sich das Reich der Mitte komplett ab.

Selbst Geschäftsleute dürfen nur auf dringliche Einladung chinesischer Firmen einreisen und müssen dann auch noch ohne Ausnahme zwei Wochen in Quarantäne. Zum Abschluss hat China auch gerade noch eine Reise-Werbechance verpasst, die man nicht oft bekommt: Die Olympischen Spiele fanden zwar statt, aber ohne Publikum. Und eine Werbung für den Tourismus waren sie auch nicht gerade.

Verwendete Quellen
  • Reiseredaktion SRT
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