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Stillen in der Öffentlichkeit: normal oder obszön?


Stillen in der Öffentlichkeit
Ist Stillen in der Öffentlichkeit obszön?

t-online, mmh

Aktualisiert am 08.02.2013Lesedauer: 3 Min.
Stillen in der Öffentlichkeit: Obszön oder ganz normal?Vergrößern des Bildes
Stillen in der Öffentlichkeit: Obszön oder ganz normal? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Strippen im Einkaufszentrum? Oben ohne beim Friseur? Busenblitzer im Bus? "Skandal" rufen die einen, die anderen ahnen sofort, dass von stillenden Müttern die Rede sein muss und von prüden Gegnern des Stillens in der Öffentlichkeit. Denn die Meinungen und Empfindungen darüber gehen weit auseinander.

Was halten Sie vom Stillen in der Öffentlichkeit? Wie sind Ihre Erfahrungen? Nutzen Sie die Kommentarfunktion am Ende des Artikels, um uns Ihre Meinung zu dem Thema mit zu teilen.

Stillen in der Öffentlichkeit

Dass Stillen die beste und gesündeste Möglichkeit ist, Babys die erste Zeit ihres Lebens zu ernähren, ist unumstritten. Am besten - so empfehlen Experten - in ruhiger Atmosphäre, wie in einem kuscheligen Nest. Doch wie passt das in unseren modernen Tagesablauf? Der Ess-und Schlaf-Rhythmus des Kindes ist allerdings nicht immer im Einklang mit dem Rhythmus der modernen Mütter. Das Baby hat Hunger, wenn Mama gerade ihren lactosefreien, entcoffeinierten Latte Macchiato genießt oder wenn Mamas Strähnchen-Farbe beim Friseur einwirken soll, in der U-Bahn, auf dem Spielplatz, im Wartezimmer von Ärzten, auf den Fluren von Behörden.

Dezente Stillpause

Meist geschieht es auch äußerst dezent: Stillende Mütter tragen gerne weite Oberteile, unter dem das Köpfchen verschwindet und das Baby nuckeln kann. Manchmal ein kleiner Schmatzer oder ein Glucksen - aber sonst merkt man als Passant kaum etwas. Viele Mütter legen sich ein Tuch über die Schulter, um sich und das Baby vor neugierigen Blicken zu schützen. Viele moderne Einkausfzentren bieten "Lounges" an, um sich im Shopping-Getümmel zurückzuziehen, sei es für erschöpfte Männer oder für stillende Mütter.

Kritiker: wie Pinkeln

Leider ist der Rückzug nicht immer möglich. Fußgängerzonen oder Supermärkte bieten keine Nischen und Rückzugsräume - mit einem heftig schreienden, hungrigen Baby sind Mütter auch nicht mehr wählerisch, Hauptsache ein Platz zum Sitzen. Es gibt mancherorts sogar Schilder, die ein Stillverbot anzeigen. Doch Kritiker vergleichen das öffentliche Stillen mit wildem Pinkeln, nennen es eklig und obszön. Schließlich sei doch pinkeln genauso wie Hunger ein dringendes Bedürfnis. Stillen sei Erregung öffentlichen Ärgernisses, nackte Brüste obszön. Für einen Eklat sorgte das Social Network "Facebook". Dort wurden Fotos, die eine stillende Mutter zeigten, die sie selbst eingestellt hatte, gelöscht. Die Begründung der Betreiber: Diese Bilder seien obszön und pornografisch und damit ein Verstoß gegen die Nutzungsbestimmungen.

Das Stillen ist nur eine Phase

Keine Frau käme wohl außer am Strand oder in der Stillzeit auf die Idee, plötzlich in der Öffentlichkeit ihre Brüste zu entblößen und dies als ganz normalen Akt zu sehen. Es ist tatsächlich im Leben von Müttern nur eine Phase, eben die Stillzeit. Und in diesem Zusammenhang ist es für viele Frauen unkompliziert und völlig selbstverständlich. "Ich wundere mich oft, wie ich das konnte", erzählt eine Frau, deren Kinder inzwischen Teenager sind. "Ich meine, du sitzt als einzige oben ohne inmitten von bekleideten Menschen. Aber in diesen Monaten war es für mich überhaupt kein Problem." Allerdings kennt auch diese Frau Unverständnis: "Familienfeiern waren der Horror! Die prüden Tanten fanden es unmöglich und die Onkel grinsten sich eins." Einmal habe ihr ein Restaurant-Besitzer den Putzraum als Stillraum angeboten.

Prominente Vorbilder

Noch in den 80er Jahren gab es "Still-Inns" oder "Nurse-Inns" Mütter stillten auf Parteitagen oder im Bundestag, Studentinnen brachten ihre Babys in die Unis und stillten im Audimax. Die neuen Stillmütter gingen damals offensiv an das Thema heran, dezentes, intimes Stillen oder Rückzug aus dem Trubel war nicht angesagt . Das erregte die Gemüter, aber brachte das Thema "Stillen" zurück in die Wahrnehmung. Immerhin stillen heute wesentlich mehr Frauen als noch in den 60er Jahren. Die kompetente Unterstützung durch kompetente Hebammen und Stillberaterinnen ist sicherlich ein Grund, aber vor allem prominente Vorbilder halfen, Hemmungen abzubauen und das Tabu "Stillen in der Öffentlichkeit" zu brechen. Beispiele sind TV-Moderatorinnen und Schauspielerinnen, die in Drehpausen das Baby stillen.

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