Raubkatzen in Privathaushalten Was kostet ein Löwe oder ein Tiger?
Die mutmaßlich entlaufene Löwin im Süden Berlins wirft ein Schlaglicht auf Raubkatzen in Privathaushalten. Die Kosten für ein junges Wildtier sind erschreckend niedrig.
Im Süden Berlins wird derzeit unter Hochdruck nach einer ausgewachsenen Löwin gesucht. Das Tier wurde vermutlich in einem Privathaushalt gehalten und ist von dort entlaufen.
Was viele Menschen nicht wissen: Die Haltung einer Raubkatze ist in Deutschland nicht verboten, Großkatzen wie Tiger oder Löwen müssen zwar angemeldet, eine artgerechte Haltung muss aber nicht nachgewiesen werden, wie etwa Deutschlandfunk Nova berichtet.
Dass eine auch nur im Ansatz artgerechte Haltung für die allermeisten Haushalte unmöglich ist, dürfte nachvollziehbar sein. Laut einem Gutachten des Landwirtschaftsministeriums müsse für ein Tigerpärchen eine mindestens 400 Quadratmeter große Außenanlage mit Elektrozaun und Schleusen bereitgestellt werden, dazu noch eine Innenanlage.
Die Kosten für den Bau eines solchen Geheges beliefen sich schnell auf 500.000 Euro bis zu einer Million Euro, schätzt der Biologe Florian Eiserlo im Gespräch mit dem "Spiegel".
Die Tiere werden im europäischen Ausland gezüchtet
Die Tiere selbst würden im europäischen Ausland gezüchtet und könnten dort vergleichsweise günstig erstanden werden. Eine junge Löwin koste nach Schätzungen von Eiserlo etwa 5.000 Euro bis 10.000 Euro – und ist damit auch für viele Menschen erschwinglich, die sich eine sachgemäße Unterbringung des Tiers jedoch absolut nicht leisten könnten.
Wie viele Löwen in Deutschland privat gehalten werden, sei schwer zu sagen, sagt Eiserlo im "Spiegel". Er schätze, dass in Deutschland allein 130 bis 160 Tiger bei Privatpersonen leben. Zu Löwen habe eine Studie der Tierorganisation "Vier Pfoten" im Jahr 2018 von den Behörden keine Antwort bekommen.
Hinzu komme noch eine unbekannte Zahl weiterer Großkatzen wie Leoparden, Pumas und Geparden. Deren Halter würden diese oft gar nicht erst anmelden, auch seien der Handel und Transport hier wesentlich einfacher.
Bis zu 150 Großkatzen in deutschen Zirkussen
Auch Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Zoo und Zirkus bei der Tierrechtsorganisation Peta, hält die genannten Preise im Gespräch mit t-online für realistisch. Neben Wildtieren in Privathaushalten sieht sie noch ein anderes Problem: "Derzeit leben etwa 100 bis 150 Großkatzen in deutschen Zirkussen".
Auch hier bestehe die Gefahr, dass die Tiere ausbrechen, zudem sei auch in einem Zirkus keine artgerechte Haltung möglich. "Deutschland ist das einzige Land in der EU, das noch keine Zirkuswildtierregelung hat. Wir fordern hier und auch für private Haushalte endlich ein klares Verbot von der Bundesregierung."
Wie billig Wildtiere gehandelt werden, lässt sich auf entsprechenden Internetplattformen einsehen (wir haben die Plattform besucht, nennen jedoch nicht ihren Namen). Ein Serval-Pärchen – eine afrikanische Raubkatze mit einer Schulterhöhe von 60 Zentimetern – wird dort für 2.250 Euro angeboten, aus Kleve in NRW. Es finden sich dort aber auch Suchanfragen aus Deutschland – für Löwe, Puma, Leopard, Tiger oder Panther.
- Deutschlandfunk Nova: Exotische Tiere halten in Deutschland – das geht
- Spiegel: "Mit einem Tiger brüstet man sich wie mit einem dicken Porsche oder einem Privatjet"