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Tag der Wale: So schlecht steht es um die Riesen der Meere


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20.000 tote Tiere pro Jahr
Das bereitet den Walen die größten Probleme


17.02.2024Lesedauer: 5 Min.
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Menschengemacht: Diese Gefahren können für Wale tödlich sein. (Quelle: t-online)
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Wale sind mit die größten Lebewesen auf unserem Planeten. Doch um die Meeressäuger steht es schlecht.

Der Blauwal ist sogar das größte lebende Tier auf unserem Planeten. Der Pottwal ist zwar im Schnitt gut 10 Meter kleiner als sein großer Verwandter, dafür ist sein Gesang mit 230 Dezibel der lauteste in der Tierwelt. Zum Vergleich: Die Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs wird bereits bei 140 Dezibel überschritten.

Doch um die Giganten der Meere steht es schlecht und das nicht erst seit gestern. Bereits im Jahr 1980 haben Tierschützer auf der hawaiianischen Insel Maui das Whale Festival ins Leben gerufen, den Ursprung des "Welttags des Wales". Seither wird immer das dritte Wochenende im Februar genutzt, um auf die Situation der Meeressäuger aufmerksam zu machen.

Am Montag wurde außerdem der erste Bericht der Bonner Konvention, ein UN-Abkommen zur Artenvielfalt, über den "Zustand der wandernden Tierarten der Welt" veröffentlicht. "Wir sehen diesen Bericht als Weckruf an die Regierungen", ordnet Nicolas Entrup von der NGO OceanCare das Ergebnis ein. Auch Wale werden ihm zufolge nicht gut genug geschützt. t-online hat sich den dringendsten Fragen rund um die Situation der Wale gewidmet.

Wie viele Walarten schwimmen noch in unseren Weltmeeren?

Seit 1970 ist die Wal-Population in unseren Weltmeeren um 118 Prozent gewachsen, wie aus dem Bericht der Bonner Konvention hervorgeht. Eine Entwarnung ist dies jedoch nicht. Viele der 91 verschiedenen Walarten wurden durch den industriellen Walfang bereits im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet, wie es von der Tierschutzorganisation IFAW heißt.

Diese Walarten gelten laut der Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht:

  • Rice-Brydewal – 26 lebende erwachsene Tiere
  • Vaquita – 18 lebende erwachsene Tiere
  • Kamerunflussdelfin – 1.500 lebende erwachsene Tiere
  • Nordkaper/Nordatlantische Glattwal – zwischen 200 und 250 lebende erwachsene Tiere

"Viele Walarten sind immer noch stark vom Aussterben bedroht. Vom Nordatlantische Glattwal gibt es beispielsweise nur noch rund 350 Exemplare. Diese Tiere müssen wirklich geschützt werden, damit die Population überhaupt überleben kann", sagt Maja Metzger, Expertin für Meeresschutz beim IFAW.

Maja Metzger ist Expertin und Kampagnenreferentin beim International Fund for Animal welfare – kurz IFAW. Einer ihrer Schwerpunkte ist der Schutz der Meere, mit Fokus auf den Schutz von Walen und Delfinen.

Auf der Liste der bedrohten Tierarten, die jährlich von der Nichtregierungsorganisation IUCN veröffentlicht wird, werden vier Arten als vom Aussterben bedroht gelistet. Als gefährdet gelten acht weitere Wal-Arten und zehn gelten als nahezu bedroht. Die Liste gilt nicht vollständig.

Welchen Bedrohungen sind die Wale ausgesetzt?

Während im 18. Jahrhundert vor allem der Walfang eine Gefahr für die Meeressäuger darstellte, sind die Gefahren in der heutigen Zeit vielfältiger geworden. Auch wenn der kommerzielle Walfang immer noch ein Problem darstellt, haben Wale auch mit Unterwasserlärm, Plastikverschmutzung und Verletzungen durch Fischernetze zu kämpfen. Zusammenstöße sind ebenfalls eine Gefahr für die Tiere. "Für Wale sind heutzutage viele Gefahren alltäglich", so Metzger. Umweltorganisationen fordern deshalb bereits seit Jahren Maßnahmen, um die Gefahren zu minimieren.

Zusammenstöße mit Schiffen

Was erst mal nach Seemannsgarn klingt, ist in den Weltmeeren tatsächlich Realität. Wale stoßen auf offenem Meer immer häufiger mit Schiffen zusammen. Dabei müsste es aus der Sicht verschiedener Umweltorganisationen gar nicht zu so vielen Kollisionen kommen. Denn ein Hauptproblem sei die Geschwindigkeit von Schiffen. "Die Schiffe sind oft so schnell, dass die Wale schlicht und ergreifend nicht mehr ausweichen können", sagte Metzger. Mit einer Justizkampagne fordert der IFAW die EU dazu auf, die Geschwindigkeit in der kommerziellen Schifffahrt zu regulieren.

Konkret heißt das: Alle Schiffe, die in EU-Häfen ein- oder auslaufen, sollen nur noch mit maximal 75 Prozent ihrer Konstruktionsgeschwindigkeit fahren dürfen. In den USA hat die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde zum Schutz der Nordatlantischen Glattwale bereits sogenannte Langsamfahrzonen eingerichtet – rechtlich bindend sind diese bisher allerdings nicht. Ob sich durch die Reduzierung der Geschwindigkeit wirtschaftliche Nachteile für die Unternehmen ergeben würden, sei je nach Einzelfall zu bewerten, hieß es auf Anfrage vom Verband Deutscher Reeder. Der Trend würde aus verschiedensten Gründen allerdings bereits zu einer langsameren Fahrweise gehen – neue Schiffsmotoren sogar dafür optimiert.

"Die Schifffahrt würde sich dadurch zwar um 10 Prozent verlangsamen, für Wale würde das Risiko, mit einem Schiff zu kollidieren, aber um ganze 50 Prozent sinken", erläuterte Metzger die Forderung. Der Verband fordert außerdem eine Veränderung der Schifffahrtsrouten, um den Lebensraum der Wale zu schützen. Beispielsweise im östlichen Mittelmeer werden nach Schiffskollisionen immer wieder tote Wale angeschwemmt.

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"Experten schätzen, dass für jeden Wal, den wir nach einer Schiffskollision zu Gesicht bekommen, 20 weitere verunglückt sind, die wir nicht sehen", so Metzger. Pro Jahr werden rund 20.000 Wale durch Schiffskollisionen getötet, wie das "Goodnews Magazine" schreibt. Forschende testen deshalb an verschiedenen Orten ein sogenanntes Whale-Safe-System, das Kollisionen mithilfe einer KI und verschiedenen Ortungssystemen verhindern soll.

In Sri Lanka könnte eine kleine Verschiebung, der Schifffahrtsrouten ebenfalls einen großen Effekt auf die Wale haben. Selbst in der Schifffahrtsindustrie findet dieser Vorschlag breiten Anklang. Die weltgrößte Reederei, MSC, ist der Forderung zum Schutz der Blauwale bereits im Jahr 2022 nachgekommen. Der Verband Deutscher Reeder empfiehlt seinen Mitgliedern, sowohl in Griechenland als auch in Sri Lanka, eine alternative Route zu fahren. Das teilte der Verband auf Anfrage von t-online mit. Doch die zunehmende Schifffahrt in den Weltmeeren birgt noch weitere Gefahren für die Wale.

Lärm als Meeresverschmutzung

Der Blauwal ist nicht nur für seine unfassbare Größe bekannt, sondern auch für seine Unterwassergesänge. Was mancher als Beruhigung vor dem Einschlafen hört, verkommt in den Weltmeeren quasi zu einem leisen Hintergrundrauschen, wie Studien zeigen. Der Lärmpegel unter Wasser hat sich durch die zunehmende Schifffahrt zwischen 1960 und 2000 alle zehn Jahre verdoppelt.

1960 konnte Blauwale mit ihrem Gesang 1.200 Kilometer weit kommunizieren – heute sind es nur noch 120 Kilometer. Die Entfernung hat sich also um 90 Prozent verringert. "Ganz schlimm finde ich persönlich, dass sich Delphine mittlerweile teils unter Wasser anschreien müssen, um sich zu verstehen", sagte Metzger.

40 Prozent weniger Lärm durch langsamere Schiffe

Die Forderung der IFAW nach einer Verringerung der Geschwindigkeit in der Schifffahrt würde den Unterwasserlärm um rund 40 Prozent senken, wie es von der Organisation heißt. In der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), wird Meereslärm als "Verschmutzung" deklariert und alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, auf eine positive Entwicklung in den jeweiligen Meeresregionen hinzuwirken.

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Aber nicht nur der kontinuierliche Unterwasserlärm stellt eine Gefahr für Wale und andere Meerestiere dar. Sogenannter Impulslärm, wie er beispielsweise bei der Suche nach Erdöl und Erdgas entsteht, kann sogar den direkten Tod der Tiere zur Folge haben.

Um die Schweinswale in der deutschen Nordsee vor eben solchen explosionsartigen Geräuschen zu schützen, hat das Bundesamt für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit bereits 2013 ein entsprechendes Schutzkonzept auf den Weg gebracht. Im Aktionsplan für die Ostsee haben sich die Helcomstaaten ebenfalls auf eine Reduzierung von Unterwasserlärm geeinigt. Unter den Helcomstaaten werden alle an die Ostsee grenzenden Staaten zusammengefasst. Bis zum Jahr 2028 sollen regionale Maßnahmen zur Reduzierung koordiniert umgesetzt werden, heißt es in dem Plan.

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