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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Europa in Flammen Statistik zeigt überraschende Erkenntnis über Waldbrände
Griechenland, Teneriffa, Kanada – in zahlreichen Regionen wüten dieser Tage heftige Waldbrände. Doch wie kommen diese zustande und sind es mehr als im vergangenen Jahr? Eine Expertin klärt auf.
2022 war das Waldbrandjahr schlechthin – noch nie gab es in Europa so viele Waldbrände wie im vergangenen Jahr. Doch auch in diesem Jahr lodern die Flammen in zahlreichen Regionen weltweit.
In Kanada hilft jetzt das Militär im Einsatz gegen die Flammen, in Griechenland lodern immer neue Brände auf, 20 Menschen sind bislang ums Leben gekommen. Auf Teneriffa gibt es Fortschritte, doch auch hier sind die Waldbrände noch nicht vollständig unter Kontrolle.
Sind die heftigen Waldbrände Folgen des Klimawandels oder durch den Menschen verschuldet, und haben wir in diesem Jahr noch mehr Brände als im Rekordjahr 2022? Die Antworten gibt eine Expertin im Video, hier oder oben.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Phänomene stecken dahinter? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Sie hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin.
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Liebe t-online-User, heute geht es in Koschaks-Klima-Kosmos um die Frage, ob es in diesem Jahr noch mehr Waldbrände gibt als im Super-Waldbrand-Jahr 2022, wo es ja in Europa so viele Brände gab wie noch nie. Irgendwie hat man ja den Eindruck, denn überall brennt es gefühlt. Aber ist dem wirklich so? Das Ganze muss man natürlich wieder differenziert betrachten.
Schauen wir zunächst erst einmal nach Kanada. Dort ist es wirklich bisher das Super-Waldbrand-Jahr. Seit Beginn der Aufzeichnungen hat es hier noch nie so viele Waldbrände gegeben. Nach dem "Canadian Inter Agency Fire Forest Center sind" es Zehneinhalb Tausend Hektar, die bisher verbrannt sind, 5700 Brände, Eine Fläche von Griechenland ist zerstört durch Waldbrände bisher in Kanada. Vor allem der Westen Kanadas ist betroffen, denn hier hat es seit letztem Herbst sehr wenig geschneit, später geregnet, es war extrem heiß.
Und das sind perfekte Bedingungen, dass hier richtig viel Wald brennen kann. Waldbrände sind hier normalerweise normal, aber dass so viel brennt wie in diesem Jahr, das ist wirklich außergewöhnlich. Das gab es noch nie.
Schauen wir mal Richtung Europa. Auch da hat man das Gefühl, es brennt überall. Aber nach dieser Statistik sieht man, dass es im letzten Jahr wirklich noch deutlich mehr gebrannt hat, aber wir trotzdem über dem Mittel der letzten Vorjahre sind.
Es sind bisher 260.000 Hektar Wald, die in Europa verbrannt sind. Und man sieht vor allem im letzten Monat war es extrem viel, was es an Waldbränden gab. Tja, wer ist nun der Verursacher für das Ganze? Ist es der Klimawandel? Ist es der Mensch? Es ist leider zu 96 Prozent der Mensch der Verursacher von Waldbränden. Nur 4 Prozent sind natürliche Auslöser, wie zum Beispiel Blitze oder Selbstentzündung im Wald.
Der Klimawandel spielt natürlich eine Rolle, denn je trockener es ist, je wärmer es ist, desto mehr Wasserdampf verdunstet. Und das heißt, die Wälder bekommen Trockenstress und je trockener ein Wald ist, desto schneller ist er entzündbar. Aber der Mensch hat die Hauptursache. Egal ob durch gelegte Waldbrände oder einfach durch Unachtsamkeit. Wir Menschen sind hauptsächlich daran schuld. Aber der Klimawandel befeuert das Ganze natürlich.
Er ist quasi wie ein Waldbrand-Beschleuniger. Das kann man hier an der Statistik sehen. Von Deutschland nämlich 1992 war ein extrem warmer, heißer und trockener Sommer, genauso wie 2003. Jeder erinnert sich und auch letztes Jahr und man sieht sehr schön, dass da die meisten Waldbrände in Deutschland registriert wurden.
Durch die Waldbrände kommen natürlich Unmengen Emissionen in die Atmosphäre. Copernicus hat das Ganze mal für Kanada analysiert. Es sind 290 Megatonnen CO2, die dadurch in die Atmosphäre gepustet wurden. Und natürlich Unmengen Luftverunreinigung entstehen durch die Waldbrände, durch die Rauchwolken. Gesundheitsschädigend sind sie. Wir haben es ja an den Bildern zum Beispiel von New York gesehen.
Das heißt also, wir müssen einfach versuchen, unsere Wälder auch noch viel mehr zu Mischwäldern zu machen, dann sind sie insgesamt nicht so anfällig gegen Waldbrände. Wir müssen Vorsorgen-Maßnahmen ergreifen, dass nicht einfach Wälder anfangen zu brennen, weil wir unachtsam sind. Und die Feuerwehr muss so früh wie möglich versuchen, die Waldbrände zu stoppen. Denn je schneller sie in Gang kommen, je mehr Wind da noch dazu kommt, je mehr Hitze, desto schwerer sind sie zu stoppen. Also viele Probleme stehen an Waldbrände werden in den nächsten Sommern durch den Klimawandel zunehmend noch mehr ein Thema werden.
Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigenes Material