Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Energiekrise Weihnachtsbeleuchtung in Städten – muss das sein?
Es droht eine zappendustere Weihnachtszeit in deutschen Innenstädten. Ist das der einzig sinnvolle Weg oder genau das falsche Signal in der Krise?
Am ersten Weihnachtstag fließt zu Hause mehr Energie als an jedem anderen Tag des Jahres. Bei den Stromkonzernen läuft dieses Phänomen unter dem Begriff "Gänsebratenspitze". Der Stromverbrauch der Kommunen geht schon rund einen Monat vorher hoch – schuld ist die Weihnachtsbeleuchtung der Fußgängerzonen. In der Energiekrise wird auch aus dem öffentlichen Lichterglanz ein Politikum: Sollten deutsche Städte die Beleuchtung auslassen?
Ja, jedes bisschen Energiesparen zählt
Das Pro von Theresa Crysmann
Vergessen Sie den ersten Advent. Vielerorts beginnt die Weihnachtszeit schon Wochen zuvor: Wenn die deutschen Innenstädte in Hunderttausenden Watt erstrahlen, knallt der Startschuss für die feierlichste Jahreszeit. Und die Kosten knallen mit. Zwar haben zahlreiche Kommunen ihre Lichterketten und Leuchtfiguren nach und nach von Glühbirnen auf LEDs umgerüstet. Doch wenn ab Ende November nachts die leeren Einkaufsstraßen von Flensburg bis Füssen glänzen, läppern sich die Kosten dennoch.
Das Land Berlin hat den Organisatoren des Funkelfestes auf dem Ku’damm bereits eine Absage erteilt – die bitten nun um Spenden, um das wohl rund 600.000 Euro teure "Winterweihnachtsmärchen" doch noch zu veranstalten. Während Inflation und Energiekosten sehr viele Menschen schon jetzt verzweifeln lassen, kann man diesen kostspieligen Zirkus durchaus pervers finden. Deutschland steckt in einer Energiekrise nie dagewesenen Ausmaßes: Jeder Beitrag zum Energiesparen zählt.
Die Weihnachtszeit ist auch ohne künstlichen "Sternenzauber" in Fußgängerzonen und Durchfahrtsstraßen etwas Besonderes. Kommunen und Unternehmen, die am Jahresende zu viel Geld übrighaben, sollten das gerade in diesem Jahr an gemeinnützige Organisationen spenden statt den eiskalten Glanz von Schneeflockenbögen vor den Konsumtempeln der Republik zu finanzieren. Beim Blick in die dunklen Innenstädte kann man dann auch ruhig noch einmal an die Bundesregierungen der vergangenen zwanzig Jahre denken: Hätten diese nicht die Energiewende verschleppt, wäre dem Land die aktuelle Situation erspart geblieben.
Nein, ohne Licht keine Hoffnung
Das Kontra von Christopher Clausen
Licht ist lebenswichtig. Nicht nur für den Körper – auch auf unsere Psyche hat es Auswirkungen: Es hellt die Laune auf und sorgt dafür, dass wir uns wohlfühlen. Die Weihnachtsbeleuchtung ist deshalb mehr als nur eine kitschige Tradition, um die Innenstädte für den Konsumrausch hübsch zu machen. Denn auch ohne Krisen wie dem Krieg in Europa, Gasmangel, unterbrochenen Lieferketten und der steigenden Inflation ist die kalte auch eine sehr düstere Jahreszeit.
Im Dezember dauern die Nächte in Berlin 17 Stunden. Natürlich könnte man jetzt sagen: Es gibt ja Straßenlaternen, die Licht spenden. Doch das ist nicht das Gleiche. Schon jetzt merken wir, wie schwer es angesichts der morgendlichen Dunkelheit ist, morgens aus dem Bett zu kommen. Je kürzer die Tage werden, desto schlimmer wird es. Was für eine Freude ist es, wenn es mit dem Anbringen der Weihnachtsbeleuchtung wieder etwas heller wird. Dann gibt das Licht uns Energie und Orientierung in der Dunkelheit.
Und dabei meine ich nicht die immer krasser blinkenden Häuserfassaden und Lichtorgien auf den Flaniermeilen, für die es gefühlt ein eigenes Kraftwerk braucht. Sondern einen warm beleuchteten Weihnachtsmarkt, an dem die Menschen zusammenkommen. Eine Straße, über der Lichterketten aufgespannt werden. Hier haben wir die Möglichkeit innezuhalten, wie ein Kind über den strahlenden Lichterglanz zu staunen und etwas Leichtigkeit in unseren Alltag zu bringen.
Es sind solch kleine Dinge, auf die wir auch in schwierigen Zeiten nicht verzichten sollten. Ansonsten wird es nicht nur in den Städten düster, sondern auch in unseren Herzen.
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