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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte klärt auf Darf man warmes Wasser aus dem Kaltwasserhahn trinken?
Es passiert nicht selten an Waschbecken oder Spüle: Man dreht das kalte Wasser auf, doch plötzlich kommt warmes aus dem Hahn. Verkehrte Welt. Woran liegt das und kann man das Wasser dann trinken?
Die Versorgung mit Warmwasser gehört zur Grundausstattung einer jeden Wohnung – und ist gerade in den Herbst- und Wintermonaten wichtig, wenn man gern mal länger unter der warmen Dusche bleibt. Das deutsche Mietrecht nennt sogar Vorgaben, wann das Warmwasser aus Hahn oder Duschkopf kommen muss.
Laut dem Deutschen Mieterbund (DMB) sollte spätestens nach zehn Sekunden beziehungsweise höchstens nach fünf Liter Wasserverbrauch eine Temperatur von 45 Grad erreicht sein (Az.: 102 C 55/94). Mehr noch: Wer fünf Minuten warten muss, bis das Wasser 40 Grad warm ist, kann die Miete sogar um zehn Prozent kürzen. Schuld sind oftmals technische Probleme mit der Trinkwassererwärmung.
Kalt- und Warmwasserleitung eng beieinander
Doch was passiert eigentlich, wenn es genau umgekehrt ist: Man dreht nichtsahnend den Kaltwasserhahn auf und es kommt auf einmal Warmwasser heraus. Obgleich hier Urteile aus dem Mietrecht eher die Ausnahme sind, passiert das manchmal an Waschbecken oder Geschirrspüler. Aber woran liegt das?
Frank Ebisch vom Zentralverband Heizung Sanitär Klima (ZVSHK) sagt auf Anfrage von t-online, dass die Leitungen eine Ursache sein könnten. Oftmals lägen Warm- und Kaltwasserleitungen unter Putz oder in einem Schacht zu eng beieinander – ohne oder mit einer zu geringen Dämmung verlegt.
Stagnierendes Kaltwasser erwärmt sich
"Dann heizt sich – in Zeiten, in denen kein Kaltwasser gezapft wird – der stagnierende Inhalt der Kaltwasserleitung auf", erklärt der ZVSHK-Pressesprecher. Wird dann Kaltwasser gezapft, ströme dieses erwärmte Wasser zunächst aus der Armatur, obwohl man doch das Kaltwasser aufgedreht habe.
Erst nachdem der Rohrinhalt mit nachströmendem Kaltwasser ausgetauscht sei, fließe wieder kaltes Wasser. "Wäre die Armatur defekt, müsste das Phänomen eigentlich immer auftreten und nicht nur manchmal", ergänzt Ebisch.
Mischkartusche oder Thermostatventil ist defekt
In diesem Fall sollte die Armatur überprüft werden, egal ob sich um
- eine Mischbatterie (zwei separate Griffe für jeweils Kalt- und Warmwasser)
- einen Einhebelmischer (ein schwenkbarer Griff) oder
- eine Thermostatarmatur (System mit Temperatur- und Mengensteuerung)
handelt. Denn dort treffen das Kalt- und Warmwasser zusammen. Die Ursache für das Problem liegt dann entweder in der Mischkartusche oder dem Thermostatventil. Hier oder dort kann dann bei einer Warmwasserentnahme etwas in der Kaltwasserleitung zurückbleiben.
Mieter sollten Vermieter informieren
Nicht selten sind undichte Keramikscheiben der Grund. Hier ist es ratsam, dass sich Mieter an ihren Vermieter wenden. Denn die Reparatur oder der Austausch ist eine Instandhaltungs- beziehungsweise Instandsetzungsmaßnahme. Für diese ist allein der Vermieter verantwortlich, sofern der Mieter den Schaden nicht selbst verursacht hat.
Haus- und Wohnungsbesitzer sollten die Sanitärfirma kontaktieren, die die Installation übernommen hat. Gegebenenfalls greift eine Garantie.
Zwar kann man in Deutschland Leitungswasser bedenkenlos trinken. Doch sollte man das erwärmte Kaltwasser in diesem Fall erst einmal ablaufen lassen, bis es erkaltet ist. Wird das Kaltwasser für den Wasserkocher verwendet, kann es sogleich verwendet werden, da es abgekocht wird.
- Eigene Recherche
- Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK)
- Deutscher Mieterbund (DMB): "Warmwasser"
- Hausjournal: "Wieso kommt Warmwasser aus dem Kaltwasserhahn?"
- Baunetz: "Armaturen – Arten und Funktionen"