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Anleitung: Pilze züchten im eigenen Garten und im Keller


Tipps für Substrat, Sorten und Pflege
So können Sie im eigenen Keller Pilze züchten

Jeden Herbst ziehen Liebhaber von Champignons und Co. Pilze suchend durch die Wälder – doch auch zuhause ist eine Zucht möglich. Experten klären, welches Substrat und welche Pilzsorten für eine Zucht geeignet sind.

Aktualisiert am 22.01.2020|Lesedauer: 3 Min.
Von dpa-tmn
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"Pilze sind gesünder, als die meisten denken", sagt Ulrich Groos, Pilzanbauberater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in Kassel. "Sie sind reich an Eiweiß, Ballaststoffen, seltenen Vitaminen und Mineralien, haben aber gleichzeitig nur wenige Kalorien."

Pilzzucht: Champignons und viele andere Pilze kann man leicht selbst züchten.Vergrößern des Bildes
Pilzzucht: Champignons und viele andere Pilze kann man leicht selbst züchten. (Quelle: Judith Michaelis/dpa)

Pilze züchten ist kinderleicht

Bei all diesen Vorzügen verwundert es ein wenig, dass Speisepilze in Hausgärten nur selten angebaut werden. Denn wenn man ein paar Grundregeln beachtet, sind einige Pilzsorten kinderleicht zu kultivieren.

"Pilze lieben Feuchtigkeit und ein kühles, schattiges Plätzchen", sagt Peter Marseille, Botschafter des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer in Leichlingen. "Ansonsten sind sie relativ anspruchslos." Besonders gut eignen sich aus Sicht der Fachleute:

  • Champignons (Agaricus)
  • Seitlinge (Pleurotus) wie Kastanien-, Austern-, Limonen- oder Kräuterseitling
  • Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus)
  • Riesen-Träuschling (Stropharia rugosoannulata)
  • Rauchblättriger Schwefelkopf (Hypholoma capnoides).

Sägemehl eignet sich als Substrat für den Pilzanbau

Sie wachsen auf Sägemehl, Stroh, Kaffeesatz, Holz oder Baumstümpfen – und das nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Balkon, der Fensterbank und sogar in der Garage.

Auch wenn sich Pilze durch Sporen vermehren, empfiehlt Marseille für den Anbau eine Pilzbrut: Getreidekörner, die mit den wurzelähnlichen Myzelien der Pilze besiedelt sind. Mit dieser werden die Materialien "geimpft", indem sie beispielsweise gewässertem Stroh oder Sägemehl beigemengt werden. Anschließend kann sich das Myzel über einen längeren Zeitraum in einem feuchten Klima entwickeln und ausbreiten.

Wer Speisepilze auf Sägemehl kultivieren will, sollte das Material nach dem ausgiebigen Wässern zunächst noch dämpfen, empfiehlt Marseille. "63,8 Grad Celsius ist die magische Zahl, bei der Bakterien und Sporen von unerwünschten Pilzen absterben, die sich bereits im Holz ausgebreitet haben."

Trockenheit und Hitze sind für Pilze tödlich

Nach dem Abtropfen kommt das Sägemehl in einen Plastikbeutel, die Samenbrut hinzu und der Beutel fest verschlossenen an einen schattigen, windgeschützten und wohl temperierten Platz. "Pilze mögen Sonne ganz und gar nicht, weil sie zu schnell austrocknen", sagt Marseille. Trockenheit und Hitze sind tödlich. "Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius stirbt das Myzel in der Regel ab."

Wie viele Pilze brauchen Champignons kein Licht, weshalb sie sogar im Keller wachsen. "Fern von Sonne und Heizung sowie frei von Wind oder Zugluft sollte der Standort sein", rät Experte Marseille. Sonst trocknet das Substrat zu schnell aus, denn Pilze mögen es feucht.

Statt einer Gießkanne aber empfiehlt Marseille einen Zerstäuber, um das Substrat gleichmäßig feucht zu halten. "Die Gefäße sollte auch nicht in den Heizungskeller gestellt werden, weil es dort meist zu wenig Sauerstoff gibt", ergänzt er.

Pilze gehören nicht zum Gemüse

Abgesehen von dem fehlenden Bedürfnis vieler Pilzarten nach Helligkeit, funktioniert die Aufzucht fast wie der gewohnte Gemüseanbau. Aber Pilze sind kein Gemüse.

Zwar werden sie landläufig gerne so bezeichnet – vor allem, da es kulinarisch Sinn macht. Aber die Zuordnung ist botanisch nicht richtig. "Pilze bilden neben Tieren und Pflanzen ein eigenes Reich innerhalb der mehrzelligen Lebewesen", erklärt Kullmann. Der wesentliche Unterschied: Pilze betreiben keine Photosynthese, sondern sie leben von organischen Substanzen.

Ganzjährig frische Pilze ernten

Je nach Material dauert es unterschiedlich lange, bis sich das Myzel ausgebreitet hat. Bei einer Kultur auf Stroh und Sägespänen gehen die Fachleute von drei Monaten aus, bei einer Zucht auf Holzstämmen kann es gut ein halbes Jahr dauern. Dann können die Plastikfolien entfernt werden und der Fruchtkörper entwickelt sich.

Je nach Sorte ist er bereits in drei Wochen reif und kann einfach mit der Hand abgebrochen werden. "Wenn man den Pilz schön pflegt, kann man das ganze Jahr hindurch ernten", sagt Marseille.

Auch eine Überwinterung im Freien ist möglich. Allerdings sollte dann der Fruchtkörper entfernt werden, damit sich die Pilze ins Pflanzmaterial zurückziehen.

Nicht alle Sorten für die Pilzzucht im Garten geeignet

Nicht alle Pilzsorten eignen sich für den Anbau im Garten. Symbiotisch lebende Pilze wie Pfifferlinge, Maronen, Steinpilze und andere Röhrlinge benötigen einen lebenden Wirt, mit dem sie eine wechselseitige Zweckbeziehung eingehen können, erläutert BUND-Experte Wehner.

Zwar könnten inzwischen die Wurzeln junger Bäume mit dem Myzel einer entsprechenden Pilzart geimpft werden. Die Fruchtkörper bilden sich aber erst nach einigen Jahren aus; wenn überhaupt – eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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