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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rasanter Preisanstieg Eichenholz wird zur Mangelware
Lieferengpässe bei Eichenholz sorgen derzeit für rasant steigende Preise. Seitdem das edle Hartholz bei Verbrauchern einen Boom erlebt, ist die Nachfrage stark gestiegen. Auch bei Naturschützern steht der eindrucksvolle Laubbaum hoch im Kurs.
Nachfrageboom bei Eichenholz und kein Ende in Sicht: Seitdem das Hartholz eine Renaissance erlebt, ist Eiche zur Mangelware geworden. Hersteller von Eichenmöbeln und Parkettfußböden leiden unter Versorgungsengpässen und stark steigenden Kosten. "Die Preise gehen steil nach oben", beklagt etwa Bernhard Hartmann, Fabrikant von Massivholzmöbeln aus dem münsterländischen Beelen. Doch der heimische Laubbaum braucht zum Wachsen mindestens 120 Jahre, bevor er geschlagen und für die Produktion von Möbeln genutzt werden kann. Besonders eindrucksvolle Exemplare können ein Alter von über 1.000 Jahren oder mehr haben.
"Die Lage spitzt sich zu", beschreibt Andreas Ruf, Geschäftsführer der von der Holz- und Möbelindustrie getragenen Initiative "Pro Massivholz", die aktuelle Situation. Oftmals sei Eichenholz für die Industrie nur noch beim Einkauf weiterer, weniger begehrter Hölzer zu haben. Allein in den vergangenen drei Jahren seien die Preise für die lange Zeit bei vielen Kunden regelrecht verpönte Holzsorte um bis zu 50 Prozent gestiegen. Angeheizt werde der Boom auch durch den aktuellen Trend zu rustikalen Hölzern. "Da passt die brave Buche nicht dazu", sagt Ruf.
Keine Aufstockung des Nachschubs möglich
Eichenholz aus heimischen Wäldern ist dabei besonders begehrt. Doch ausreichend Nachschub ist kaum in Sicht. "Wir können gar nicht so viel liefern, wie nachgefragt wird", berichtet etwa der Sprecher der nordrhein-westfälischen Forstbetriebe "Wald und Holz", Stefan Befeld. Lediglich etwa fünf Prozent der im vergangenen Jahr geschlagenen Holzmenge von 1,6 Millionen Kubikmetern entfalle auf Eichenholz. Da im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder nur so viel Holz geschlagen werden könne, wie auch nachwachse, könne die Menge auch nicht beliebig gesteigert werden.
Förderprojekte zum Eichenwachstum
Eichenwälder stehen mittlerweile auch bei Naturschützern hoch im Kurs, bietet sich doch unter dem lichtdurchlässigen Blätterdach der Eiche ein Lebensraum für viele Falter, Käfer, Reptilien und auch ökologisch besonders wertvolle Pflanzen. Knapp 200 Kilometer entfernt von dem Möbelwerk des Fabrikanten Hartmann wurden im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bei Wegberg einem Ökoprojekt begleitet vom Naturschutzbund (NABU) rund 100.000 Jungeichen gepflanzt.
Ziel des bundesweit zu den größten Initiativen dieser Art zählenden Projekts sei es, die Eiche als heimischen Laubbaum zu fördern und den oft aus ökonomischen Gründen angepflanzten Bestand an schnell wachsenden Nadelhölzern schrittweise zu ersetzen, berichtet NABU-Mitarbeiterin Brigitta Szyska.
Preise für Eichenholz wird steigen
Wie stark der Preisanstieg für das Holz sein wird, lässt sich pauschal nicht sagen. Es wird allerdings spürbare Auswirkungen im Handel geben, sagt Jan Kurth, Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH). Abhängig sind die Preissteigerungen bei den einzelnen Produzenten von individuellen Verträgen mit den Sägewerken. Kurth betont aber: "Es muss sich in den Preisen niederschlagen, es kann gar nicht mehr anders gehen."
Denn der Rohstoff wird immer teurer. Von Preissteigerungen von 30 bis 50 Prozent in den vergangenen drei Jahren berichtet Andreas Ruf, Geschäftsführer der Initiative Pro Massivholz. Gründe sind die hohe Nachfrage, aber teils auch Exportverbote in wichtigen Beschaffungsmärkten wie Kroatien. Unabhängig von den Holzkosten kommen laut HDH weitere preistreibende Faktoren in Deutschland hinzu: steigende Lohnkosten wegen Fachkräftemangels und derzeit stark anziehende Logistikkosten, die die ganze Branche treffen.
Alternative Holzarten
Eichenholz lässt sich in einem eher robusten Zustand, also mit den derzeit so angesagte Astlöchern und klar erkennbaren Strukturen, verbauen, aber auch in einem cleanen Zustand. Geschätzt wird die Eiche laut Holzexperte Kurth vor allem wegen ihrer fein ausgeprägten Wachstumsringe. Es handele sich dabei aber eher um kleine Unterschiede zu anderen Hölzern. Beliebte Alternativen sind Ahorn, Esche und das Kernholz der Buche.
"Die Esche ist mit der Eiche gleichzusetzen, was ihre Eigenschaften betrifft", erklärt Massivholzhersteller Thielemeyer. "Das ist ein super Holz, sehr stabil und in Deutschland gut vorhanden." Er schätzt auch die Buche, deren rötliches Holz allerdings "momentan nicht in ist". Auch Hersteller Decker spricht sich für die Buche aus. Wie die Eiche biete sie ein Laubholz mit lebendigem Muster und steht in Deutschland ausreichend zur Verfügung.
Andere denkbare Alternativen wie Obsthölzer scheiden laut Decker in großem Umfang aus, da es hier keine entsprechenden Wertschöpfungsketten gibt – und es viele Jahrzehnte dauern würde, diese aufzubauen.
- dpa
- Bundeslandwirtschaftsministerium zur Eiche als Waldkulturerbe
- Naturschutzbund Deutschland e. V.