Experte warnt Kalkfilter richten massive Schäden an
Ein kleines Gadget soll die Qualität Ihres Leitungswassers deutlich verbessern. Und es ist noch nicht mal teuer. Doch Experten warnen vor den aufsteckbaren Kalkfiltern.
Viele Onlineshops und soziale Netzwerke bewerben derzeit prominent Kalkfilter für Wasserhähne. Dabei handelt es sich um kleine Gadgets aus Kunststoff für 20 bis 50 Euro, die einfach über den Perlator gesteckt werden. Spezialwerkzeug oder Fachkenntnisse sollen für die Montage nicht nötig sein. Die Werbung verspricht, dass das Leitungswasser im Handumdrehen gefiltert und kalkfrei aus der Leitung kommt. Eine zusätzliche, teure Entkalkungsanlage sei somit nicht mehr nötig.
t-online hat beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) e. V. nachgefragt, ob diese Produkte sinnvoll und auch gut sind. Die Antworten sind eindeutig.
Sicherungseinrichtungen müssen Gesetze und Normen einhalten
Frank Ebisch, Bereichsleiter Kommunikation und Pressesprecher beim ZVSHK, erklärt, dass Armaturen am Waschtisch und an der Spüle in der Regel durch den freien Auslauf abgesichert sind. Der Experte geht davon aus, dass solche Geräte auch für den Privatgebrauch nicht offiziell benutzt werden dürfen. "Irgendwelche Geräte direkt an die Armaturen anzuschließen, ist nur dann zulässig, wenn geeignete Materialien verwendet werden und eine Sicherungseinrichtung nach DIN EN 1717 und DIN 1988-100 verbaut ist."
DIN EN 1717 betrifft den Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-Installationen und allgemeine Anforderungen an Sicherungseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rückfließen. Sie gilt zusammen mit der DIN 1988-100.
Bei unserer Recherche stellten wir jedoch fest, dass die Geräte keine Angaben hierzu aufweisen. Demnach ist nicht davon auszugehen, dass sie den Normen entsprechen.
Darauf ist beim Kauf zu achten
Wer sich eine Entkalkungsanlage anschaffen möchte, sollte darauf achten, dass sie nach DIN EN 806-4 installiert wurde und der ihr Betrieb der Trinkwasserinstallation nach DIN EN 806-5 erfolgt, rät Ebisch. "Dazu verpflichtet sich der Anschlussnehmer nach AVBWasserV."
Kurz zusammengefasst
DIN EN 806-5 besagt, dass beispielsweise die Anlage und die angeschlossenen Apparate so betrieben werden sollen, dass sie zuverlässig funktionieren. Das wird gewährleistet, indem wesentliche Veränderungen an der Anlage und den Anschlüssen sowie Erweiterungen unterbunden werden. Denn diese können eine mögliche Quelle einer Trinkwasserverunreinigung sein, so die Norm.
Die Norm schreibt vor, dass keine Änderungen an der Verwendung des Wassers vorgenommen werden dürfen. So muss die Sicherheit der Armaturen gewährleistet und ein möglicher Rückfluss verhindert werden. Und genau das kann bei den Armaturen das Problem sein, erklärt Ebisch.
Experte warnt vor Gesundheitsgefahr
"Hintergrund ist folgender: Wird ein Apparat angebaut, der die Wasserqualität verändern kann, dann ist eine entsprechende Sicherung einzubauen. Da Entnahmearmaturen aber in der Regel einen freien Auslauf haben, ist keine Sicherung verbaut. Das Wasser kann also ins Leitungssystem zurückfließen."
Das kann zu einem gravierenden Problem für das Leitungssystem, aber vor allem für die eigene Gesundheit werden. Denn gelangen durch den Rückfluss etwa Salze oder andere Ablagerungen in die Leitung, kommt es zu einer chemischen Veränderung des Trinkwassers.
"Unangenehmer bis schlimmer kann es werden, wenn sich in dem angebauten Gerät Mikroorganismen wie Algen und Bakterien oder Pilze vermehren können. Werden diese in die Leitung zurück gesaugt, besteht eine Gefährdung der Gesundheit", warnt der Experte.
Ebisch rät daher zum Schutze der Verbraucher ab, derartige oder ähnliche Anbauten an die Entnahmearmaturen zu montieren. Und für die t-online-Leser hat er noch einen weiteren Gesundheitstipp: "Immer den Fachmann zurate ziehen. Da, wo Wasserbehandlung sinnvoll ist, weiß das Handwerk auch geeignete und sichere Lösungen."
- schriftliches Interview Frank Ebisch, Bereichsleiter Kommunikation und Pressesprecher beim ZVSHK
- szw-online.de "DIN EN 1717: So wird Trinkwasser gegen Verunreinigungen geschützt"
- baulexikon.de
- resideo.com "Fachgerechte Instandhaltung gemäß DIN EN 806-5 und VDI 3810 Blatt 2/6023 Blatt 3"