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Wenn Schwangere ihren Mann nicht riechen können


Wenn Schwangere plötzlich ihren Mann eklig finden
"Ich kann Dich nicht riechen"

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 19.12.2016Lesedauer: 3 Min.
Bei Schwangeren ändert sich häufig der Geruchssinn. Sie empfinden ganz normale Gerüche plötzlich als unangenehm.Vergrößern des Bildes
Bei Schwangeren ändert sich häufig der Geruchssinn. Sie empfinden ganz normale Gerüche plötzlich als unangenehm. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

70 Prozent aller werdenden Mütter reagieren empfindlich auf Gerüche. Zum Glück können die Schwangeren damit rechnen, dass der Spuk nach dem ersten Drittel, spätestens aber mit Ende der Schwangerschaft vorbei ist. Manche Frauen können sogar den eigenen Mann nicht mehr riechen.

Schwangerschaftshormone können einiges durcheinander bringen - auch in der Nase. Denn sie verändern die Struktur der Riechschleimhaut und damit auch deren Empfindlichkeit. Der Vergleich zwischen Schwangeren und Nichtschwangeren zeigt klar, dass Schwangere Gerüche deutlicher und eher wahrnehmen, selbst in ganz niedriger Konzentration. Das ergab eine schwedische Studie.

Die Natur schützt auf diese Weise gerade in den ersten Wochen – also in der sensiblen Phase der Organentwicklung – das Ungeborene vor Vergiftungen.

"Küssen geht gar nicht!"

Die Empfindlichkeit betrifft nicht nur Klassiker wie Zigarettenrauch oder den Geruch von rohem Fleisch, Bestandteile von Putz- und Waschmitteln oder das Parfüm der Kollegin. Sie kann sich auch auf den eigenen Mann beziehen. Von diesem Problem berichten Schwangere in vielen Internetforen: "Ich bin in der 13. Woche und früher konnte ich nicht genug vom Duft meines Mannes bekommen. Aber seit ich schwanger bin, hat er eine Geruchsnote an sich, die mich total ekelt", schreibt eine Frau.

Bei einer weiteren ist es noch extremer: "Gespräche nur auf Abstand! Und beim Schlafen drehe ich mich um, damit ich bloß nicht angehaucht werde. Küssen geht überhaupt nicht!" Bei ihr ist es so schlimm, dass sie den Vater des Kindes schon riecht, sobald er den Raum betritt. Eine belastende Situation in der oft sowieso nicht einfachen Zeit der Schwangerschaft.

Künstliche Gerüche können den Körper nicht austricksen

Jeder Mensch hat einen ihm eigenen Körpergeruch, der genetisch vorgegeben ist. Das hat seinen Sinn: Wir mögen noch so fortschrittlich und modern sein, unsere Körper sind dennoch auf Steinzeit programmiert.

Evolutionstechnisch betrachtet ist es die Aufgabe der Frau, einen Mann für die Fortpflanzung zu finden, der ihr möglichst gesunde Nachkommen beschert. Dabei wird sie von der Natur auch heute noch tatkräftig, aber unbemerkt unterstützt. Wir Menschen benutzen unsere Nase nicht nur, um die Qualität von Lebensmitteln zu prüfen oder uns ein Parfüm auszusuchen – wir verständigen uns auch über Düfte. Das ist ein Informationsaustausch, den wir bewusst gar nicht wahrnehmen und der sich nicht von Deos, Cremes und Co. in die Irre leiten lässt.

70 Prozent Übereinstimmung sind optimal

Das Ohr kann etwa 350.000 Töne hören, die Augen bis zu sieben Millionen Farben sehen, doch die Nase kann mehr als eine Billion verschiedene Düfte unterscheiden, wie Andreas Keller von der New Yorker Rockefeller University im Fachjournal "Science" schreibt. Die Gerüche können über Jahrzehnte im Gehirn gespeichert werden und steuern oft Entscheidungen, lange bevor sie der Verstand bewusst wahrnimmt.

Chemische Signale, die wir von anderen empfangen, beeinflussen unser Verhalten. Auch und gerade bei der Partnerwahl. Das Ziel ist hier, eine möglichst gute Gendurchmischung zu erreichen, erklärt der Geruchsforscher Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum. "Und zwar in dem Sinne, dass die Kinder die besten Chancen haben, was Immunsystem und Gesundheit anbelangt. Rund 70 Prozent Übereinstimmung zwischen den beiden Genpools scheinen dabei optimal zu sein."

Die Natur verhindert so auch Inzucht. Denn ähnliche Gene haben einen ähnlichen Körpergeruch. So sind wir bei der Partnerwahl gewarnt, dass es sich um ein Familienmitglied handeln könnte.

Der Mann stinkt? Ein positives Zeichen

Auch Mäuseweibchen ändern, sobald sie trächtig sind, ihre Meinung über das vorher so gut riechende Männchen. Sie bevorzugen jetzt die Männchen, die ihrem eigenen Geruch ähnlich sind. "Auf Verwandte ist eben einfach mehr Verlass", bringt es Hatt im Gespräch mit t-online.de auf den Punkt.

"Wenn eine Frau also in der Schwangerschaft ihren Mann gar nicht mehr riechen kann, dann ist das positiv zu sehen. Denn es ist der Beweis dafür, dass sie sich zumindest genetisch den Richtigen ausgesucht hat."

Da heutzutage unsere Partnerwahl nicht ausschließlich durch die Fortpflanzung bestimmt wird, sondern auch andere Faktoren für uns zählen, betrifft das nicht jede Frau. Eine Schwangere, die ihren Liebsten nasentechnisch noch leiden mag, hat genetisch gesehen nicht unbedingt den Falschen. Sie könnte zu den 30 Prozent der werdenden Mütter gehören, die einfach nicht so geruchsempfindlich sind.

Schwangerschaftskalender: So entwickelt sich das Ungeborene von der 1. bis 40. SSW

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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