Wenn der Eisprung ausbleibt PCO-Syndrom kann Grund für unerfüllten Kinderwunsch sein
Wenn Frauen nicht schwanger werden können, liegt das in etwa einem Drittel der Fälle an hormonellen Störungen. Die häufigste davon ist das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom oder PCOS). Wird es behandelt, stehen die Chancen auf ein Baby jedoch gut.
Das PCO-Syndrom kommt relativ häufig vor: Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist rund jede zehnte betroffen, das sind in Deutschland etwa eine Million Frauen. Beim PCOS ist die Hormonregulierung der Geschlechtsorgane gestört.
Definition des PCO-Syndroms
Mediziner sprechen vom PCO-Syndrom, wenn zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt sind:
- dauerhafte Zyklusstörungen (seltene oder ausbleibende Periode)
- zu hoher Androgenspiegel im Blut
- polyzystische Ovarien
Früher ging man davon aus, dass sich an den Eierstöcken (Ovarien) vermehrt (poly) Zysten bilden, was zum Begriff Polyzystisches Ovarialsyndrom führte. Bei den Zysten, die auch im Ultraschall gut zu erkennen sind, handelt es sich jedoch um unreife Eibläschen.
Diagnose
Das PCO-Syndrom lässt sich mit einer Blutuntersuchung oder im Ultraschall nachweisen. Bettina Toth, Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologische EndoKrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck, weist allerdings darauf hin, dass es auch andere Erkrankungen gibt, etwa der Nebenniere oder der Hypophyse, die ähnliche Symptome wie das PCOS verursachen können. "Diese müssen immer ausgeschlossen werden", so die Medizinerin.
Mögliche Symptome des Polyzystischen Ovarialsyndroms
Der hohe Androgenspiegel bei PCOS bringt für die Frauen weitere Probleme mit sich. So leiden sie häufig unter
- starker Körperbehaarung
- Akne
- und Haarausfall.
Vermehrt treten auch
- Übergewicht
- eine Unterfunktion der Schilddrüse
- und Insulinresistenz auf.
PCO-Syndrom: kein einheitliches Krankheitsbild
Typisch für PCOS ist allerdings, dass es kein einheitliches Krankheitsbild gibt. Die genannten Symptome können auftreten, müssen aber nicht. Das macht die Diagnose mitunter schwierig.
Die Auswirkungen von PCOS lassen sich auch auf Störungen im Ablauf der körpereigenen Hormonregulierung zurückführen. Auf den Überschuss an Androgen reagiert der Körper, indem er einen Teil davon in Östrogen umwandelt. Auf die erhöhte Östrogenkonzentration reagiert der Körper wiederum, und zwar mit der Bildung von noch mehr männlichen Hormonen. So entsteht ein Teufelskreis.
Zusätzlich wird bei PCOS auch oft mehr Insulin ausgeschüttet, was zu einer weiteren Verstärkung der Produktion männlicher Hormone im Eierstock führt. Auch eine Insulinresistenz ist möglich. Dann reagieren die Körperzellen nicht mehr auf Insulin, wodurch noch mehr Insulin produziert wird und der ohnehin gestörte Hormonkreislauf weiter angefacht wird. Als Folge entsteht ein Zuckerstoffwechselproblem und zum Beispiel auch Übergewicht.
So verläuft der normale Zyklus
Im Eierstock reifen normalerweise in jedem Zyklus mehrere Eizellen in Eibläschen (Follikel) heran. Eines dieser Eibläschen wird dominant und wächst. Zur Zyklusmitte hat es die volle Reife erreicht, es platzt und entlässt die befruchtungsbereite Eizelle in den Eileiter (Eisprung). Aus den Resten des geplatzten Eibläschens entwickelt sich in der zweiten Zyklushälfte der sogenannte Gelbkörper.
Durch Hormonproduktion bringt er die Gebärmutterschleimhaut zum Wachsen, um sie für die befruchtete Eizelle vorzubereiten. Bleibt die Schwangerschaft aus, kommt es zur Regelblutung, bei der die aufgebaute Schleimhaut abgestoßen wird.
Beim PCO-Syndrom bleibt der Eisprung aus
Frauen mit PCOS haben zu viele männliche Geschlechtshormone (Androgene), die den normalen Reifevorgang der Eibläschen behindern. Als Folge bleibt der Eisprung aus und die ungereiften Bläschen verbleiben am Eierstock, der dadurch vernarbt. Die Eierstöcke sind beim PCO-Syndrom zudem häufig beidseitig relativ groß. Dennoch kann es im Verlauf eines bis zu mehrere Monate dauernden Zyklus zu einem Eisprung kommen.
Der seltene oder ganz ausbleibende Eisprung hat weitreichende Folgen. Zum einen können Frauen ohne Eisprung nicht schwanger werden. Zum anderen fehlt die hormonelle Anregung, die Gebärmutterschleimhaut wachsen und abstoßen zu lassen, so dass die Abstände zwischen den Zyklen meist deutlich verlängert sind oder die Periode ganz ausbleibt.
Warum Frauen überhaupt PCOS entwickeln, lässt sich nicht sagen. "PCOS tritt familiär gehäuft auf. Die genauen Ursachen sind aber noch nicht geklärt", erklärt Bettina Toth.
Therapie: So wird das PCO-Syndrom behandelt
"PCOS lässt sich heute gut behandeln", erläutert Medizinerin Toth. "Ist die Patientin mit Medikamenten gut eingestellt, ist die Chance auf eine Schwangerschaft genauso groß wie bei gesunden Frauen."
Eine einheitliche Behandlung bei PCOS gebe es aber nicht, so die Medizinerin. Die Ärzte orientieren sich an den jeweiligen Symptomen und stellen die Therapie individuell auf jede Patientin ein. Auch Frauen ohne Kinderwunsch werden behandelt, da sonst Spätfolgen wie Diabetes oder ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen drohen. Diese Frauen erhalten die Pille oder andere Medikamente, die hormonregulierend wirken. Auch die Begleiterscheinungen wie starke Behaarung und Hautunreinheiten lassen sich so reduzieren.
Bei PCOS den Eisprung mit FSH künstlich auslösen
Bei den Frauen, die sich ein Kind wünschen, steht der fehlende Eisprung im Fokus der Behandlung. Die Eizellreifung wird mit der Gabe eines follikelstimulierenden Hormons (FSH) ausgelöst. Bis sich der Zyklus neu eingespielt hat, können einige Monate vergehen. Auch hier empfiehlt Toth eine gesunde Lebensweise. "Gute Ernährung und Sport haben eine unterstützende Wirkung. Das sollte nicht unterschätzt werden." Hat sich der Zyklus jedoch erst einmal normalisiert, können Frauen mit PCO-Syndrom ganz normal schwanger werden.
Dennoch gilt auch hier: Bei Kinderwunsch sollte man die PCO-Behandlung nicht zu lange aufschieben. Auch die Männer sollten sich untersuchen lassen, rät Toth, denn natürlich können auch Probleme im Spermiogramm einer Schwangerschaft entgegenstehen.
Abnehmen kann bei Kinderwunsch helfen
Die Kinderwunschärztin rät Frauen mit Übergewicht, auf jeden Fall abzunehmen. Bei Normalgewicht können die Körperzellen wieder besser auf Insulin reagieren und in der Folge werden weniger männliche Hormone produziert. Dies kann bereits zu einer Normalisierung des Zyklus führen.
Erhöhtes Fehlgeburtsrisiko
Hat es mit der Schwangerschaft geklappt, ist weiterhin eine medizinische Betreuung notwendig. Denn die betroffenen Frauen haben aufgrund ihres gestörten Hormonhaushaltes ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.