Kinderwunsch Indische Leihmütter tragen für Paare aus aller Welt Kinder aus
Für ein Baby nach Neu-Delhi: Indische Leihmütter tragen für Paare aus aller Welt Kinder aus. Zahlreiche Kliniken in Neu-Delhi haben sich auf höchstem Niveau der Reproduktionsmedizin darauf spezialisiert. Mit diesem umstrittenen Verfahren der Leihmutterschaft finanzieren die Frauen in Indien ihre Familien: ihre Kunden erfüllen sich ihren Kinderwunsch.
Mehr als hundert Leihmütter leben in der Klinik
In diesen Tagen feiert die kleine Lili in Australien ihren ersten Geburtstag. Tausende Kilometer entfernt wartet in Indien die Frau, die Lili zur Welt gebracht hat, auf Fotos. Schließlich gehöre sie "ein bisschen zur Familie", findet Seita Thapa. Die Leihmutter gebar das Kind im Surrogacy Centre India (SCI) in Neu Delhi. Mehr als hundert Leihmütter leben in der Klinik und erfüllen Paaren aus der ganzen Welt ihren sehnlichen Kinderwunsch. In der indischen Metropole gibt es Dutzende solcher Einrichtungen.
Leihmutter will Neugeborenes gar nicht sehen
Nach der Geburt wollte Thapa das Baby, das sie für ein homosexuelles Paar austrug, nicht sehen. "Wir werden in Kursen mental darauf vorbereitet, dass das nicht unser Kind ist", sagt die Mutter von zwei Teenagern. "Also warum ansehen? Ich habe schon eigene Kinder." Trotzdem sei sie stolz darauf, "ein wunderschönes Baby geboren zu haben, viel schöner als meine eigenen Kinder", sagt die 31-Jährige mit einem verlegenen Lächeln.
"Ich wollte den Eltern helfen, die keine Kinder haben können"
"Ich wollte Leihmutter sein, um Geld anzulegen für die Zukunft meiner Kinder", fügt die ehemalige Köchin mit Tränen in den Augen hinzu. "Ich wollte auch den Eltern helfen, die keine Kinder haben können." Thapas eigene Kinder blieben zum Studium in ihrer Heimatstadt Darjeeling. Dass ihre Mutter schwanger war, haben sie nie erfahren: "Ich wollte sie nicht im Studium stören." Wie viel Geld sie für die Leihmutterschaft erhielt, will sie nicht sagen. Aber im April soll eine zweite folgen.
Während ihrer Schwangerschaft lebte Thapa mit ihrem Mann in einem Klinik-Gebäude mit den anderen Leihmüttern. Seitdem ist sie dort als Sozialarbeiterin zur Unterstützung der Schwangeren angestellt. Umgerechnet knapp 4500 Euro erhalten die Frauen nach Angaben der Klinik für die Leihmutterschaft. Rund 20.000 Euro zahlen demnach die Kunden für das Programm.
Klinik: 291 Babys pro Jahr für wohlhabende Eltern aus 15 Ländern
2012 kamen in der Klinik 291 Babys zur Welt. Sie leben heute in 15 verschiedenen Ländern, darunter Kanada, Australien, Japan, Norwegen und Brasilien. Indien erreicht Spitzenleistungen auf dem Gebiet der Medizin und will wohlhabende Kunden aus dem Westen anlocken. Gleichzeitig kämpft das Land gegen grassierende Armut, 40 Prozent seiner Bevölkerung leben von weniger als umgerechnet 1,12 Euro pro Tag.
Kritik nicht erwünscht
Klinikdirektor Shivani Sachdev Gour wischt Kritik am Prinzip der Leihmutterschaft vom Tisch: "Wie kann man den Eltern, die von einem Kind träumen, das Recht darauf versagen?" Bei den Leihmüttern werde darauf geachtet, dass sie bereits eigene Kinder und mit ihrer Familienplanung abgeschlossen hätten.
Eine Kundin ist Marcia, eine Brasilianerin aus Luxemburg. Nachdem sie und ihr Mann drei Jahre lang alles versucht hatte, kamen sie mit ihrem Kinderwunsch nach Neu Delhi. "Wenn ich die Fotos von Babys im Wartezimmer anschaue, kommen mir die Tränen", sagt die 40-Jährige. Sie wolle lieber nicht die Leihmutter kennenlernen, die ihr Baby austragen werde, zumal es nicht sicher sei, dass die Schwangerschaft auch wirklich gut verlaufe. "Am Anfang ist es schwierig, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass eine andere Frau mein Kind in sich tragen wird, aber wenn das die einzige Lösung ist...", sagt Marcia.
Indische Vierfach-Mutter: "Das Geld hat mein Leben verändert"
Mamta Sharma hat schon zwei Kinder für andere ausgetragen. Im Juli gebar die kräftige 29-Jährige aus Uttar Pradesh das Kind eines australischen Paares. "Das Geld hat mein Leben verändert", sagt die vierfache Mutter. "Nach der ersten Leihmutterschaft habe ich in ein neues Haus investiert, nach der zweiten konnte ich meinen kranken Sohn pflegen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.