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Kopfschmerzen durch Medikamente: Was tun?


Unerwünschte Wirkung
Diese Medikamente können Schmerzen auslösen


03.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Frau hält Tabletten in der Hand, neben ihr ein Glas WasserVergrößern des Bildes
Kopfschmerzen stehen nicht selten mit Medikamenten in Zusammenhang. (Quelle: Liderina/getty-images-bilder)

Kopfschmerzen kennt wohl jeder. Was viele nicht wissen: Treten sie häufiger auf, können auch Medikamente die Ursache sein. Welche Präparate kritisch sind.

Inhaltsverzeichnis

Kopfschmerzen durch Medikamente sind keine Seltenheit. Zu den Medikamenten, die Kopfschmerzen als Nebenwirkung haben können, gehören beispielsweise Hormonpräparate, Herzmedikamente, Blutdruckmittel und Potenzmittel. Doch auch die Einnahme von Schmerz- und Migränemitteln kann Kopfschmerzen verursachen. Dann handelt es sich um sogenannten Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK). Wann Medikamente Kopfweh verursachen können, hat ein Kopfschmerzexperte t-online erklärt.

Kopfschmerzen durch Schmerzmittel – keine Seltenheit

Wer häufig Schmerz- und Migränemittel einnimmt, kann dadurch mehr Kopfweh bekommen. Experten sprechen von Kopfschmerzen durch Medikamenten-Übergebrauch. Doch wann ist es zu viel? Bei Schmerzmitteln wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen gilt als übermäßiger Gebrauch, wenn die Mittel an 15 oder mehr Tagen pro Monat eingenommen werden. Bei Migränemitteln wie Triptanen und Ergotaminen gelten bereits zehn Einnahmetage pro Monat als zu häufig.

"Schätzungen zufolge haben ein bis zwei von 100 Menschen Kopfschmerzen, weil sie zu häufig Schmerz- und Migränemittel einnehmen", sagt Dr. Charly Gaul vom Kopfschmerzzentrum Frankfurt. "Woher der Kopfschmerz durch Schmerzmedikamente kommt, ist nicht abschließend geklärt. Eine Vermutung ist, dass sich das Nervensystem an die Medikamente gewöhnt und in Folge immer empfindlicher auf Schmerzreize und -auslöser reagiert."

(Quelle: DMKG)

Zur Person

Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul ist Regionalbeauftragter der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), zertifizierter DMKG-Kopf- und Gesichtsschmerzexperte sowie Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie am Kopfschmerzzentrum Frankfurt am Main.

Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen erkennen

Die Betroffenen haben meist keinen Verdacht, dass die zunehmende Kopfwehhäufigkeit durch die Schmerzmittel selbst kommt. Sie denken, dass sich ihre Beschwerden, etwa Spannungskopfschmerzen und Migräne, verschlimmert haben. Das führt oft dazu, dass sie noch mehr Schmerzmittel einnehmen. Ein Teufelskreis entsteht. Das Risiko für einen Übergebrauch ist bei Migräne am größten.

"Kopfschmerzen durch Medikamenten-Übergebrauch betreffen in der Regel den gesamten Kopf und fühlen sich dumpf und drückend an", sagt Gaul. "Begleitsymptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit können fehlen oder nur schwach ausgeprägt sein, wahrscheinlich, weil die Symptome durch die ständige Medikamenteneinnahme gedämpft werden. Ebenfalls typisch ist, dass die Kopfschmerzen dauerhaft, also chronisch sind. Sie treten in einem Zeitraum von über drei Monaten öfter als an 15 Tagen pro Monat auf."

Medikamentenpause kommt Übergebrauch auf die Spur

Der Experte rät, sich in einem solchen Fall an den behandelnden Arzt oder die Ärztin zu wenden. In der Regel werden die Medikamente unter ärztlicher Begleitung für eine gewisse Zeit abgesetzt und das Symptombild beobachtet. Das kann ambulant gemacht werden oder in schwereren Fällen auch im Rahmen eines Klinikaufenthaltes, um Absetz- oder Entzugssymptome gezielter behandeln zu können. Lassen die Kopfschmerzen nach ein paar Tagen nach, deutet das auf einen Übergebrauch hin. Aber: Es kann sein, dass sich die Beschwerden zunächst verstärken. Auch können Übelkeit, Unruhe und Schlafprobleme auftreten.

"Bei 80 Prozent aller Patienten, die es schaffen, die ständige Einnahme von Schmerzmitteln zu beenden, bessert sich der Kopfschmerz ganz erheblich", sagt Gaul. "Um erneuten Kopfschmerzen durch Schmerzmittel vorzubeugen, sollten nach der Medikamentenpause die Mittel nicht häufiger als an zehn Tagen im Monat und nicht länger als an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen werden. Damit das funktioniert, ist eine konsequente Prophylaxe (Kopfschmerzvorbeugung) durch Medikamente und Lebensstilmaßnahmen notwendig."

Kopfschmerzen als Nebenwirkung bestimmter Medikamente

Kopfschmerzen können auch eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein. Bei vielen Präparaten weist der Hersteller in der Packungsbeilage darauf hin. Häufig sind die Beschwerden zu Beginn der Einnahme verstärkt und nehmen im weiteren Verlauf ab. Manchmal kommen die Kopfschmerzen immer wieder. Zu den Medikamenten, die häufig Kopfschmerzen als Nebenwirkung haben, gehören unter anderem:

  • Hormonpräparate wie die "Antibabypille"
  • Herzmedikamente, beispielsweise Nitrospray
  • Blutdruckmittel, etwa Sartane
  • Mittel gegen Erektionsstörungen, beispielsweise PDE-5-Hemmer
  • Entwässerungsmittel (Diuretika)
  • Schilddrüsenmedikamente wie L-Thyroxin

"Medikamente, die in den Hormon-, Salz- oder Wasserhaushalt eingreifen oder die Blutgefäße erweitern, haben häufig Kopfschmerzen als Nebenwirkung. In den meisten Fällen kommen Betroffene dennoch gut mit den Präparaten zurecht. Sollten die Beschwerden zunehmen, sollte man immer mit dem behandelnden Arzt ins Gespräch gehen", rät Gaul. "Keinesfalls sollten Medikamente eigenmächtig abgesetzt oder in ihrer Dosierung verändert werden. Das kann unter Umständen erhebliche gesundheitliche Risiken bergen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul
  • dmkg.de: "Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch". Online-Information der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). (Stand: Aufgerufen am 18. Juli 2024)
  • dmkg.de: "Selbstmedikation bei Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp". Online-Information der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). (Stand: Aufgerufen am 18. Juli 2024)
  • herzstiftung.de: "Sartane: Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen". Online-Information der Deutschen Herzstiftung e. V. (Stand: Aufgerufen am 18. Juli 2024)
  • apotheken-umschau.de: "L-Thyroxin: Wirkung, Nebenwirkungen, Anwendungstipps". Online-Information von Apotheken-Umschau. (Stand: 23. Oktober 2023)
  • awmf.org: "Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne", S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). Register-Nr.: 030-057. (Stand: 18. Oktober 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Arzneimittelbedinge Kopfschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. Juli 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Kopfschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. Juli 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie häufig sind Nebenwirkungen bei NSRA?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. Juni 2021)
  • Charly Gaul, Andreas Totzeck, Ann-Lena Guth: Patientenratgeber Kopfschmerzen und Migräne. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2021. ABW Wissenschaftsverlag.
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