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Plötzlich Heuschnupfen: Mögliche Ursachen für eine Pollenallergie


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Pollenallergie
Plötzlich Heuschnupfen: Wie kann es dazu kommen?

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 29.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Junger Mann niest auf der Straße in ein Taschentuch: Die erhöhte Luftverschmutzung in Großstädten kann ein Auslöser für eine plötzliche Pollenallergie sein. Besonders die hohe Feinstaubbelastung setzt den Atemwegen zu.Vergrößern des Bildes
Die erhöhte Luftverschmutzung in Großstädten kann ein Auslöser für eine plötzliche Pollenallergie sein. Besonders die hohe Feinstaubbelastung setzt den Atemwegen zu. (Quelle: RealPeopleGroup/getty-images-bilder)
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Eine laufende Nase und tränende, juckende Augen: Die Symptome einer Pollenallergie können auch in fortgeschrittenem Alter plötzlich auftreten. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

Eine Pollenallergie kann sich bereits im Kindesalter entwickeln. Aber auch Erwachsene können plötzlich betroffen sein. Eine Expertin erklärt, woran das liegt und welche Behandlungen Linderung verschaffen.

Heuschnupfen, auch allergische Rhinitis oder allergischer Schnupfen genannt, ist durch eine Entzündung der Nasenschleimhaut und oft einer Entzündung der Augen, insbesondere der Bindehaut, gekennzeichnet. Bei Heuschnupfen handelt es sich um eine allergische Reaktion vom Soforttyp. Das heißt: Nach dem Einatmen von Allergenen aus der Luft, Inhalationsallergene genannt, reagiert das körpereigene Immunsystem mit Abwehr auf die eigentlich harmlosen Stoffe.

Bei Heuschnupfen beziehungsweise einer Pollenallergie sind es unter anderem Pollen von Bäumen und Gräsern, welche typische Beschwerden wie Niesen, Kratzen im Hals, Husten, Fließschnupfen sowie tränende, gerötete und juckende Augen verursachen.

Heuschnupfen weit verbreitet in Deutschland

Heuschnupfen ist in Deutschland eine häufige Allergie. Angaben des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München zufolge ist die allergische Rhinitis die am weitesten verbreitete allergische Erkrankung. Ein kürzlich veröffentlichter wissenschaftlicher Studienüberblick zur Häufigkeit und den Trends bei Heuschnupfen und allergischen Sensibilisierungen in Deutschland über die letzten 10 bis 15 Jahre kommt zu dem Ergebnis, dass die sogenannte Lebenszeitprävalenz für Heuschnupfen bei Kindern und Jugendlichen bei 11 Prozent und bei Erwachsenen für einen ärztlich diagnostizierten Heuschnupfen bei 14,8 Prozent liegt.

"Laut der Übersichtsarbeit ist insgesamt keine Zunahme der Häufigkeit bei Heuschnupfen bei Kindern und Jugendlichen festzustellen", sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). "Bei Erwachsenen soll die derzeitige Datenlage keine verlässliche Einschätzung zum Trend erlauben. Dies soll aber laut den Forschenden nicht als Entwarnung missverstanden werden. Sie stellten fest, dass Heuschnupfen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland häufig ist."

Pollensaison startet immer früher

Heuschnupfen-Betroffene haben es zunehmend schwerer. Aufgrund der generell milderen Temperaturen beginnt die Pollenflugsaison immer früher. Laut der Allergie-Expertin muss je nach Witterung manchmal schon ab etwa Mitte/ Ende Dezember mit Frühblühern wie der Hasel gerechnet werden. Allergiker, die auf Baum-, Gräser- und Kräuterpollen reagieren, können bis in den Oktober hinein Beschwerden haben.

Ein paar Beispiele: Bereits ab Dezember/ Januar haben Hasel und Erle Saison. Ab Ende März/ April sind Birke und Esche vorherrschend. Ab Mai fliegen verschiedenste Gräserpollen. Von Juli bis September strapazieren Beifuß und Traubenkraut (Ambrosia) die Schleimhäute von Allergikern. Das heißt, viele Heuschnupfengeplagte können nur in den Monaten Oktober bis Dezember aufatmen, wenn die Pollenbelastung in der Luft etwas abnimmt.

Mildes Klima verstärkt Pollenflug

Die Pollen fliegen nicht nur früher, es werden auch immer mehr. "Ansteigende Temperaturen können die Pollenproduktion steigern, einen Einfluss auf die Ausdehnung der Pollensaison haben und auch das Einwandern von Neophyten wie beispielsweise der hochallergenen beifußblättrigen Ambrosia fördern", erklärt Schwalfenberg. Für viele Heuschnupfen-Betroffene bedeutet das: Niesen, Fließschnupfen, tränende und juckende Augen fast das ganze Jahr über.

Und der Klimawandel hat noch weitere Auswirkungen für Heuschnupfen-Geplagte: "Aufgrund des Klimawandels werden gezielt Bäume gepflanzt, die mit einem veränderten Klima besser zurechtkommen, die aber auch zu Allergieauslösern werden können, wie beispielsweise die Purpurerle oder die Türkische Hasel", so die Expertin.

Klimagas Kohlenstoffdioxid lässt Gräser schneller wachsen

Nicht nur die durch den Klimawandel bedingten wärmeren Temperaturen lassen Pollen vermehrt fliegen. Hinzu kommt, dass das Klimagas Kohlenstoffdioxid (CO2) für Pflanzen wie Dünger fungiert. Sie wachsen schneller – was auch die Pollenproduktion früher einsetzen lässt und zugleich verstärkt. "Laut wissenschaftlichen Untersuchungen kann ein höherer Kohlendioxid-Gehalt in der Luft bei einigen allergieauslösenden Pflanzen wie Gräsern oder Ambrosia einen Anstieg der Pollenproduktion auslösen", sagt Schwalfenberg.

Luftverschmutzung reizt die Atemwege

Ein weiterer Grund, warum immer mehr Erwachsene plötzlich unter Heuschnupfen leiden, sind Allergieexperten zufolge reizende Einflüsse aus der Umwelt. Die zunehmende Luftverschmutzung, vor allem in den Großstädten, lässt auch die Anzahl der Allergiker steigen. Feinstaubbelastung, eine erhöhte Stickstoffdioxid- und Schwefeldioxid-Konzentration in der Luft setzen den Atemwegen zu. Wer bereits unter Heuschnupfen leidet, muss mit stärkeren Symptomen rechnen.

"Sehr kleine Feinstaubpartikel unter 2,5 Mikrometer gelangen bis in die unteren Atemwege und können gesundheitsschädlich auf Herz und Lunge wirken", erklärt die Allergieexpertin. "Erhöhte Stickstoffdioxid-Konzentrationen können die Allergenität von Pollen erhöhen und zudem auch Asthma-Beschwerden verstärken. Auch Schwefeldioxid kann Entzündungen in den Atemwegen auslösen."

Aggressivität der Pollen nimmt zu

Auch die Pollen selbst wirken sich zunehmend aggressiver auf die Atemwege aus. Umweltschadstoffe, etwa Ozon, können sich an den Pollen anhaften und in die Atemwege gelangen. Das verstärkt ihr allergenes Potenzial. "Neue Ergebnisse der Medizinischen Universität Wien zeigen bei Pollenallergikern besonders für Ozon eine beschwerdeverstärkende Wirkung während der Pollensaison", sagt Schwalfenberg.

Heuschnupfen behandeln lassen

Allergologen raten dringend, Heuschnupfen behandeln zu lassen. Unbehandelt kann die Entzündung der Atemwege "nach unten wandern" und allergisches Asthma auslösen. Besonders bei älteren Menschen ist das riskant, vor allem, wenn die bereits an angeschlagenes Bronchialsystem haben.

"Eine ausschließliche Selbstmedikation ohne ärztliche Behandlung ist bei einem Heuschnupfen keine gute Lösung", warnt Schwalfenberg. "Bei Allergieverdacht sollte immer eine ärztliche Allergie-Diagnostik und Behandlung erfolgen. Heuschnupfen-Patienten können ein Allergisches Asthma entwickeln. Besonders bei jungen Kindern mit frühem Heuschnupfen steigt das Risiko für ein Allergisches Asthma."

Hyposensibilisierung kann Allergikern helfen

Bei gängigen Allergieauslösern kann die sogenannte Hyposensibilisierung, auch Allergenspezifische Immuntherapie, kurz AIT genannt, helfen. Sie ist die einzige Therapie, die an der Ursache allergischer Erkrankungen ansetzt. Die allergischen Beschwerden können gelindert und die Medikamenteneinnahme meist reduziert werden.

"Besonders bei Kindern soll durch eine frühzeitige Behandlung – nach dem ersten Auftreten der Allergie – auch das Asthmarisiko gesenkt werden", erklärt Schwalfenberg. "Die Behandlung erfolgt in der Regel über drei Jahre."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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