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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Singapur testet neues Verfahren Kann Corona über einen Atemtest nachgewiesen werden?
"Bitte mal pusten": In Singapur sollen Corona-Infizierte jetzt über einen Atemschnelltest ermittelt werden. Auch ein deutsches Unternehmen forscht an ihnen.
Vor allem die Rachen- und Nasenabstriche sind äußerst unbeliebte Testverfahren im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Dennoch gelten sie als die zuverlässigsten Schnelltests. Demnächst könnte es jedoch eine völlig neue Testmethode geben. In Singapur haben die Gesundheitsbehörden einen neuen Atemtest vorläufig zugelassen, der das Virus "akkurat innerhalb einer Minute" nachweisen soll, wie die National University of Singapore (NUS) mitteilte. Der Test wurde von der Firma Breathonix entwickelt.
Einsatz zunächst an der Grenze
Das "BreFence Go Covid-19 Breath Test System" soll den Angaben zufolge zunächst an der Grenze zwischen Malaysia und Singapur eingesetzt werden. Am Tuas Checkpoint – einem Kontrollpunkt auf der Grenzbrücke – sollen Bus- und Lkw-Fahrer mit der Methode getestet werden.
Der Atemtest könne einfach von geschultem (auch nicht medizinischem) Personal durchgeführt werden und erfordere keine Laborverarbeitung, heißt es in der Mitteilung. "Eine Person muss nur in ein Einweg-Ventilmundstück pusten, das an einen hochpräzisen Atemprobenehmer angeschlossen ist."
Der Atem wird dabei zur Messung in ein Massenspektrometer eingespeist. Das Gerät identifiziert flüchtige organische Verbindungen im Atem (VOC; volatile organic compounds) als Biomarker für eine SARS-CoV-2-Infektion. Ergebnisse werden in weniger als einer Minute generiert. Fällt ein Test in der Probephase positiv aus, wird zur Bestätigung ein PCR-Test durchgeführt. In den vergangenen Monaten wurde die Breathonix-Technologie bereits erfolgreich unter anderem am Flughafen von Singapur und in Dubai stichprobenartig getestet.
Corona-Atemtests: Auch deutsches Unternehmen forscht
Auch das deutsche Unternehmen Plasmion in Augsburg arbeitet an einem solchen Verfahren. "Den Methoden gemeinsam ist, dass im Atem nach sogenannten Biomarkern gesucht wird, die auf eine Infektion mit dem Coronavirus hindeuten", erklärt Dr. Klaus Wutz, Chemiker und Projektmanager bei Plasmion, im Gespräch mit t-online. "Bekannt ist das Verfahren zum Beispiel bei Diabetikern, in deren Atemluft die organisch-chemische Verbindung Aceton nachgewiesen wird, was auf Unterzuckerung hindeutet."
Dabei gebe es verschiedene Varianten von Messgeräten für die Atemanalytik. Wutz: "Ziel ist es immer, den Atem in ein Messgerät zu überführen und auf Biomarker zu evaluieren, die auf eine bestimmte Krankheit hindeuten. Vorstellen kann man sich das wie bei einem Atemalkoholtest. Der Vorteil: Es passiert alles in Echtzeit und die Probenahme ist nicht invasiv."
Ziel der Verfahren sei, bestimmte molekulare Zusammensetzungen zu finden, die auf eine Krankheit hindeuten. Bislang werde dies meist anhand von Blut- oder Urinproben praktiziert, die dann mithilfe der Massenspektrometrie auf bestimmte Moleküle hin untersucht würden, so Wutz. Das soll nun über den Atem geschehen.
Entscheidend sind asymptomatisch Infizierte
Doch: "Der Knackpunkt bleibt die Frage: Auf welche Moleküle untersuche ich den Atem? Das ist bislang nicht eindeutig geklärt", berichtet Wutz. Denn nicht das Virus selbst werde nachgewiesen, sondern bestimmte organische Verbindungen, mit denen der Körper auf die Infektion reagiere.
Wutz: "Bislang sieht es so aus, als ob sich kleine Moleküle finden lassen, die auf Entzündungsreaktionen in der Lunge hindeuten. Doch da schließt sich die Frage an: Lassen sich mit dieser Methode auch asymptomatisch Infizierte herausfiltern? Sie stellen ja die eigentliche Gefahr dar, da sie das Virus unerkannt weitertragen können."
Die provisorische Zulassung in Singapur schätzt Wutz als eine Art kontrolliertes Experiment ein. "Das lässt sich in diesem Land auch gut machen, da dort sehr niedrige Inzidenzen herrschen und eine Kontaktnachverfolgung somit leicht durchführbar ist. Es kann sich also relativ schnell zeigen, wie sensibel die Atemtests wirklich sind."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Klaus Wutz vom 25. Mai 2021
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche