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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie zeigt So kann Bewegung den Verlauf von Covid-19 beeinflussen
Dass Sport gesund ist, ist bekannt. Jetzt haben US-Forscher allerdings herausgefunden, dass zu wenig Bewegung das Sterberisiko bei Covid-19 deutlich erhöhen kann. Was bedeutet das für Sportmuffel?
Wer sich zu wenig bewegt, riskiert nicht nur Fettleibigkeit, sondern auch Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. All diese Folgen sind bereits als Corona-Risikofaktoren bekannt, die zu einem schweren oder sogar tödlichen Verlauf von Covid-19 führen können. Eine Studie im "British Journal of Sports Medicine" mit Mitgliedern einer amerikanischen Krankenversicherung zeigt jetzt: Auch zu wenig Sport und Bewegungsmangel können einen direkten Einfluss auf den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion haben.
Was hat die Studie untersucht?
Die US-Versicherung ließ zunächst über zwei Jahre (2018 bis 2020) bei jedem Arztbesuch dokumentieren, wie oft und wie lange sich die Patienten in den vergangenen zwei Monaten sportlich betätigt haben. Wer mehr als 150 Minuten wöchentlich aktiv war, gilt als "konsistent aktiv". Bewegen sich die Patienten hingegen weniger als zehn Minuten wöchentlich, gelten sie als "konsistent inaktiv". Wer zwischen den Werten liegt, gilt als "teils aktiv".
US-Forscher haben diese Bewegungswerte von rund 48.500 Versicherten nun in Bezug zur Corona-Pandemie gesetzt und untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und Covid-19-Verlauf gegeben hat. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 47 Jahren. Fast zwei Drittel der Teilnehmer waren Frauen (62 Prozent). Der Durchschnitts-BMI lag bei 31, was als fettleibig eingestuft wird. Etwa die Hälfte hatte keine Grunderkrankungen, einschließlich Diabetes, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Krebs. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) hatte nur eine davon und fast ein Drittel (32 Prozent) hatte zwei oder mehr.
Ergebnisse der Studie zu Sport und Coronavirus
Etwa neun Prozent aller untersuchten Patienten wurden ins Krankenhaus eingeliefert, rund drei Prozent benötigten Intensivpflege und zwei Prozent starben. Die Studie zeigte schließlich, dass von den fast 7.000 Versicherten, die als "konsistent inaktiv" galten, mehr als zehn Prozent im Krankenhaus und sogar fast drei Prozent mit Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Patienten mit Covid-19, die in den zwei Jahren vor der Pandemie durchweg inaktiv waren, wurden häufiger ins Krankenhaus eingeliefert, mussten intensiv behandelt werden und starben eher als Patienten, die die Richtlinien für körperliche Aktivität konsequent eingehalten hatten.
Denn von den rund 3.100 "konsistent Aktiven" landeten nur 3,2 Prozent mit Covid-19 in der Klinik, nur ein Prozent musste auf der Intensivstation behandelt werden. Von den inaktiven Patienten verstarben 2,4 Prozent, von den aktiven hingegen nur 0,4. Die "teils Aktiven" lagen bei beiden Auswertungen jeweils zwischen den Ergebnissen.
Patienten, die durchweg inaktiv waren, wurden mit 20 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus eingeliefert, landeten zu zehn Prozent häufiger auf der Intensivstation und hatten ein 32 Prozent höheres Risiko, an ihrer Infektion zu sterben als die Patienten, die regelmäßig körperliche Aktivitäten ausübten.
Wie können die Ergebnisse erklärt werden?
Dem "Ärzteblatt" zufolge kann eine Kausalität zwischen Bewegung und Covid-19-Verlauf nicht bewiesen werden. Daher sei es möglich, dass der bessere Gesundheitszustand insgesamt unabhängig von der Bewegung für einen leichteren Covid-19-Verlauf gesorgt habe.
Allerdings ist den Wissenschaftlern zufolge auch bekannt, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Immunfunktionen verbessern kann. So zeigten frühere Studien bereits, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, generell seltener schwer an Virusinfektionen erkranken. Sport senke zudem die Entzündungsparameter und könne so auch die Herz-Kreislauf-Gesundheit fördern. Und: Wer sich mehr bewegt, erkrankt seltener an Diabetes oder Adipositas, beides Risikofaktoren für Covid-19.
"Tatsächlich war körperliche Inaktivität der stärkste Risikofaktor über alle Endpunkte hinweg, verglichen mit den häufig genannten veränderbaren Risikofaktoren, einschließlich Rauchen, Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs", betonen die Studienautoren.
Was empfehlen die Wissenschaftler?
Die Forscher kommen letztendlich zu dem Schluss, dass die Bevölkerung darüber informiert werden müsse, dass regelmäßige körperliche Aktivität eine der wichtigsten Maßnahmen sein könne, um einen schweren oder gar tödlichen Corona-Verlauf zu verhindern.
"Diese Botschaft ist besonders wichtig angesichts der zunehmenden Hindernisse für das Erreichen regelmäßiger körperlicher Aktivität während Ausgangssperren und anderer pandemischer Beschränkungen", bekräftigen sie. Die Gesundheitsbehörden sollten sich deshalb bemühen, Bewegung in die "routinemäßige medizinische Versorgung einzubeziehen".
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Ärzteblatt: "Covid-19: Regelmäßiger Sport kann vor schwerem Krankheitsverlauf schützen", 14. April 2021.
- Pressemitteilung: Physical inactivity linked to more severe COVID-19 infection and death, 14. April 2021
- BMJ Journals: "Physical inactivity is associated with a higher risk for severe COVID-19 outcomes: a study in 48 440 adult patients"