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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fallberichte aus den USA Parkinson könnte eine Spätfolge von Covid-19 sein
Die Forschung zur Corona-Infektion und ihren Auswirkungen entwickelt sich stetig weiter. Nun deuten erste Fälle auf Parkinson als mögliche Spätfolge hin.
Das Coronavirus kann nicht nur die Lunge, sondern auch weitere Organe wie Herz, Nieren oder Gehirn angreifen. Letzteres ruft häufig neurologische Symptome wie Verwirrtheit und Delir hervor. Mediziner gehen davon aus, dass das Virus sogar ins Gehirn eindringt und dort Schäden verursacht.
Beobachtungen aus den USA weisen darauf hin, dass auch Parkinson-Symptome und Hirnveränderungen nach einer Corona-Infektion auftreten können.
Parkinson ist eine neurologische Erkrankung. Bei Betroffenen sterben nach und nach Nervenzellen in einem bestimmten Hirnareal ab. Die Ursache dafür ist bislang unklar. Zu den häufigsten Symptomen zählen Bewegungsstörungen, aber auch Magen-Darm-Beschwerden, Stimmungsveränderungen und geistiger Abbau. Je früher das erkannt wird, desto größer sind die Chancen, den Verlauf zu verlangsamen, eine gänzliche Heilung ist jedoch nicht möglich.
Wie das Wissenschaftsmagazin "scinexx" berichtet, wurden bei drei Covid-19-Patienten im mittleren Alter einige Wochen nach ihrer Infektion Anzeichen für Parkinson festgestellt – obwohl sie weder erblich vorbelastet noch vorerkrankt waren. Mediziner schließen nicht aus, dass das Virus der Auslöser oder zumindest ein Beschleuniger war.
- Parkinson: Das sind frühe Anzeichen
Drei Covid-19-Patienten mit Parkinson-Symptomen
Laut Wissenschaftlern um Patrik Brundin vom Van Andel Research Institute in Michigan (USA) waren die betroffenen Patienten 35, 45 und 58 Jahre alt. Alle drei wurden wegen typischer Covid-19-Symptome im Krankenhaus behandelt – und als genesen entlassen. Zwei bis fünf Wochen später zeigten sie jedoch neurologische parkinsontypische Symptome. Die Beobachtungen wurden bereits 2020 als Preprint-Studie im Fachblatt "Trends in Neurosciences" veröffentlicht.
"In allen Fällen enthüllten Hirnscans eine verringerte Funktion des Dopaminsystems ähnlich wie bei Parkinson", so Brundin. "Der schnelle Eintritt schwerer motorischer Symptome relativ kurz nach der Coronavirus-Infektion deutet auf einen kausalen Zusammenhang hin."
Die Forscher diskutieren nun verschiedene Auslöser:
- Zum einen könnten die von SARS-CoV-2 verursachten Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn die Parkinson-Symptome hervorrufen.
- Denkbar wäre auch, dass die Entzündungen, die das Virus im ganzen Körper verursacht, verantwortlich sind. Denn chronische Entzündungen gelten als Risikofaktor für Parkinson.
- Eine dritte Möglichkeit wäre ein direkter Angriff des Virus auf die Zellen des Gehirns.
Die Covid-Patienten wurden mit dopaminhaltigen Parkinson-Medikamenten behandelt. Bei zwei von ihnen bewirkte dies eine Besserung, der Zustand des dritten besserte sich nach einiger Zeit von selbst.
Spätfolgen dringend weiter untersuchen
Die Wissenschaftler mahnen, diese mögliche Spätfolge der Corona-Infektion dringend weiter zu untersuchen. "Denn auch wenn eine akute Parkinson-Erkrankung in Zusammenhang mit Covid-19 selten zu sein scheint, könnte die weite Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung zu einer großen Zahl von Menschen führen, die zumindest ein erhöhtes Risiko für Parkinson haben."
Es sei daher wichtig, im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu beobachten, ob und wie viele weitere Fälle von plötzlichem Parkinson bei Covid-Patienten auftreten. "SARS-CoV-2 gilt zwar als Atemwegsvirus, aber sein pathogenes Potenzial vor allem für neurologische Komplikationen hat uns immer wieder überrascht", sagt Brundin. "Die Konsequenzen dieser Infektion könnten uns noch über Jahre und Jahrzehnte begleiten."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Parkinson Gesellschaft
- Eigene Recherche