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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Andere Teststrategie Sinkende Todeszahlen: Streeck sieht mehrere Gründe
Während die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland steigt, sinken die Zahlen der Todesfälle seit April. Der Virologe Hendrik Streeck hat dafür eine Erklärung.
Der Virologe Hendrik Streeck warnt davor, angesichts steigender Infektionszahlen bei der Risikoeinschätzung nur auf die Zahl der Neuinfektionen zu blicken. "Es muss darum gehen, wie sehr die Gesellschaft mit einer Krankheit belastet ist – und darüber sagt die reine Infektionszahl nicht unbedingt etwas aus", so der Forscher von der Universität Bonn in einem Interview mit Focus Online.
Deutschland müsse zwar im Herbst und im Winter mit einem Anstieg der Infektionen rechnen, so Streeck, der seit mehreren Monaten die Heinsberg-Studie leitet. Wichtig werde dann aber vor allem die stationäre und intensivmedizinische Belegung der Krankenhäuser. "Das ist der Hauptfaktor, auf dem unser Augenmerk liegen sollte."
Sinkende Todeszahlen: Streeck sieht mehrere Gründe
Tatsächlich sinken die Todeszahlen in Deutschland seit April. Dafür sieht Hendrik Streeck mehrere Gründe, zum einen die Altersgruppe der Infizierten: "Vorrangig sind Personen unter 50 Jahren betroffen, sie zählen nicht zur Risikogruppe."
Zum anderen hätten die Menschen sehr gut gelernt, mit diesem Virus umzugehen: "Wir haben die Hygieneregeln verinnerlicht, wir gehen auf Abstand, wir tragen Masken", so Streeck. Durch Masken und Abstandsregeln bekämen die Menschen eine niedrigere Dosis an Viren ab "und so kommt es zu weniger schweren Verläufen und somit auch zu weniger Todesfällen".
Nur die Zahl der Corona-Infektionen hat zu wenig Aussagekraft
Streeck zeigt sich aus diesen Gründen in dem Interview überzeugt, dass die reine Infektionszahl nicht unbedingt etwas darüber aussagt, wie stark die Gesellschaft mit einer Krankheit belastet ist. Sein Alternativvorschlag zur bisherigen Teststrategie lautet darum:
Die Anzahl der Tests und die Schwere der erkannten Infektionen sollten zu einem gemeinsamen Richtwert zusammengefasst werden, der sich etwa mithilfe einer Ampel anzeigen ließe. "Wir haben in den letzten sechs Monaten sehr viele Daten gesammelt, die uns helfen so eine Ampel zu entwerfen, die uns einfach die derzeitige Situation widerspiegelt." Mit dieser Strategie habe Deutschland "eine gute Chance, gut durch den Winter zu kommen".
Streeck für mehr gezielte Antigentests bei steigenden Zahlen
Sollte die Ampel aber von grün umschalten, schließt der Corona-Experte weitere Maßnahmen wie erneute Kontaktbeschränkungen nicht aus. Zudem müsse dann mehr systematisch getestet werden, etwa in Pflegeeinrichtungen, Altenheimen oder Krankenhäusern.
Dafür geeignet sein könnten laut Streeck Antigentests. "Sie sind zwar weniger sensitiv als PCR-Tests, dafür aber wesentlich günstiger und vor allem schneller."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche