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Corona-Infektion: Schwere Schlaganfälle bei Covid-19 häufiger


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Eine Altersgruppe besonders betroffen
Covid-19 geht häufiger mit schweren Schlaganfällen einher


Aktualisiert am 28.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Hirnscan: Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist in der Lage, verschiedene Bereiche des Körpers anzugreifen – so auch das Gehirn und das Nervensystem.Vergrößern des Bildes
Hirnscan: Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist in der Lage, verschiedene Bereiche des Körpers anzugreifen – so auch das Gehirn und das Nervensystem. (Quelle: sudok1/getty-images-bilder)

Das Coronavirus kann auch das Gehirn angreifen und so neurologische Ausfälle wie Riechstörungen bis hin zu Schlaganfällen verursachen. Forscher der Charité haben dafür eine mögliche Erklärung gefunden.

Schon länger ist bekannt, dass viele Covid-19-Patienten unter neurologischen Symptomen wie Geruchs- und Geschmacksverlust leiden. Neben diesen oft lange andauernden Beschwerden kann eine Corona-Infektion offenbar auch schwerwiegendere Folgen haben.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) kann es zu "diffusen Hirnschädigungen mit neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten, zu einer Entzündung von Gehirn und Rückenmark oder zu Schlaganfällen kommen".

Studie: Covid-19 geht häufiger mit schweren Schlaganfällen einher

Doch nicht nur Covid-19-Patienten mit Herz-Kreislauf-Risiken erleiden einen Schlaganfall. Auch bei "gefäßgesunden" Menschen kann ein Hirnschlag auftreten. Laut einer internationalen Studie im Fachblatt "Stroke" treten schwere Schädigungen des Gehirns häufig bei jüngeren Patienten auf.

Die meisten Schlaganfälle treten normalerweise jenseits des 65. Lebensjahres auf. In einer Analyse von Covid-19-Patienten im Krankenhaus waren jedoch 46 Prozent unter 65 Jahre und 36 Prozent sogar unter 55 Jahren alt. In diesem Alter sind ischämische Schlaganfälle normalerweise selten.

Der ischämische Schlaganfall – auch Hirninfarkt oder "weißer" Schlaganfall – ist die häufigste Form des Schlaganfalls. Ursache ist eine als Ischämie bezeichnete plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns.

Große Mehrheit nach Covid-19 nicht beschwerdefrei

Beunruhigend ist laut DGN zudem die Erkenntnis, dass die neurologischen Symptome oft länger bestehen bleiben. Das zeigte eine Studie aus Italien, die bereits im Juli 2020 im englischsprachigen Fachblatt "JAMA" veröffentlicht wurde. Sie untersuchte, ob und welche Beschwerden bei Covid-19-Patienten nach der Klinikentlassung bestehen blieben. 87 Prozent der Erkrankten wiesen im Nachgang noch Symptome auf.

Die häufigsten neurologischen Folgen waren dieser Studie zufolge

  • Müdigkeit oder Fatigue, also eine anhaltende starke Erschöpfung (etwa 53 Prozent),
  • Beeinträchtigungen des Geruchssinns (etwa 16 Prozent),
  • Geschmacksstörungen (etwa 11 Prozent),
  • Kopfschmerzen (etwa zehn Prozent),
  • Schwindel (etwa fünf Prozent).

Studie der Berliner Charité: Wie SARS-CoV-2 ins Gehirn gelangt

Wie genau das Coronavirus ins Gehirn vordringen kann, war aber lange unklar. Experten der Neuropathologie, Pathologie, Rechtsmedizin, Virologie und der klinischen Versorgung an der Berliner Charité haben Erkenntnisse dazu im Fachmagazin "Nature Neuroscience" veröffentlicht.

Demnach gelangt das Coronavirus über die Nervenzellen der Riechschleimhaut direkt von der Nase ins Gehirn. Die Riechschleimhaut befindet sich in den oberen Nasenmuscheln, am sogenannten Nasendach auf beiden Seiten der oberen Nasenscheidewand. Auf ihr liegen rund zehn Millionen Riechzellen, wie der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte erklärt.

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Das Forscherteam um Prof. Dr. Frank Heppner, Direktor der Neuropathologie der Charité, untersuchte 33 Gewebeproben von Personen, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben waren – im Schnitt in einem Alter von knapp 72 Jahren. Mit modernsten Methoden analysierten die Wissenschaftler Proben aus der Riechschleimhaut sowie vier verschiedenen Hirnregionen.

Das Ergebnis: Sie konnten intakte Viruspartikel in verschiedenen Strukturen nachweisen, die Auge, Mund und Nase mit dem Hirnstamm verbinden. Die höchste Viruslast zeigte sich dabei in der Riechschleimhaut. "Auf Basis dieser Daten gehen wir davon aus, dass SARS-CoV-2 die Riechschleimhaut als Eintrittspforte ins Gehirn benutzen kann", heißt es einer Mitteilung. Gleichzeitig erklärt dies den Forschern zufolge die häufigen Störungen des Riech- und Geschmackssinns bei einer Corona-Infektion.

Wie breitet sich Corona von den Nervenzellen aus?

Allerdings geben die Forscher zu bedenken, dass bei der Studie nur verstorbene Covid-19-Patienten untersucht wurden, die zu Lebzeiten einen schweren Verlauf erlitten. Auf mittlere oder leichte Verläufe könne sie also nicht übertragen werden.

Weiterhin unklar ist auch, wie genau sich das Virus von den Nervenzellen ausbreitet. Das Forscherteam gehe davon aus, dass es "von Nervenzelle zu Nervenzelle" wandere, um das Gehirn zu erreichen. Aber auch ein Transport über das Blutgefäßsystem sei möglich, wie Daten der Studie belegen. Ähnlich verbreiten sich auch Herpes-simplex-Viren oder das Tollwut verursachende Rabiesvirus.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie
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