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Corona-Übertragung: Kann man sich beim Duschen und Zähneputzen anstecken?


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Neue Streeck-Studie
Sind Duschen und Waschbecken Infektionsquellen?


Aktualisiert am 05.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, steht in einem Labor seines Institutes in Nordrhein-Westfalen.Vergrößern des Bildes
Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, steht in einem Labor seines Institutes in Nordrhein-Westfalen. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)

Eine Studie des Virologen Hendrik Streeck hat das Coronavirus im Abwasser von Toilette und Co. nachgewiesen. Ist eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 beim Händewaschen, duschen oder Zähneputzen möglich?

Tröpfchen beim Husten, Sprechen, Singen und Niesen, Atemluft, Oberflächen und menschliche Ausscheidungen: Das neue Coronavirus lässt sich vielerorts nachweisen. Dennoch ist weiterhin nicht sicher, über welche Wege sich der Erreger SARS-CoV-2 besonders leicht auf andere Menschen überträgt. Für jene, die gemeinsam in einem Haushalt zusammenleben oder in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen untergebracht sind, dürfte das Risiko einer Ansteckung durch den engen Kontakt zu anderen jedoch besonders hoch sein.

Eine neue Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck hat nun untersucht, an welchen Orten sich das Coronavirus in Haushalten nachweisen lässt und welche Maßnahmen die häusliche Verbreitung des Erregers verhindern können.

Eine wichtige Erkenntnis: Auf Oberflächen von Gegenständen wie Fernbedienungen oder Türklinken war das Virus bei gut drei Prozent der Proben, also nur selten, nachweisbar. Vergleichsweise häufig – in rund 15 Prozent der Fälle – fanden die Forscher Viruserbgut aber in Abwasserproben aus Toiletten, Waschbecken und Duschen. Sämtliche analysierte Luftproben wurden hingegen negativ auf SARS-CoV-2 getestet.

Oberflächen offenbar kaum infektiös

Für ihre Analyse nahmen Streeck, Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und Leiter der Heinsberg-Studie, und seine Kollegen 21 Haushalte unter Quarantäne genauer unter die Lupe. Die Forscher nahmen von allen Erwachsenen und den meisten Kindern Rachenabstriche, wobei 26 von allen 43 getesteten Erwachsenen (rund 60 Prozent) positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Außerdem entnahmen sie Proben aus der Luft und dem Abwasser sowie Abstriche von Oberflächen und untersuchten diese mittels der PCR-Testung, die das Erbgut des Virus nachweist. Positive Abstriche wurden zur Analyse auf virale Infektiosität kultiviert.

Die Resultate sind teilweise überraschend: "Die häusliche Umgebung scheint überwiegend kein hohes Risiko für die Übertragung von SARS-CoV-2 darzustellen", schreiben die Forscher in ihrer Auswertung. Oberflächen in der häuslichen Umgebung hätten keine hohe Verunreinigungsrate mit SARS-CoV-2 gezeigt.

Allerdings habe sich im Abwasser von Waschbecken, Duschen und Toiletten deutlich häufiger Viren-Erbgut nachweisen lassen. Dies deute auf eine mögliche Ansteckungsquelle hin, die bisher nicht in Betracht gezogen wurde, mahnen die Studienautoren.

Wie lange hält sich SARS-CoV-2 auf Oberflächen und im Abwasser?

Die vorab als sogenannter Preprint auf dem Wissenschaftsserver medRxiv veröffentlichte Untersuchung von Streeck und seinem Team muss erst noch von unabhängigen Forschern begutachtet werden. Sie könnte aber wichtige Hinweise darauf liefern, welche hygienischen Verhaltensmaßnahmen in Haushalten von SARS-CoV-2-Infizierten sowie in Kliniken und Pflegereinrichtungen beachtet werden sollten, um eine mögliche Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Denn verschiedene Untersuchungen konnten zwar zeigen, dass das lebensfähige Virus in unbelebten Umgebungen wie der Luft, auf Edelstahl- und Kunststoffoberflächen sowie in Urin und Kot von ehemals positiv getesteten Patienten über Stunden oder sogar Tage nachweisbar blieb. Studien zur Übertragungswahrscheinlichkeit in der Umwelt gibt es jedoch bislang kaum. Es ist also noch immer nicht gesichert, ob und wie lange Viruspartikel auf verschiedenen Oberflächen und in Abwasser überleben können, um eine Ansteckung zwischen Menschen zu ermöglichen.

Wie ansteckend sind Urin und Kot?

Besonders zur Übertragung über das Abwasser könnte die neue Analyse von Streecks Team darum wertvolle Erkenntnisse bieten. Denn wie eine Studie aus China zeigt, entwickeln zwei bis zehn Prozent der COVID-19-Patienten Symptome wie Durchfall und Erbrechen. Das Erbgut von SARS-CoV-2 wurde bereits im Abwasser von Krankenhäusern gefunden, die Covid-19-Patienten behandeln. Ob die Übertragung über das Abwasser oder Sanitäreinheiten möglich ist, muss also dringend untersucht werden.

Anlass zu Panik geben die Ergebnisse von Streecks jedoch nicht. Denn obwohl sich das Virus in einem maßgeblichen Teil der Abwasserproben fand, konnten die Forscher keinen Zusammenhang zwischen den positiven Umweltproben und der Infektionsausbreitung im Haushalt beobachten. Auch gelang es den Wissenschaftlern nicht, das Virus aus diesen Proben in Zellkultur zu isolieren, also gezielt zu vermehren.

Ob das Coronavirus über verseuchtes Wasser auf andere Menschen übertragen werden kann, bleibt folglich unklar. "Es ist daher schwierig, spezifische hygienische Verhaltensvorkehrungen zu treffen, sondern eher grundlegende Hygienemaßnahmen zur Vorbeugung der Verbreitung zu nennen", schlussfolgern die Autoren.

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Forscher raten zu strikten Hygienemaßnahmen

Da eine Übertragung durch Oberflächen aber nicht ausgeschlossen werden könne, seien Hygienemaßnahmen in den Haushalten von SARS-CoV-2-infizierten Personen wichtig, um eine mögliche Übertragung durch Oberflächen zu vermeiden.

Welche Rolle die häusliche Umgebung und besonders die Abwasserbelastung in Waschbecken und Duschen für eine Übertragung von SARS-CoV-2 spielt, sollte laut Streeck und seinen Kollegen weiter geklärt werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus"
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
  • WHO: "Coronavirus disease (COVID-19) outbreak"
  • Bundesgesundheitsministerium: Informationen über das Coronavirus
  • Eigene Recherche
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