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Coronavirus und Hygiene: Desinfektionsmittel können schädlich sein


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Übertriebene Hygiene
Desinfektionsmittel können Antibiotika-Resistenzen auslösen


Aktualisiert am 26.07.2020Lesedauer: 2 Min.
Desinfektionsmittel: Es sollte nur sehr sparsam verwendet werden.Vergrößern des Bildes
Desinfektionsmittel: Es sollte nur sehr sparsam verwendet werden. (Quelle: EduLeite/getty-images-bilder)

Handhygiene ist entscheidend, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Allerdings können häufiges Desinfizieren und Waschen der Hände auch gesundheitliche Probleme hervorrufen.

Hygienetücher, antibakterielle Gels und Desinfektionssprays: Sie versprechen Bakterien und Viren fast hundertprozentig abzutöten. Doch der mehrmals tägliche Gebrauch kann auf Dauer sogar schädlich sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät deshalb, Desinfektionsmittel im Alltag nur sparsam zu verwenden.

Wie funktionieren Desinfektionsmittel?

Desinfektionsmittel werden eingesetzt, um die Keimbelastung durch Bakterien, Pilze oder Viren zu reduzieren. Wie genau ein Mittel wirkt, können Sie dem Produktetikett entnehmen. Dem Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) zufolge wird zwischen diesen Eigenschaften unterschieden:

  • bakterizid: wirkt gegen Bakterien
  • viruzid: wirkt gegen alle Viren, also behüllte und unbehüllte Viren, zum Beispiel Noroviren oder Influenza
  • begrenzt viruzid: wirkt gegen behüllte Viren, beispielsweise HIV- oder Hepatitis-C-Viren
  • fungizid: wirkt gegen Pilze

Welche Desinfektionsmittel wirken gegen SARS-CoV-2?

Das Coronavirus SARS-CoV-2 gehört zu den behüllten Viren. Sie lassen sich durch Desinfektionsmittel einfacher zerstören als unbehüllte Viren. Zur Händedesinfektion sind daher ethanolbasierte Mittel mit einem Gehalt ab 62 Prozent Ethanol wirksam.

Laut Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) müssen zur Bekämpfung von behüllten Viren mindestens Desinfektionsmittel eingesetzt werden, die "begrenzt viruzid" wirken. Auch als "begrenzt viruzid Plus" oder "viruzid" zugelassene Desinfektionsmittel töten Coronaviren ab.

Übertriebene Hygiene kann Allergien hervorrufen

Wer häufig Handdesinfektionsmittel benutzt, dürfte bemerken, dass der enthaltene Alkohol die Haut schnell austrocknet. Es ist daher ratsam, ein paar Minuten nach dem Desinfizieren die Hände gründlich einzucremen. Hinzu kommt, dass viele Desinfektionsmittel Farb- und Duftstoffe enthalten. Diese können zu allergischen Reaktionen führen. Bei Betroffenen wird die natürliche Hautflora beschädigt und es bilden sich häufig Rötungen und Ekzeme.

Wichtig: Brennt die Haut beim Benutzen alkoholischer Desinfektionsmittel, ist das kein Zeichen einer Schädlichkeit des Alkohols. Das Brennen tritt nur auf, wenn die Haut bereits gereizt oder vorgeschädigt ist.

Desinfektionsmittel können zu Resistenzen führen

Eine beschädigte Hautflora kann nicht nur unangenehme Hautreaktionen auslösen. Sie wird auch in ihrer Funktion gestört, den Organismus vor Krankheitserregern zu schützen. Sobald die Wirkung des Desinfektionsmittels verflogen ist, haben es Krankheitserreger umso leichter, in die geschädigte Haut einzudringen.

Außerdem werden die "guten Bakterien", die unsere Haut schützen, ebenfalls durch das Desinfektionsmittel abgetötet. So können Mikroorganismen wie Bakterien Toleranzen gegen bestimmte Wirkstoffe bilden. Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt davor, dass auf diesem Wege auch Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt werden können. Antibiotische Mittel verfehlen dann zunehmend ihre Wirkung.

Triclosan kann Keime multiresistent machen

Ein besonders tückischer Wirkstoff in Desinfektionsmitteln ist Triclosan. Er ist in vielen Drogerie-Gels enthalten und gilt als "Bakterienkiller". Doch mit der Zeit kann Triclosan gegen gewisse Bakterien nichts mehr bewirken. "Wie diese Resistenzen genau entstehen, wird derzeit in Forschungsprojekten untersucht.

In Laborexperimenten konnte bereits nachgewiesen werden, dass Bakterien nicht nur gegen Triclosan, sondern gleichzeitig gegen Antibiotika resistent werden", heißt es vom BfR. Der Wirkstoff stehe zudem unter Verdacht, Allergien auszulösen.

Häufiges Händewaschen kann zu Hautschäden führen

Das häufige Händewaschen in der Corona-Pandemie wird nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen Ekzeme an den Händen entwickeln. Denn Seife greift die Hautbarriere an.

Tipp: Verwenden Sie am besten pH-neutrale Waschmittel mit möglichst wenigen Zusatzstoffen.

Meist leiden Betroffene unter juckenden Rötungen und Rissen auf der Haut. Erreger können sich bei diesen Vorschädigungen besonders leicht einnisten. In schlimmen Fällen können Infektionen und Allergien die Folgen sein. Wenn Sie also Hautveränderungen an den Händen feststellen, sollten Sie umgehend einen Facharzt aufsuchen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • infektionsschutz.de
  • Bundesinstitut für Risikobewertung
  • Verbraucherzentrale Hamburg
  • Deutsches Beratungszentrum für Hygiene
  • Robert Koch-Institut
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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