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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorerkrankungen als Corona-Risiko Für viele Diabetes-Patienten ist die Corona-Gefahr erhöht
Das Coronavirus kann bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen zu einer schweren Erkrankung führen. Auch Diabetiker gehören zur Risikogruppe. Was Betroffene wissen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Welche Diabetiker sind durch Covid-19 besonders gefährdet?
- Sind ansonsten gesunde Diabetiker durch SARS-CoV-2 gefährdeter?
- Worauf sollten Diabetiker mit weiteren Erkrankungen achten?
- Ist die Einnahme von Diabetes-Medikamenten gefährlich?
- Wie verhalte ich mich bei einer Infektion mit dem Coronavirus?
- Droht ein Engpass von Diabetes-Medikamenten durch die Corona-Krise?
Diabetiker zählen laut dem Robert Koch-Institut zur Risikogruppe, gelten also als besonders gefährdet durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Das bedeutet: Statistisch verläuft die durch das Virus ausgelöste Erkrankung Covid-19 bei ihnen häufiger schwer. Wir erklären, warum Menschen mit Diabetes mellitus besonders gefährdet sind – und worauf sie in der Corona-Pandemie achten sollten.
Welche Diabetiker sind durch Covid-19 besonders gefährdet?
"Prinzipiell sind Patienten mit einem Diabetes mellitus einem höheren Risiko für eine schwerere Covid-19-Erkrankung ausgesetzt", sagt Dr. Martin Scherwinski, Facharzt für Diabetologie aus Berlin. "Dies gilt besonders für Patienten mit einem Diabetes Mellitus vom Typ 2." Diese Patienten litten häufig an weiteren Erkrankungen, die das Risiko für einen schlechten Verlauf einer Sars-CoV-2- Infektion erhöhen, so Scherwinski. Dazu würden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, starkes Übergewicht und ein geschwächtes Immunsystem gehören.
Damit fallen in Deutschland grundsätzlich viele Menschen in diese Risikogruppe. Denn hierzulande leiden laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums mehr als sieben Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) – der Großteil von ihnen an Typ-2-Diabetes.
Sind ansonsten gesunde Diabetiker durch SARS-CoV-2 gefährdeter?
Für ansonsten gesunde Diabetespatienten bestehe kein erhöhtes Infektionsrisiko mit dem neuen Coronavirus, heißt es von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Diese Angabe wird auch unterstützt durch Daten aus China. Mehrere kürzlich im Fachjournal "Clinical Research in Cardiology" veröffentlichte Studien chinesischer Forscher konnten zeigen, dass schwere Krankheitsverläufe bei jenen Covid-19-Patienten beobachtet wurden, die unter Diabetes mellitus mit zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten.
Die DDG rät aber auch ansonsten gesunden Diabetikern zu einer guten Blutzuckereinstellung und den vom RKI empfohlenen Hygienemaßnahmen:
- Halten Sie die Husten-Nies-Etikette ein.
- Waschen Sie sich regelmäßig gründlich die Hände.
- Halten Sie mindestens eineinhalb Meter Abstand zu anderen Menschen.
Worauf sollten Diabetiker mit weiteren Erkrankungen achten?
Das RKI nennt neben Diabetes unter anderem Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein schwaches Immunsystem, Atemwegserkrankungen wie Asthma sowie Krebs als die wichtigsten Faktoren, die einen schweren Krankheitsverlauf bei der Infektion mit SARS-CoV-2 nach sich ziehen können. Die DDG informiert dazu: "Patienten mit diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen an Organen wie Herz, Nieren oder Leber, sollten hohe Ansteckungsgefahren – beispielsweise große Menschenansammlungen – verstärkt meiden."
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Diese Patienten sollten tunlichst darauf achten, dass ihr Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist. Übersteigen die Werte 200 mg/dl oder 11 mmol/l , steigt allgemein das Risiko für Infektionskrankheiten. Das liegt unter anderem daran, dass ein stark erhöhter Blutzucker die Produktion weißer Blutkörperchen hemmt, die für die Immunabwehr wichtig sind.
Ist die Einnahme von Diabetes-Medikamenten gefährlich?
Medikamente wie Metformin oder Insulin wirken sich nach aktuellem Wissen nicht negativ auf eine Covid-19-Erkrankung aus. Experten empfehlen aber, die Einnahme von Metformin sowie von Sulfonylharnstoffen vorübergehend auszusetzen oder mindestens kritisch zu überprüfen, sofern Patienten unter einer schweren Infektion mit hohem Fieber von mehr als 38,5°C leiden.
Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 empfiehlt die DDG die bevorzugte Verabreichung von Insulin, da dieses Mittel vermutlich am wenigsten Komplikationen auch bei paralleler Vergabe anderer Medikamente hervorrufen dürfte.
Wie verhalte ich mich bei einer Infektion mit dem Coronavirus?
Die DDG rät Diabetes-Patienten bei einem milden Verlauf von Covid-19, die nicht stationär therapiert werden müssen, telefonischen Kontakt zu ihrem behandelnden Diabetologen oder zu ihrer ambulanten Versorgungseinrichtung aufzunehmen und Rat zu erbitten. Das gelte insbesondere bei Insulintherapie oder potentiell problematischer OAD Therapie. Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes, Menschen mit Typ 1-Diabetes und Patienten mit Begleiterkrankungen und Covid-19-Erkrankung sollten telefonisch oder telemedizinisch engmaschig kontrolliert und begleitet werden, rät die DDG.
Droht ein Engpass von Diabetes-Medikamenten durch die Corona-Krise?
Die DDG gibt diesbezüglich Entwarnung. "Vor Lieferengpässen von Diabetesmedikamenten brauchen sich Patienten nicht fürchten."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Bundesministerium für Gesundheit
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
- Deutsche Diabetes Stiftung
- Clinical Research in Cardiology: "Prevalence and impact of cardiovascular metabolic diseases on COVID-19 in China"
- Robert Koch-Institut