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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Infektionszahlen steigen Erkennen Schnelltests auch die neuen Corona-Varianten?
Die Corona-Inzidenzen steigen stetig. Schnelltests und Selbsttests rücken wieder mehr in den Fokus: Was gilt es zu beachten – und wie zuverlässig sind sie?
Der Herbst bringt eine neue Corona-Welle. Seitdem sie breit verfügbar sind, sollen Schnell- und Selbsttests helfen, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Doch viele Menschen sind weiterhin unsicher, wie verlässlich das angezeigte Testergebnis tatsächlich ist.
Wie zuverlässig sind Schnell- und Selbsttests?
Antigen-Schnelltests, ob in einer Teststation oder als Selbsttest durchgeführt, sind grundsätzlich weniger empfindlich als PCR-Tests. Sie sollen Ihnen vor allem im Alltag eine zusätzliche Sicherheit geben und insbesondere Personen mit hoher Viruslast, die sehr ansteckend sind, schnell und einfach identifizieren.
Aber: Schnelltests bilden immer nur den Moment ab. Und je niedriger die Viruslast, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Antigen-Schnelltest eine Infektion erkennt. Daher zeigen Schnell- und Selbsttest hauptsächlich in den ersten Tagen der Corona-Infektion ein korrektes Ergebnis mit höchster Wahrscheinlichkeit an.
Dieses Ergebnis bestätigt auch das unabhängige Wissenschaftsnetzwerk Cochrane. In einem aktuellen Vergleich mit 49 verschiedenen Schnelltests fanden sie heraus, dass die Infektion bei durchschnittlich 73 Prozent der erkrankten Personen mit Symptomen und starker Viruslast korrekt erkannt wurde. Bei Personen ohne Symptome und mit geringerer Viruslast lag der Anteil erkannter Infektionen durchschnittlich nur bei 55 Prozent und damit deutlich niedriger.
Wie gut die einzelnen Tests eine Corona-Infektion erkennen – ob in einer Teststation oder zu Hause –, ist zudem stark von den Herstellern abhängig. 199 von 245 untersuchten Schnelltests ermittelten eine Corona-Infektion zufriedenstellend empfindlich. Das sind etwas mehr als 80 Prozent. Etwa 20 Prozent der Tests erkannte eine vorliegende Corona-Infektion nicht immer. Zu diesem Ergebnis kam das international anerkannte Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits im Jahr 2021. Es untersuchte alle Schnelltests auf ihre Sensitivität und Spezifität.
Die Sensitivität beschreibt den Anteil tatsächlich infizierter Personen, bei denen der Test ein positives Ergebnis liefert. Die Spezifität drückt aus, wie zuverlässig der Test erkennt, ob man nicht erkrankt ist. Je näher Sensitivität und Spezifität an 100 Prozent liegen, desto genauer ist der Test.
Die vollständige Liste der untersuchten Antigen-Schnelltests mit Angabe der Sensitivität und Spezifität finden Sie hier:
- Europäische Kommission: Public Health - Gemeinsame Liste der Corona-Antigen-Schnelltests (PDF-Datei, Englisch)
Der große Unterschied von Schnell- und Selbsttests liegt in der Anwendung: Antigen-Schnelltests werden von geschultem Personal vor Ort durchgeführt und ausgewertet. Antigen-Selbsttests werden dagegen von Privatpersonen in Eigenanwendung genutzt.
Insbesondere bei Selbsttests sind Fehler bei der Probenahme nicht zu unterschätzen, schreibt das PEI. Das kann dazu führen, dass eine Infektion nicht erkannt wird, selbst wenn die Empfindlichkeit des Tests eigentlich ausreichend ist.
Ein Tipp des Bundesministeriums für Gesundheit
Machen Sie den Schnelltest am besten morgens nach dem Aufstehen. Denn dann ist die Viruslast am höchsten und eine Infektion kann am besten nachgewiesen werden.
Erkennen Selbsttests die verschiedenen Corona-Varianten?
Ja, schreibt das Paul-Ehrlich-Institut. Laboruntersuchungen zufolge erkennen Antigentests die Omikron-Variante trotz Mutation.
Denn: Die meisten Antigentests verwenden für den Nachweis spezifische Strukturen des N-Proteins, die nicht von den Mutationen in der Omikron-Variante betroffen sind. Das hat eine Anfrage des Paul-Ehrlich-Instituts und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei den entsprechenden Herstellern ergeben.
Das N-Protein ist ein Strukturprotein, das zusammen mit dem Erbgut den zentralen Bestandteil des Coronavirus bildet. Es sei wesentlich stärker konserviert als das Spikeprotein, das bei den Omikron-Varianten vorrangig von Mutationen betroffen ist, schreibt das PEI weiter. Mit dem Spikeprotein dringt das Virus in die menschlichen Wirtszellen ein.
Aber nicht alle sind der Ansicht, dass alle Schnelltests auch die Omikron-Varianten erkennen: So hat etwa ein Team um den Virologen und Professor Oliver T. Keppler die Sensitivität von neun Antigentests gegenüber der Omikron-Variante untersucht. Das Ergebnis: Bei einer hohen Viruslast erkannten die Tests eine tatsächliche Omikron-Infektion nur in 31 bis 78 Prozent der Fälle. Bei einer geringeren Viruslast wurde sie zum Teil gar nicht erkannt. Insgesamt wurde Omikron in der Studie durchgehend seltener erkannt als Delta.
Wie müssen Selbsttests gelagert werden?
Um das beste Ergebnis mit den Antigen-Schnelltests zu erzielen, ist die korrekte Lagerung und die Test-Durchführung bei Raumtemperatur wichtig, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit auf seinem Portal "zusammengegencorona.de". Lagern Sie Selbsttests weder zu kalt noch zu heiß und schützen Sie sie vor direkter Sonne. Auch in den Kühlschrank gehören Schnelltests nicht.
Der optimale Temperaturbereich der Lagerung liegt laut Herstellen in der Regel zwischen fünf bis 30 Grad. Denn: Die Antigentests sind temperaturempfindlich. Sehr hohe oder niedrige Temperaturen und Temperaturschwankungen können die Aussagekraft der Tests beeinträchtigen. Welcher Temperaturbereich bei den einzelnen Tests einzuhalten ist, steht auf der Packung und in der Packungsbeilage.
Kann ich einen abgelaufenen Selbsttests verwenden?
Auf den Schnelltests finden sich meist zwei Datumsangaben: das Herstellungsdatum und das Haltbarkeitsdatum. In der Regel liegt zwischen beiden Angaben genau ein Jahr. Das heißt, die Corona-Tests sind bis zu einem Jahr nach ihrer Herstellung bei sachgemäßer Aufbewahrung sicher verwendbar.
Ist das Haltbarkeitsdatum überschritten, kann das die Funktionalität des Schnelltests beeinträchtigen. Denn: Je länger die Testkits herumliegen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte chemische Komponenten zerfallen. Dies steigert das Risiko von falschen Testergebnissen, schreibt etwa die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA. Sie empfiehlt daher, abgelaufene Schnelltests nicht mehr zu verwenden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- cochrane.de: "Aktueller Cochrane Review: Wie zuverlässig sind Corona-Schnelltests?" (Stand: Juli 2022)
- pei.de: "SARS-CoV-2-Testsysteme". (Stand: August 2022)
- pei.de: "Antikörper- und Antigentestung" (Stand: August 2022)
- bundesgesundheitsministerium.de: "Fragen und Antworten zu COVID-19 Tests". (Stand: Oktober 2022)
- ncbi.nlm.nih.gov: "Impaired detection of omicron by SARS‑CoV‑2 rapid antigen tests". (Stand: Februar 2022)
- rki.de: "SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten sowie Virusvarianten". (Stand: Juli 2022)
- zusammengegencorona.de: "Allgemeine Infos zum Testen". (Stand: Oktober 2022)
- zusammengegencorona.de: "Selbsttest für den Nachweis des Coronavirus" (Stand: Juni 2022)
- pharmazeutische-zeitung.de: "Corona-Schnelltests weder zu kalt noch zu warm lagern" (Stand: Juni 2021)
- fda.gov: "At-Home COVID-19 Diagnostic Tests: Frequently Asked Questions". (Stand: Juni 2022; englisch)