Zweihäufigste Todesursache bei Kindern Bei Blutvergiftung entscheidet die erste Stunde über Leben und Tod
Eine Blutvergiftung wird für Kinder innerhalb kürzester Zeit lebensgefährlich. Sepsis, so der Fachbegriff, gilt nach Unfällen als zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Ein Projekt in Niedersachsen beweist, dass mehr Kinder gerettet werden können, wenn Ärzte für die Früherkennung von Sepsis geschult werden.
Ursache für eine Sepsis ist eine Infektion durch Bakterien oder Pilze. Dabei gerät die körpereigene Abwehr außer Kontrolle und greift eigenes Gewebe an. Das kann bis zum Versagen lebenswichtiger Organe führen. Nach Angaben von Frank Brunkhorst, dem Generalsekretär der Deutschen Sepsis-Gesellschaft, sind in Deutschland jährlich mehr als 175.000 Menschen betroffen - mit steigender Tendenz. Fast jeder dritte Fall endet tödlich. Vor allem bei Kindern ist eine schnelle Behandlung überlebenswichtig.
Symptome für Blutvergiftung
Zu erkennen ist eine Sepsis an Fieber, starker Abgeschlagenheit sowie Herzrasen und erhöhter Atemfrequenz.
Sepsis-Experten werden per Video zugeschaltet
In Niedersachsen sei es gelungen, die Sterblichkeitsrate bei Kindern durch spezielles Training und Betreuung von Ärzten von zehn auf ein bis zwei Prozent zu senken, sagt Michael Sasse von der Medizinischen Hochschule Hannover. Über das pädiatrische Netzwerk stehen in dem Bundesland rund um die Uhr Experten für den Notfall bereit. Sie lassen sich bei Bedarf einfliegen oder per Video zuschalten, um den Ärzten vor Ort zu helfen. Zudem organisiert das Netzwerk Weiterbildungen.
Brunkhorst findet: "Das ist vorbildlich und sollte auch in anderen Bundesländern Schule machen."
Bei Blutvergiftung kommt es auf die erste Stunde an
"Das Überleben des Kindes entscheidet sich in der ersten Stunde der Behandlung", betont Intensivmediziner Sasse. Die Krankheit werde oft zu spät erkannt. "Wenn sich die Behandlung um nur eine Stunde verzögert, steigt die Sterberate extrem an." Dabei sei die Sepsis bei Kindern mit einer "sehr aggressiven und konsequenten Sofortbehandlung" gut in den Griff zu bekommen - unter anderem mit Antibiotika.
"Bis zu fünf von 1000 Patienten in der Kinder- und Jugendmedizin haben eine schwere Sepsis", erläuterte Sasse. Tendenz steigend. Durch die moderne Medizin sei die Lebenserwartung von Kindern mit chronischen Krankheiten gestiegen - sie seien aber anfälliger für eine Blutvergiftung. Besonders häufig erkrankten auch Frühchen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.