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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Faktencheck Macht Mohnkuchen dumm und Lakritze wirklich impotent?
Rund um das Thema Essen und Trinken gibt es einige Ernährungsmythen, die sich bis heute tapfer halten. Ein Großteil ist tatsächlich nur ein Mythos, manche stimmen. Aber welche?
Käse schließt den Magen. Essig verdünnt das Blut. Und kalter Kaffee macht schön. Vielleicht kennen auch Sie solche und ähnliche "Weisheiten" rund um die Ernährung. Wir sind diesen und anderen Ernährungsmythen auf den Grund gegangen und haben dabei Überraschendes erfahren.
Mohnkuchen macht dumm
Meist heißt es auch "Mohn macht doof". Das Wort "doof" ist wiederum die niederdeutsche Entsprechung zum hochdeutschen "taub". Hier stellt sich die Verbindung zum Mohn her. Sowohl Schlafmohn als auch Speisemohn enthalten psychoaktive Substanzen, sogenannte Opiate, zum Beispiel Morphin – das als Betäubungsmitel bei starken Schmerzen eingesetzt wird. Speisemohn aus dem Supermarkt enthält allerdings sehr, sehr geringe Spuren an Morphin.
Als die Stiftung Warentest mehrere Mohnprodukte untersuchte, wurden keine gesundheitsschädlichen Morphinwerte gemessen. Hierbei wurden frischer und abgepackter Mohnkuchen, Mohnfüllungen und Speisemohn getestet. Nur zwei von insgesamt 22 Mohnkuchen hatten etwas überhöhte Morphinwerte. Verbraucher müssten jedoch mehr als sechs Kilo von diesem Mohnkuchen essen, um die gesundheitlich bedenkliche Menge zu erreichen. Fazit: Morphin in gesundheitsschädlicher Menge tritt in Mohngebäck nicht auf.
Essig "frisst" das Blut auf
Manch einer, der gern Gewürzgurken aus dem Glas isst, hat sicher auch schon einmal am essigsäurehaltigen Sud genippt, in dem sie eingelegt sind. Davor wird in Internetforen immer mal wieder gewarnt. Der Grund: Essig sei sehr "zehrend" und soll sogar das Blut "auffressen". Was nach einem Horrorfilm klingt, geht auf den Mythos zurück, dass der Essig das Blut "verdünne".
Das sei aber haltlos, schreibt der Wissenschaftsjournalist Christoph Drösser in seinem Buch "Stimmt's? Moderne Legenden im Test 3". Essigsäure, die im Speiseessig in etwa fünfprozentiger Konzentration enthalten ist, "wird im Körper ständig auf- und abgebaut, und zwar in einer Größenordnung von 50 bis 100 Gramm pro Tag", so Drösser. Da macht auch die aufgenommene Essigsäure – beispielsweise aus dem Sud von Gewürzgurken – nicht viel aus und kann das Blut nicht "verdünnen".
Info:
Falls Sie dennoch sehr viel Essig zu sich nehmen sollten, verfügt Ihr Körper über mehrere Möglichkeiten, den pH-Wert Ihres Blutes dennoch konstant zu halten. So kann überschüssige Säure über die Atmung kompensiert werden oder wird von den Nieren ausgeschieden.
Lakritze macht impotent
Falls Sie schon einmal das zweideutige Sprichwort "Lakritz macht spitz" gehört haben, vergessen Sie es wieder. Laut einer italienischen Studie senkt Lakritze beim Mann eher die Konzentration des Sexualhormons Testosteron im Blut. Deshalb können Potenzprobleme auftreten.
Dafür sollen bestimmte Substanzen in der Lakritze verantwortlich sein, die bestimmte Enzyme blockieren, die wiederum die Testosteronproduktion beeinflussen. Ein kleines Trostpflaster für Männer, die gerne Lakritze naschen: Nach viertägigem Lakritzentzug normalisiert sich der Blutspiegel wieder. Spätfolgen sind also nicht zu befürchten.
Käse schließt den Magen
Diese Redewendung wird Plinius dem Älteren zugeschrieben. Der römische Philosoph soll der Überlieferung nach am Ende jeder Mahlzeit Käse gegessen haben. Unklar ist aber, warum er das tat. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, dass das Milchprodukt seine Verdauung unterstützte – was durchaus stimmen kann: Denn Käse mit einem hohen Fettanteil wird langsamer verdaut als Lebensmittel, die zum Beispiel viele Kohlenhydrate enthalten.
Heute wird vermutet, dass der Mythos auf das Gerücht zurückgeht, das Eiweiß im Käse würde überschüssige Magensäure reduzieren. Das ist wissenschaftlich aber nicht haltbar, denn eiweißreiche Lebensmittel wie Käse zählen zu den säurebildenden Nahrungsmitteln. Sie mindern demzufolge nicht die überschüssige Magensäure. Deshalb müsste es richtig heißen: Käse verzögert die Verdauung – aber schließt nicht den Magen.
Kalter Kaffee macht schön
Dieser Mythos hat seinen Ursprung im 17. und 18. Jahrhundert. Damals war eine noble Blässe ein Zeichen von adliger Herkunft. Deshalb schminkten sich Adlige ihren Teint möglichst blass. Die kosmetischen Hilfsmittel waren qualitativ aber noch nicht so gut. Tranken die Damen und Herren beispielsweise heißen Kaffee, so konnte es passieren, dass der Dampf dafür sorgte, dass die Schminke verlief – oder aber sie erröteten leicht durch die Wärme des Kaffees.
Aus diesem Grund trank die adlige Schicht lieber Kaffee, der nicht mehr dampfte, um sich ihre Schönheit zu bewahren. Heute weiß man, dass sich im Kaffee – egal ob heiß oder kalt – Antioxidantien befinden. Das sind chemische Verbindungen, die verhindern, dass sogenannte freie Radikale in die Körperzellen eindringen können, die zum Beispiel für die Hautalterung verantwortlich sind. Deshalb stimmt der Mythos, dass kalter – aber auch warmer – Kaffee in gewissem Sinne schön macht.
Info:
Freie Radikale sind reaktionsfreudige Sauerstoffmoleküle, die Krankheiten beschleunigen können.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherchen
- Christoph Drösser: "Stimmt's? Moderne Legenden im Test 3"
- Stiftung Warentest: "Mohn – Kein Rausch in der Küche"
- Ratgeberportal gesundheit.de