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Zu viel Kalzium kann gefährlich sein


Umstrittener Mineralstoff
Zu viel Kalzium kann gefährlich sein

Von dpa
30.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Kalzium: In Milch und Milchprodukten wie Joghurt oder Käse ist reichlich Kalzium enthalten.Vergrößern des Bildes
In Milch und Milchprodukten wie Joghurt oder Käse ist reichlich Kalzium enthalten. (Quelle: Franziska Koark/dpa)

Kalzium

Milchprodukte enthalten viel Kalzium

Kalzium ist ein Mineralstoff, den der Körper in sehr großen Mengen braucht. Er hält damit Knochen und Nerven gesund und die Muskulatur in Gang. Der Vitalstoff ist in Milch und Milchprodukten wie Joghurt oder Käse, in Gemüsen wie Brokkoli und Lauch oder in Nüssen reichlich enthalten. Man kann ihn zudem mit dem Trinkwasser und kalziumreichem Mineralwasser zuführen.

Nahrungsergänzungsmittel helfen bei Mangelernährung

Einseitige Ernährungsweisen, aber auch Mangelernährung im Alter oder Krankheiten sind Gründe dafür, dass eine ausreichende Kalziumzufuhr nicht gewährleistet ist. Ein breites Sortiment an Nahrungsergänzungsmitteln, die zumeist Kombinationen aus Kalzium und Vitamin D enthalten, steht Verbrauchern dann zur Verfügung, um die Speicher wieder aufzufüllen.

Zu viel Kalzium kann zu Herz-Kreislauf-Problemen führen

"Es ist in der Tat nachgewiesen, dass die Knochengesundheit durch die Zufuhr von Kalzium als Nahrungsergänzungsmittel steigt und die Rate an Knochenbrüchen in gefährdeten Bevölkerungsgruppen sinkt", sagt Professor Armin Zittermann. Er leitet die Studienzentrale am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen und ist Mitglied der Arbeitsgruppe Kalzium bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Wer jedoch leichtfertig zu den Mitteln greift, läuft möglicherweise Gefahr, sein Risiko für Gefäßverschlüsse und einen Herzinfarkt zu erhöhen. "Mehrere hochqualitative Studien aus den letzten Jahren liefern Hinweise darauf, dass diese Nebenwirkungen auftreten können", stellt Zittermann klar.

Wann Sie auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten sollten

Die zusätzliche Aufnahme von Kalzium in Form von Nahrungsergänzungspräparaten sei vor allem dann problematisch, wenn bereits hohe Kalziumdosen mit der täglichen Nahrung zugeführt werden. Zittermann beruft sich auf eine Studie aus Schweden, deren Ergebnisse Anfang 2013 in der Fachzeitschrift "British Medical Journal" (BMJ) veröffentlicht worden sind. In der Studie war die Zahl der Todesfällen bei Frauen, die täglich mehr als 1.400 Milligramm Kalzium über ihre Nahrung und Ergänzungspräparate zu sich genommen hatten, deutlich erhöht.

Der Vitalstoff ist wichtig für Muskeln und Knochen

"Im Endeffekt hat Kalzium zwei Funktionen", erläutert er. Die größte Menge werde im Knochen eingelagert und erfülle wichtige Funktionen für die Knochenstabilität und beuge Knochenbrüche vor. Kleinere Mengen werden aber auch im Blut für die Blutgerinnung benötigt oder können zur Signalübertragung aus dem Blut in die Zellen abgegeben werden. In diesem Zusammenhang spielt Kalzium eine wichtige Rolle für die Muskelfunktion und die Reizübertragung in den Nervenzellen. So beeinflusst es auch Herzmuskulatur und Herzfunktion.

1.000 Milligramm Kalzium pro Tag sind optimal

Zusätzliches Kalzium sollte man daher nur dann einnehmen, wenn eine ausreichende Aufnahme über die Nahrung nicht gewährleistet werden kann, erklärt der Forscher. Die Einnahme solcher Präparate sollte man am besten mit einem Arzt absprechen. Dieser erkennt auch, ob überhaupt ein Mangel vorliegt. Die von der DGE empfohlene tägliche Zufuhr von Kalzium liegt für Erwachsene bei 1.000 Milligramm. Die Summe aus Nahrungsergänzung und Ernährung sollte laut dem Dachverband Osteologie (DVO) 1.500 Milligramm täglich in der Regel nicht überschreiten. Für Jugendliche liegt die DGE-Empfehlung bei 1.200 Milligramm pro Tag.

In diesen Lebensmitteln ist viel Kalzium enthalten

Idealerweise sollte der tägliche Kalziumbedarf durch die Nahrung gedeckt werden. Enthalten ist der Mineralstoff unter anderem in Milch und Hartkäse: Zum Beispiel enthalten 200 Milliliter Milch je nach Fettgehalt rund 240 Milligramm Kalzium. Auch Gemüse wie Grünkohl, Fenchel und Brokkoli ist kalziumhaltig.

Auch Vitamin D ist wichtig

Häufig werde die empfohlene Tageszufuhr an Kalzium aber nicht erreicht, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Petra Ambrosius, die dem internen wissenschaftlichen Ausschuss der Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung (Give) angehört. Wer die Ernährung nicht verbessern kann, müsse daher über eine Ergänzung mit Kalzium-Präparaten nachdenken. Auch auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung komme es an. "Vitamin D benötigt der Körper, um Kalzium aufnehmen zu können", erklärt Ambrosius. Dementsprechend enthielten die handelsüblichen Produkte üblicherweise Kombinationen aus Kalzium und Vitamin D.

So lässt sich die Kalziumzufuhr ermitteln

Auch beim Vitamin D herrsche häufig ein Mangel, vor allem im Winter, weil der Körper das Vitamin nur mit Hilfe von Sonnenlicht bilden kann. Letztlich sicher überprüfen lasse sich die individuelle Kalzium- und Vitaminzufuhr aber durch eine Nährwertfeinanalyse. "Man schreibt ein paar Tage lang auf, was man isst und trinkt", erläutert Ambrosius. "Die Ernährungsberater analysieren die Angaben anhand von Nährwertprogrammen und können dann feststellen, ob die Zufuhr wahrscheinlich gedeckt ist."

Viel hilft nicht immer viel

Ein Umdenken bei der Einnahme von Kalzium-Präparaten aufgrund der neuen Studienergebnisse sei letztlich auch bei der Knochenkrankheit Osteoporose angebracht, resümiert Professor Johannes Pfeilschifter von der Sektion Knochenstoffwechsel der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. "Früher hat man gesagt, wer einer Osteoporose vorbeugen will, sollte viel Milch trinken, viel Käse essen und selbstverständlich auch Kalziumtabletten einnehmen", erklärt er. "Nach diesem Motto 'Viel hilft viel' würde man heute nicht mehr verfahren." Jemand, der mit der Nahrungszufuhr verlässlich auf seine täglichen 1.000 Milligramm Kalzium komme, brauche keine Nahrungsergänzung.

Für Patienten mit Osteoporose ist der Mineralstoff wichtig

Ein Nutzen, es trotzdem zu machen, ergebe sich aus den bisherigen Studien nicht. Menschen mit einer nachgewiesenen Osteoporose und Kalziummangel müssen allerdings darauf achten, dass sie nicht unterversorgt sind. Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D ist außerdem wichtig bei allen Patienten, die Osteoporose-Medikamente einnehmen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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